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Weltreise Kolumbien, Cartagena, Puerto Colombia und Trigana

In den letzten Tagen in Bogota haben wir beschlossen noch einmal gründlich herumzureisen. Vor allem die Gebiete die nicht besucht werden sollten hatten es uns angetan. So sind wir im Süden der Stadt in einigen Barrios (Vororten) unter Tags herumspaziert und es kam wie es nicht anders kommen konnte. Mittlerweile habe ich ein Gefühl dafür was mir gefällt und wo es nicht mehr so gut passt. Es hat glaub ich mit dem Verhalten der Einheimischen auf mich zu tun, zuerst sind die Häuser heruntergekommener und viele Geschäfte vergittert, später dann bekommt man zu spüren wenn mich jemand ansieht der ordentlich gekleidet ist, dann bekomme ich das Gefühl, ich sollte definitiv nicht hier sein. Wenn dazu auch noch die Strasse immer leerer und Gestalten immer düsterer werden, dann ist es Zeit umzudrehen oder einen Shop oder belebtere Gegend aufzusuchen. In einer Gasse haben wir einige Jugendliche angetroffen, sie haben uns komisch angestarrt, haben Interesse an uns gezeigt aber das Gefühl war nicht so gut, also sind wir weitergegangen. Die Jungs haben dann mittels „Gringo, Gringo“ ihre Freunde gerufen und sind uns gefolgt. Uns war das zuerst gar nicht bewusst, wir haben uns nichts dabei gedacht, sind aber glücklicherweise in eine belebtere Gegend weiterspaziert. Einheimische in einem Auto haben uns dann darauf aufmerksam gemacht, dass wir „verfolgt“ werden, dann war die Situation auch relativ schnell klar. Wir sind dann zwei weitere Strassen abgebogen und in eine belebtere Gegend gekommen und haben dort den Bus genommen, sicher ist sicher. Natürlich so wie es in dem einem Extrem zugeht so hatten wir auch Erlebnisse in die andere Richtung, ich erinnere mich noch zum Beispiel wie wir in einem kleinen Cafe in der Nähe des Stadtkerns sehr sehr nett behandelt wurden und der Preis unglaublich günstig war. Einste Stunde später dann wieder eine Situation in die andere Richtung, in Nähe Calle 1 / Carrera 1 ist definitiv kein Ort für Extranjeros (Fremde). Die Strassen waren leer und verlassen und wir haben dann das Weite gesucht.

In Kolumbien gibt es unglaublich günstige Inlandsflüge. Wir haben die Firmen Avianca und VivaColombia verglichen und uns dann für einen Flug von Avianca um 25€ von Bogota nach Cartagena vier Tage später entschieden. In Cartagena angekommen klappt alles wie am Schnürchen. Unsere neue Bleibe ist ein Airbnb welches soeben eröffnet worden ist und unser Host bringt uns einiges an Spanisch bei. Weiters treffen wir auch viele Reisende dort (da Cartagena dann doch ein etwas touristischer Ort ist) und tauschen Reiseinformationen für andere südamerikanische Länder aus. Es scheint so, als wäre es in Südamerika ähnlich wie bei meiner letzten Reise in der USA, dass viele die nähere Umgebung (Nachbarstaat, Nachbarland) bereisen. Damit sind wir mit Kontakten und Tipps für die nächsten Monate quasi eingedeckt, perfekt. Unsere Bleibe liegt in Cartagena mit Carrera 17 / Calle 39 sehr gut zwischen einerseits der touristischer Altstadt und andererseits einer lokaler Umgebung mit günstigen Essens- und Einkaufsmöglichkeiten. Zum ersten Mal in Kolumbien schlendern wir auch Nachts in großem Stil umher, die