Archiv für den Monat: November 2016

Weltreise China, Lanzhou, Langmusi, Xian, Guangzhou und Dongguan

Liebe Reisebloglesende! Ich bin aktuell immer noch in China und möchte euch bereits jetzt (und nicht am Ende der Chinareise) informieren da sich sooo viele verschiedene Dinge ereignet haben, dass schwieriger wird für mich sich an all die Details und Geschichten ohne mein Reisetagebuch zu erinnern 😉 Ist wahrlich auch kein Wunder, da ich bis zuvor in China mehr an einzelnen Plätzen sesshaft war und nicht intensiv gereist bin. Das ist nun anders und dank meiner Chinesisch Kenntnisse auch einfach(er) möglich. Nun aber Alles der Reihe nach.

In meinem letzten Beitrag war die Rede von zurück nach Bali zu kommen und unterwegs an netten Plätzen zu stoppen. Das war dann auch so, in Lumajang wurde Halt gemacht und in Bali war ich dann erneut in der Gegend im Nordosten rund um Pemuteran. In der Nähe von Gitgit hatten wir ja zuvor einen Canyon erkundet. Im Internet konnte ich Topos dazu finden und so wurde versucht den Canyon zu besuchen. Im Endeffekt haben wir in zwei unterschiedlichen Bächen zwei nette Gumpen gefunden wo man gut baden und hüpfen konnte. Es war jetzt in der Badehose etwas frisch aber dann doch sehr nett, Wasser und Umgebung war sehr sauber. Einige Tage später ging es dann zurück nach Denpasar um den Flug nach China zu erwischen. Am Strand Nähe Sanur (einer der touristischen Gegenden im Süden von Bali) wurde ich noch spontan eingebuddelt, schwimmen im Meer war aufgrund des Drecks ein nur zum Teil erfreuliches Erlebnis.

Der Flug nach Chengdu war ohne grössere Vorkommnisse. Wie erwartet habe ich meinen Anschlussflug erneut verpasst und musste diesmal „nur“ weitere drei Stunden warten. Lustig war, dass die Airline mich direkt am Flugzeug abgefangen hat und mich „express“ zum Transferschalter durchgeschleust hat. Bis jetzt war mein Passport immer mehr als zwei Minuten in Prüfung (manchmal über eine Stunde) diesmal nur 10 Sekunden, meine mit Abstand schnellste Passkontrolle in China bei der Einreise.

Nun geht es ans Eingemachte, Reisepläne für die nächsten Monate werden gemacht. Ich beschließe zuerst in die Berge rund um Sichuan zu gehen da es jetzt noch warm ist. Ich besitze aktuell nur Bergschuhe und Flipflops und es ist dann doch schon kühl in Chengdu, ich beschieße die Lücke zu schließen und organisiere mir festere Turnschuhe, Socken und leichte Handschuhe. Mit Freunden aus Chongqing ist geplant in den nächsten Wochen gemeinsam zu reisen doch aus den Plänen wird nicht und ich breche spontan nach Lanzhou auf.

In Lanzhou gefällt es mit auf Anhieb. Die Leute sind sehr nett zu mir, lächeln mich an und sprechen mit mir einfach so auf der Strasse (ohne etwas verkaufen zu wollen). Es kommt mir vor als würden Reisende hier nur 1-2 Tage in bestimmten Bereichen bleiben. Ich finde ein Hostel in einem Wohnblock, akzeptabel für einige Tage aber für länger fühle ich mich dort nicht wohl. Die Jungs rauchen sehr viel, Bad und Toilette stinken widerlich und ich kann nicht wirklich gut schlafen. Zum ersten Mal bin ich derjenige welcher die anderen Laoweis (Foreigner) zum Hotpot ausführt. Im Restaurant spricht niemand English, so mache ich die Bestellungen und erkläre den anderen Reisenden wie es funktioniert, war sehr lustig für mich. Das Wetter hier ist aktuell etwas kühler wie in Chengdu aber wenn sonnig sehr angenehm mit 15 bis 20 Grad, bewölkt teilweise schon frisch mit rund 10 Grad. Ich versuche eine andere Unterkunft zu finden und werde schlussendlich auf Couchsurfing (welches ich seit Indien nicht mehr richtig in Verwendung hatte) fündig. Im abendlichen Berufsverkehr (Lanzhou hat noch keine U-Bahn) hab ich mich dann aufgemacht meinen Host zu besuchen. Zuerst haben mich die Busse nicht mitgenommen da zu voll. Dann habe ich versucht ein Didi (Chinesisches Taxi) zu buchen aber bin dann schlussendlich zu Fuß mit Sack und Pack auf die andere Seite des Flusses spaziert und habe von einen Bus genommen. Wie ich dann in meiner neuen Bleibe bin, bin ich ganz überwältigt, wie schnell es oft gehen kann vom einen Extrem ins Andere. In den nächsten Tagen geht es gemeinsam mit meinem Couchsurfing Host die Gegend erkunden, wir quatschen viel und tauschen Reisegeschichten aus. Einige der berühmten Dinge müssen wir natürlich sehen, eine spontan von den Lokals inszenierte Chinesische Oper im Park erfrischt, die Wassermühlen am Gelben Fluss sind interessant und laden zur Betätigung ein, die berühmten und umso leckereren Lanzhou Beefnoodels habe ich verschlungen, und so weiter und so fort. Rund um die Stadt sind einige Hügel, manche davon erkunde ich, andere (noch) nicht. Auch zum ersten Mal esse ich frisch gemachte Dumplings. Bis jetzt waren meine „Jiaozi“ immer vorab gemacht und dann im Wasserdampf warm gehalten aber die frischen schmecken einfach besser. Am Gelben Fluss gibt es viele Parks und auch einige „Schwimmstellen“. An einer dieser Schwimmstellen hat ein Hund versucht die Enten zu jagen aber mit eher wenig Erfolg und großem Risiko im Fluss mitgerissen zu werden (siehe auch Foto). Auch viele lokale Dinge sehe ich, z.B. wie eine Chinesische Bücherei von innen aussieht, oder auch was es mit den vielen kleinen Feuern in der Stadt auf sich hatte (zu bestimmten Zeiten im Monat des Chinesischen Kalenders werden zu Ehre der Verstorbenen und Gottheiten Geldbündel angezündet, natürlich keine Echten denn das Verbrennen von Geld ist in China verboten).

Nach einigen Tagen in Lanzhou geht es dann weiter mit dem Bus nach Langmusi. Das letze Erlebnis in einer Chinesischen Busstation welches ich in Erinnerung habe war nicht so erfreulich, ich habe mich damals etwa 2 Stunden durchfragen müssen um den richtigen Bus und das passende Ticket dazu zu finden. Diesmal war das viel viel einfacher, ich konnte sogar für die anderen Reisenden übersetzen. Die Busreise war etwa 6 Stunden in hügeliger Landschaft, in der Ferne waren erste Berge zu sehen. In Langmusi angekommen hat es mir gleich gefallen. Der Ort selbst mutet touristisch an aber viele Unterkünfte und Restaurants sind geschlossen. Ich treffe einige Chinesische Reisende aber sehe vorerst noch keinen westlichen Reisenden. Es gibt einige Kloster und der Großteil der Bevölkerung ist Tibetisch. Es wird zwar Chinesisch verstanden aber meistens höre ich Tibetisch. Ich schätze der Ort hat etwa 3-4 Tausend Einwohner, für Chinesische Verhältnisse also sehr sehr klein. In der näheren Umgebung gibt es einige kleinere Berge. Nachdem der Ort auf gut 3000m liegt wäre das bis zu einem 4000er nur eine Tagestour quasi. Am ersten Abend fällt der Strom aus und wir sitzen im Kerzenlicht. Zum Glück gibt es einen Kohleofen, da ist es immer schön warm und gemütlich. Einige der Tibeter in meiner Unterkunft singen wirklich gut, teilweise aber auch Lieder die nach Chinesischem Marsch klingen was mich etwas wundert. Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein und ich mache eine erste kleine Erkundungstour in die Hügel hinter der Ortschaft. Aus der Erkundungstour wird die erste Bergtour und ich bin in etwa 4 Stunden auf einem der 4000er oben. Laut Altimeter hat der Gipfel nur gut 4000m aber danach in der Karte ist er mit 4100m und Mount Nianqing angegeben. Was immer dann stimmt ist nicht so wichtig, alles in allem war es eine schöne Wanderung, auch wenn ich mit einem halben Liter heißem Wasser plus den gefundenen Schnee definitiv zuwenig zu Trinken bei mir hatte. Am Abend wie ich heimkomme ist eine Geburtstagsfeier im Gange. Mittlerweile habe ich den einen oder anderen Nichtchinesen in der Umgebung getroffen und zu dritt werden wir eingeladen an der Geburtstagsfeier teilzunehmen. Zuerst geht es recht leise und langweilig zu aber später fangen die Tibeter wieder an zu singen und alle Gäste „dürfen“ ein Lied singen. Ich lasse mir etwas Zeit und die Jungs denken schon ich möchte kneifen, da fällt mir mit „dem Edelweiß“ der passende Song ein, es gefällt. Diesmal wird der Geburtstagskuchen nicht zur Kuchenschlacht verwendet, angeblich war es mit drei Stunden Autofahrt verbunden den Kuchen zu organisieren, Kostenpunkt 186Yuan. Dies ist das erste Mal, dass ich einen Kuchen in China etwas mag. In den nächsten Tagen bin ich weiter umher, unternehme zwei weitere Trekking Touren auch wenn keinen 4000er mehr. Dann plötzlich, ich bin gerade am Berg hinter einem Busch mein Geschäft erledigen, da fängt es auf einmal zu Schneien an. Aus dem bisschen Schnee wir schnell mehr und ich schaue, dass ich nach Hause komme. Nachdem die Sonne weg war ist es auf einmal sehr kalt und in den niederen Lagen gibt es vorerst Schneeregen, später schneit es. Ich wollte eigentlich die Runde weiter nach Aba, Zoige, Songpan, etc. bis nach Chengdu reisen, entschließe mich aber dann aufgrund der Wettervorhersage am nächsten Morgen den Bus zurück nach Lanzhou zu nehmen. Die Entscheidung hat sich als gut herausgestellt und was für eine Busfahrt das war. Auf der Strasse sind bereits einige Lkws abgerutscht. Teilweise parken die Trucks auch mitten auf der Strasse. Es schneit weiter und es ist Schneefahrbahn und teilweise leichter Stau. Zum Glück ist der Bus mit 6 Uhr sehr früh unterwegs. Später werden dann Ketten aufgelegt und es geht weiter. Für das erste Stück brauchen wir etwa 3 Stunden länger als geplant, damit ist aber alles noch im grünen Bereich, und schlussendlich komme ich in Lanzhou noch vor Abend an. Nach kurzer Pause hier geht es dann weiter nach Xian.