Altstadt erinnert sehr an Cadiz in Spanien, kein Wunder, die Spanier sind ja früher auch von Cadiz nach Cartagena gekommen. Ich habe mehr oder weniger das Gefühl an einem touristischen Ort zu sein, aber nachdem wir außerhalb in einer lokalen Gegend wohnen ist das nicht weiter schlimm. Am Sonntag Nachmittag wird mit großem Eifer im Parkt hinter der alten spanischen Festung Baseball gespielt. Überall sieht man Damen in traditionellem Gewand mit Früchten auf dem Kopf, doch Vorsicht, sobald man ein Foto macht wird man um ein Geschenk „gebeten“. Wie überall in Kolumbien dominieren Graffitis das Stadtbild. Auf einem der zentralen Plätze sehen wir zufällig eine spontan inszenierte Tanzvorstellung. Da geht es ganz schön schwungvoll zur Sache, eher als afrikanisch einzuordnen als mit Salsa, Merengue und Co vergleichbar. Apropos tanzen, an fast jeder Ampel versuchen Straßenkünstler mit lustigen Einfällen ein paar Pesos zu verdienen, von Trompeten- und Gitarrenspielern, Clowns, Acrobaten oder einfach nur Verkäufern oder Scheibenwäschern ist alles dabei. Im laufe der Tage haben wir die Altstadt fast vollständig erkunden und sind unter anderem auch die alten Stadtmauern in der Nähe des Strandes abgewandert. Darunter wo früher die Waffenkammern und später dann die Gefängnisse waren sind heute einige Touristenbuden. Auch den Strand haben wir mehrfach besucht und ich hatte das Vergnügen meiner Reisebegleitung die ersten Stunden Schwimmunterricht zu geben. Der grobe Plan war dann der Küste entlang weiter in den Osten zu reisen, im Endeffekt zumindest bis nach Minca, einem kleinen Bergdorf Nähe Santa Marta mit angeblich vielen Flüssen und Moskitos. Als nächster Stop entlang der Küste haben wir dann Barranquilla ausgewählt und mittels Couchsurfing eine neue Bleibe in der Nähe in Puerto Colombia gefunden.

Tags darauf sind wir mittels Minibus dahin gereist. Im Bus gab es dann kurz eine Verwirrung. Wir haben dem Busfahrer zuerst gesagt, dass wir in Puerto Colombia aussteigen wollen, der Fahrer hat aber erwartet, dass wir zu ihm nach vorne kommen. Nach Prüfung des GPS haben wir dann um sofortigen Stop mitten auf der Autobahn gebeten und sind kurzerhand die 1-2 Kilometer zur Abzweigung zurückspaziert. Puerto Colombia ist ein kleinen Dorf welches vor allem als Wochenendausflug für die Leute aus Barranquilla dient. Unsere Couchsurfing Erfahrung dort war sehr sehr speziell, vor allem weil immer viele Reisende dort waren und die „Reisegemeinschaft“ von unserem Host gut „orchestriert“ wurde. So waren diverse Regeln betreffend Teilen, Essen und Bad aufgestellt und das ganze hatte Pfiff. Sollte ich Couchsurfing Host in grösserem Stil werden wird mir das sicher ein Vorbild sein. Einen der Reisenden, ein Straßenmusikant und Gitarrist aus Brasilien hat in unserem Haus viel gesungen und auch von seinen täglichen Wirken erzählt, wo es gut zu Singen geht, und wo nicht. Wie es ist gar kein Geld mehr zu haben und so weiter. An guten Tagen verdient er 5-7€ was in Kolumbien weit reicht, das wäre auf Dauer nichts für mich. Zufällig haben wir am Stadtplatz von Puerto Colombia im alten Bahnhofsgebäude eine Galerieausstellung entdeckt, es gab gratis Wein und Snacks für alle und so wurde in heiterer Stimmung mit dem einen oder andere Local Freundschaft geschlossen. Der Zug fuhr früher vom, wie der Name „Puerto Colombia“ schon sagt, erstem Hafen Kolumbiens zum Rio Magdalena in Barranquilla um die Waren von dort weiter Inlands zu transportieren. Durch diversen Umstände sind die Schienen aber verschwunden (das unter anderem wahrscheinlich einer der Gründe warum es in Kolumbien keinen Zug gibt und die Staatsbahn Pleite gemacht hat). Der Steg welcher in Puerto Colombia heute vorhanden ist ist verfallen und gesperrt, die Waren werden heutzutage direkt in Barranquilla oder Cartagena angeliefert. In der Couchsurfingfamilie wurde nur Spanisch gesprochen, so konnten wir weiter üben und uns verbessern. Weiters haben wir viel gekocht und gemeinsam unternommen und natürlich waren wir laufend am Strand um weiter Schwimmen zu üben. Ein Ausflug nach Barranquilla durfte natürlich auch nicht fehlen, so haben wir die lokalen Märkte dort besucht, waren aber bis auf den günstigen Preis der Waren von der Umgebung, den vielen Staus, den Marktschreiern und den dutzenden Obdachlosen nicht so angetan. Eines Abends war geplant für 8 Personen Kasnocken zu kochen, so haben wir die Zutaten eingekauft und zu kochen angefangen. Zuerst dachten wir komisch, einige Personen fehlen aber dann stellte sich heraus es ist etwas passiert und eine der Personen musste ins Krankenhaus (sowie ich diese Zeilen schreibe ist alles wieder gut). In den zwei Tagen danach haben wir dann die restlichen Nocken auf unterschiedlichste Weise verkocht, mit Gemüse oder in chinesischer Suppe zum Beispiel. Nachdem es in Kolumbien eine Art Topfen gibt (heißt hier Queso Crema) habe ich es mir nicht nehmen lassen und einmal als Nachspeise Dopfenknödel gekocht, mit großem Zuspruch aber nur zwei Stück pro Person.

Relativ spontan mussten wir uns entscheiden ob wir, wie ursprünglich geplant, weiter in den Osten reisen oder der Einladung von Freunden nach Trigana im Westen im Grenzgebiet zu Panama folgen. Im Endeffekt haben wir uns für die westliche Richtung entschieden da es dort wahrscheinlich weit weniger touristisch ist und wir uns jetzt dafür gewappnet fühlen. Es folgt ein eher langer Reisetag, aufstehen gegen 6 Uhr, den lokalen Bus von Puerto Colombia nach Barranquilla erwischen. Danach in Barranquilla in den Expressbus umsteigen. Am Ticketschalter stellen wir fest, dass wir nur dann ein Ticket bekommen, wenn wir zuvor eine wiederaufladbare Karte kaufen welche allerdings mehr als das doppelte des Tickets kostet. Wir fragen zwei Lokals ob sie uns kurz ihre Karte „borgen“ und wir sparen die Gebühr der wiederaufladbaren Karte. In Barranquilla im Busterminal fährt der nächste Bus sogar Express nach Monteria ohne in Cartagena zu halten, wie nehmen diesen und sind 6h später dort. Am Weg dorthin überholt der Bus eine lange Schlange von Fahrzeugen welche an einer Baustelle warten, er wird allerdings von einem Polizisten angehalten und der Busfahrer muss den Polizisten „beschenken“ damit er weiter fahren darf. Von Monteria aus sind wir dann mit einem Minibus weiter nach Necocli gereist und nach knapp zwei Stunden dort am Abend angekommen. Wir machen uns im Finsterwerden auf um ein Hotel zu suchen, bei 25 Mil (etwa 8€) hören wir dann auf zu suchen und sind froh wieder wo angekommen zu sein.