Einige der Reisenden welche ich am Weg getroffen habe hatten mir empfohlen nach Xian zu kommen. Hätte ich zuvor gewusst was mich erwartet wäre ich wahrscheinlich nicht gekommen. Die Innenstadt von Xian ist von einer Stadtmauer mit Burggraben umgeben. Die Mauer kann begangen und auch mit dem Rad befahren werden was ganz nett ist aber auch viele Touristen anlockt. Im Stadtkern selbst geht es sehr laut und touristisch zu. Ich mache die eine oder andere schlechte Erfahrung. Was ich hier mag, ist meine Unterkunft in dem nicht touristischen Teil des Muslimviertels. Nicht nur, dass ich mein Zimmer, ein 4-Betten-Dorm für mich alleine habe, nein mit 25Yuan pro Nacht ist es noch ausgesprochen günstig. In der näheren Umgebung gibt es essenstechnisch einiges zu erkunden, einen vollen Bauch bekommt man schon um umgerechnet 8-12Yuan. Nach einigen Tagen gelingt es mir Kontakt zu den Einheimischen aufzunehmen und es wird zunehmend netter. Gemeinsam mit dem Fahrrad wird die Umgebung von Xian erkundet. Das Fahrrad kann um 1Yuan pro Stunde an den diversen Fahrradständern in der Stadt ausgeborgt werden. Ich bin in einem Nudelrestaurant wo die Nudelschüsseln am Förderband daherkommen, mit verschiedenen Farben je Geschmacksrichtig (ich esse „nur“ 7 Schüsseln). Weitere Schmankerl werden verkostet, u.a. der „Chinesische „Hamburger“, lecker, viel besser als sein Amerikanischer Kollege. Eines Tages gehe ich von meiner Unterkunft auf die Strasse und es herrscht sehr dichtes Gedränge, an diesem Tag ist lokaler Markt im Viertel und die Strassen sind schwer verstopft. Es dauert fast eine halbe Stunde bis ich aus dem Gewühl draußen bin. Einige Chinesen machen mich aufmerksam, dass ich meinen Rucksack nicht am Rücken tragen soll. Es scheint als würde es in touristischen Gegenden gehäuft zu „Vorfällen“ kommen, ich habe aber bis jetzt von anderen ausländischen Reisenden noch nichts gehört und auch nichts gesehen, bin aber wie immer, etwas vorsichtig im Gedränge. Nach Xian geht es weiter in den Süden und die Ostküste hoch, so der Plan. Der günstigste Flug geht nach Guangzhou, also nehme ich den. Eigentlich wollte ich ja den Zug nehmen aber nachdem der Flug nur die Hälfte kostet habe ich mich dafür entschieden.

In der Stadt selbst fühle ich mich auf Anhieb wohl. Guangzhou ist die westlichste chinesische Stadt in der ich bis jetzt besucht habe, man sieht die Einflüsse anderer Kulturen und hört auch diverse Sprachen. Ich bin schon gespannt wie es mir in einigen Wochen in Shanghai gefällt. Meine Unterkunft ist in einer Wohnung in einem Wohnblock untergebracht. Die Anreise mitten in der Nacht stellt sich als abenteuerlich heraus, ich muss mich durchfragen, nach 6 oder 7 Personen habe ich dann aber das richtige Haus gefunden. Im Bus von Flughafen habe ich Freundschaft mit einigen Lokals geschlossen, in den Tagen danach wird gemeinsam die Stadt erkundet, gut gegessen und viel gesprochen. In einigen alten Stadtvierteln sieht man ganz lustige Gebäude die teilweise in einem gemischten Stil gebaut wurden. Viele Chinesen kommen hier her um Fotos zu machen. Generell in der Chinesischen Kultur sind Fotos sehr sehr wichtig, besonders wenn man sich damit selbst gut darstellen kann und die Farben knallig sind. So haben viele der Chinesischen Smartphone Hersteller darauf reagiert und bieten von Haus aus „modifizierte“ Kamera Anwendungen an welche die Haut weißer, das Gesicht Pickel frei und die Umgebung knallig darstellen. Eines Morgens werde ich von dem Lärm vor meinem Fenster geweckt und schaue hinaus, es findet gerade eine Feuerwehrübung statt, sieht fast wie ein Wettbewerb aus so schnell wie die herumlaufen. Nach einigen Tagen geht es weiter mit dem Zug nach Dongguan. Am Bahnhof wird mein Gepäck extra gründlich durchsucht. Zuerst verstehe ich nicht ganz was vor sich geht, dann aber ist es klar, die haben nach „verbotenen Substanzen“ gesucht. Meine homöopathischen Kugelküchen kann ich nur mittels Übersetzer erklären. Mein Brotmesser, meine Schere und mein Schweizer Taschenmesser müssen weg und dürfen nicht mit in den Zug. Da hilft alles beschweren in den diversesten Sprachen und auch vorsprechen beim Boss nicht. Ich sage, das Messer ist sehr teuer und ich verzichte lieber auf das Zugticket. Danach „erlaubt“ man mir den Bahnhof zu verlassen und die Post gegenüber zu besuchen um das Messer nach Hause zu senden. Ich hatte zuvor eine Sicherheitskontrolle mit sehr wenig Andrang gewählt, also dachte ich mir, warum nicht erneut versuchen und wolla. Später in Dongguan erfahre ich von Freunden das es vor einigen Jahren mit einem Laowei zu Zwischenfällen gekommen ist (die Rede war von großem Messer und Arm verloren) und ich daher so streng kontrolliert wurde was ich irgendwie auch verstehen kann.