Necocli an sich ist ein kleines Nest am Meer, ein ehemaliges Fischerdorf in einer nicht so erschlossenen Gegend würde ich sagen. Es gibt einen lokalen Markt gleich ums Eck von unserer Bleibe, dort essen wir zu Mittag (Almuerzo). Die Fischsuppe ist lecker aber nicht so billig wie erwartet. Am nächsten Tag wollen wir die Überfahrt mit dem Boot nach Trigana machen aber es regnet sehr stark, so beschließen wir noch einen Tag in Necocli zu bleiben. Der Preis für die etwa einstündige Bootsfahrt ist mit 50 Mil ganz schön hoch und wie wir beim Pier sind wird uns mitgeteilt, dass wir nur 10kg mitnehmen dürfen und jedes weitere Kilo 1 Mil extra kostet. Wir haben natürlich jede Menge Lebensmittel für unsere Freunde eingekauft und unsere Rucksäcke sind bis oben angefüllt. Meine Begleitung wollte das nicht so ganz einsehen und hat sich dann lautstark in gebrochenem Spanisch aufgeregt und gemeint, dass sie eine sehr leichte Person sei und der 100kg Brocken neben ihr nicht extra bezahlen muss und das dies nicht fair sei. Kurz darauf ist einer der Supervisor erschienen und wir durften unsere 4 Gepäckstücke für nur 10 Mil mitnehmen, ein Schnäppchen sozusagen. Bei der Passkontrolle gab es dann weitere Probleme, angeblich wird die Route regelmäßig von illegalen Einwanderern in die USA frequentiert und wir durften erst nach zwei Telefonaten mit der Immigration-Office auf das Schiff. Auf Verdacht und nach den Erfahrungen in Indonesien habe ich gleich die Regenjacke und lange Hose angezogen. Darüber gab es verpflichtend für alle eine Schwimmweste. Nach wenigen Minuten Fahrt hat es dann wieder zu regnen begonnen und mir kam so vor, als wären wir die einzigen gewesen die im peitschenden Regen bei mittlerem Seegang nicht gefroren haben. Wie wir in der Bucht in Trigana ankommen hoffe ich, dass die vielen anderen Touristen nicht aussteigen und die Hoffnung wird belohnt, nur wir und ein alter Mann steigen aus, alle anderen reisen weiter in den Norden nach Carpurganga.

Der Strand in Trigana gefällt uns sehr gut, es ist idyllisch hier und lokal. Ich fühle mich so ähnlich wie in dem abgelegenen indonesischem Fischerdorf indem ich war. Wir treffen die ersten Einheimischen am Strand, wir fragen nach unseren Freunden, man hilft uns und wir stapfen im Regen zu unserer neuen Bleibe und werden dort herzlichst empfangen. Es ist dort ein bisschen wie in einem Traum, eine Oase mitten im Jungle. Das Obst und Gemüse wächst rasant und das Essen ist somit vitaminreich und sehr lecker. Schon bald lernen wir die Nachbarn einige lokalen Gebraüche kennen. Unser Schlafplatz ist unter einem Palmdach am Dachboden mit Moskitonetz. Die Umstellung für mich hat 1-2 Tage gedauert aber danach schlafe ich ganz tief und entspannt. Nach einiger Zeit kommen Erinnerungen an Auroville im Sünden von Indien auf. Der Tagesrhythmus ändert sich etwas, wir gehen früher schlafen, meist 1-2 Stunden nachdem es finster wird und werden in der Früh von den Vögeln geweckt. Es gibt drei kleine Shops in der Nähe aber das meiste wird einmal pro Woche mittels Cargoboot von Turbo aus angeliefert, wenn es kommt. Im Garten habe ich einen besonders markanten grünen Frosch gefunden (siehe Foto), dieser wird von den Einheimischen für Giftpfeile verwendet. Von einem der Bäume pflücken wir einige Früchte, reiben diese und machen daraus eine blaue Paste. Diese wird traditionell zum Bemalen des Gesichtes verwendet, wir nützen sie um uns die Haare zu färben und den Körper zu bemahlen. Ich bekomme u.a. ein chinesisches Gedicht auf den Rücken aufgemalt. Die Ameisen sind hier viel aktiver und aggressiver als bei uns zuhause. Die großen schwarzen