Die Stadt in der ich als nächstes bin ist Dongguan. Der Grund warum ich hier bin sehr speziell, ich habe in einem Buch davon gelesen und das Buch ist in China nicht wirklich erhältlich aber Insidern bekannt. Daher wollte ich mir das ganze Vorort genauer ansehen. Nachdem in Lanzhou das Feedback bei Couchsurfing so gut war habe ich hier das selbe versucht und war überwältigt. Umgehend konnte ich mehrere Schlafplätze finden und Kontakte knüpfen. Bis jetzt hatte ich noch nie die Situation, dass in Couchsurfing alle Anfragen beantwortet wurden, dies ist nun in Dongguan zum ersten Mal geschehen was mich sehr gefreut hat. Ein Grund dafür ist, dass die Stadt selbst nicht touristisch ist, allerdings einige Expats hier leben und in den Fabriken arbeiten. Die Chinesen sind also Ausländer gewohnt aber nicht in einem sehr touristischen Sinn. Das merke ich sofort wie ich einige traditionelle Viertel der Stadt besuche, die Leute plaudern mit mir, sind nett, lassen mich von Dingen probieren aber starren mich nicht die ganze Zeit komisch an. Ich genieße es sehr hier umher zu sein. In einigen Strassen werden noch viele Dinge per Hand gemacht, so sehe ich wie die Chinesischen Drachen und Trommeln für das Frühlingsfest entstehen. Auch viele Shops sind sehr alt, wie die verkaufte Wahre und der Besitzer selbst. Man fühlt sich 20-30 Jahre in der Zeit zurückversetzt wenn man durch diese Gassen geht aber die Gegend stirbt auch langsam aus. In einigen Jahren werden auch hier, wie an so vielen anderen Orten, Hochhäuser stehen. Um eine Fabrik von innen zu sehen muss man zuerst um eine Einladung bitten. Zufälligerweise muss ein Freund von mir eine Firma besuchen und nimmt mich kurzerhand mit. Ich bin offiziell ein Client aus Europa, meine Reisekleidung passt nicht ganz zu der erzählten Geschichte aber es klappt. Die Dinge die ich sehe stimmen mich nicht extrem kritisch aber doch nachdenklich. Arbeiten und schlafen am selben Ort ist hier sehr sehr üblich, der Monatslohn liegt bei etwa 400 Euro. In den letzten Jahren sind die Löhne angeblich massiv gestiegen, daher sind viele der Fertigungen sind in andere Gegenden abgewandert. Wirklich zufrieden hatte ich das Gefühl war niemand der in einer Fabrik beschäftigt war, weder Leute mit denen ich auf der Strasse gequatscht hatte noch was ich Vorort gesehen habe. Am Abend nach dem Fabriksbesuch treffe ich mich mit Freunden um ihre Mannschaft beim Kleinfeld Fußballturnier anzufeuern. Wie es sich ergibt erreicht die Mannschaft den ersten Platz und das muss ausgiebig gefeiert werden. Wir sind gemeinsam mit den Spielern in einem Restaurant, es wird gegessen und getrunken. Nach einiger Zeit fangen einige Personen an zu singen, es klingt für mich als würden sie etwas einfordern und dann plötzlich ist jeder ganz massiv mit dem Telefon beschäftigt und auf einmal geht es rund. Ich verstehe zuerst nicht woher das Geschrei und all die Emotion kommt aber nach 1-2 Minuten ist mir klar wie der Hase läuft. In Wechat (eine Mischung aus chinesischem FB, WA und Bankaccount) werden in der Gruppe „Rote Pakete“ verschickt. Je schneller jemand auf die Nachricht drückt umso mehr Geld bekommt er, und die Mitarbeiter (bei dem Fußballteam handelt es sich um Angestellte eines Krankenhauses) haben ihren Boss aufgefordert doch ein rotes Paket zu senden und damit Geld an alle in der Gruppe zu spenden (welche schnell genug drücken). Das Ganze nimmt Fahrt auf und in Sprechchören werden die anderen aufgefordert auch etwas zu spenden. Einige Leute rennen zum Bankomat und holen Bargeld, der Boss stopft es sich ins Hemd und schickt die nächste Nachricht. Nach einiger Zeit ist das Hemd schon ganz voll und wahrscheinlich der Bankaccount vom Boss leer und andere übernehmen die Aufgabe. Es geht etwa eine Stunde so weiter, zwischendurch wird gequatscht und gesungen. Ich schätze gesamt wurden an diesem Abend wund 2000 Euro „verschenkt“, ein sehr schönes Erlebnis wenn ich zurückblicke. Tags darauf bin ich mit einigen Leuten von Couchsurfing plus Freunden mit dem Fahrrad unterwegs. Es wird während der Fahrt viel geplaudert und ich fühle mich als würde ich zu Hause am Wochenende etwas mit meinen Spetzeln unternehmen, sehr sehr nett. In den nächsten Tagen geht es in diesem Ton weiter, wobei wie immer wenn man tiefer in eine Umgebung eintaucht, höre ich auch die eine oder andere nicht so schöne Geschichte. Etwa eine Woche später geht es dann mit dem Schnellzug (500km in drei Stunden um rund 20 Euro) in die nächste Stadt, Xiamen, welche ich im nächsten Eintrag erwähnen möchte.

In den nächsten Tagen möchte ich ich via Boot einen Abstecher nach Taiwan machen, danach geht es weiter die Ostküste hoch bis nach Shanghai. Von dort fliege ich dann im Dezember nach Spanien und später dann weiter nach Bogota in Kolumbien. Aktuell bin ich bereits intensiv mit dem Spanischen beschäftigt.

Liebe Grüsse aus 厦门 (Xiamen),
Max