werden von den Einheimischen als „mañana pasada“ (in Deutsch: morgen vorbei) bezeichnet da es sehr brennt und angeblich bis morgen dauert bis es gut ist. Für mich hat die Variante mit nasser Erde draufreiben gut funktioniert um den Schmerz nach einem Biss zu stillen. Anders hat es bei den Moskitos ausgesehen. Nachdem dort Beginn der Regenzeit war, waren wir jeweils Morgens und Abends umschwärmt von den Blutsaugern. Ich habe nach einiger Zeit mit dem Zählen der Stiche aufgehört, aber auf meinem Rücken waren es sich über 50, mittlerweile sind aber alle wieder verschwunden. Die Ameisen schneiden in großem Stil Blätter von bestimmten Bäumen und transportieren diese zurück zu ihrem Nest. Das bringt ganz lustige Ameisenstrassen kreuz und quer mit sich. Um einen Baum zu schützen folgt man der Ameisenstrasse zum Nest, dort werden von den Ameisen kleine Haufen außerhalb gemacht um die Ausscheidungen welche nicht verwendet werden können zu deponieren. Diese werden gesammelt und in einem Ring um den Baum gestreut, dadurch betreten die Ameisen die Baum nicht mehr und er kann sich erholen. Etwa zwei Wochen später muss man das ganze wiederholen damit die Wirkung aufrecht bleibt. (Interessant wäre zu wissen ob so etwas ähnliches auch in Österreich funktionieren würde). Im Hinterland besuchen wir gelegentlich eine Farm. Es ist dort sehr idyllisch und quasi moskitofreie Zone. Wir kochen mit Holzfeuer, ernten und essen was die Natur so hergibt und so weiter. Ich bin dann mit Holzarbeiten im Sekundärwald beschäftigt um den Zugangsweg freizuhalten und danach pflanzen wir einige Setzlinge von Urwaldriesen in die Schneise. Ich bin gespannt wie das in einigen Jahren aussehen wird. Eines Nachmittags verbrennen wir altes Zeug in einer Grube inmitten einer Wiese und flusch fährt der Wind hinein und das Feuer breitet sich aus. Drei Leute mit Besen braucht es um das Feuer unter Kontrolle zu bringen, den Effekt den trockenes Gras und Wind mit sich bringt hätte ich völlig unterschätzt. Am Meer versuchen wir uns natürlich mit weiterem Schwimmunterricht und schön langsam gelingt das gar nicht schlecht. Ich versuche mich auch an der Harpune, zuerst fange ich noch Nichts und bin mehr mit dem Drumherum beschäftigt, rauf- und runtertauchen, Harpune laden, Brille von Wasser säubern, etc. Beim zweiten Mal hatte ich das mit dem Zielen schon besser im Griff und habe einen Fisch erwischt. Wie ich diesen dann von der Harpune lösen will auf einmal ein Schmerz in meiner Hand, der Fisch hatte hinten einen versteckten Stachel. So bin ich mit Fisch zum Ufer und habe ihn noch an dem Pfeil nach Hause gebracht wo wir ihn nach xiamesischer Art zubereitet und verspeist haben. Beim Arbeiten mit der Rulla, einer zweihändigen Machete passiert es manchmal das die diversen Äste oder kleineren Bäume meine Hände und Arme anritzen. Um eine Infektion in dieser Umgebung zu vermeiden sollte man natürlich sofort jodieren und verbinden, jedoch bringt erstaunlicherweise Kurkuma ähnliche Eigenschaften mit sich. Zuerst reiben, danach das Geriebene zusammen drücken und auf die Wunde tropfen lassen. Es brennt zuerst fürchterlich aber 1-2 Tag später ist die Wunde zu. Einziger Nachteil, man wird etwas gelb davon und auch die angrenzenden Kleidungsstücke.

Zum ersten Mal sind wir in Kolumbien in einer Gegend die vom Paramilitär kontrolliert wird, was natürlich einige interessante Geschichten mit sich bringt. Einige Auszüge davon möchte ich nun wiedergeben, wobei ich betonen muss, dass es sich dabei lediglich um „Geschichten“ handelt welche ich nicht im Detail verifiziert habe. Vorerst der Versuch einer schwammigen Begriffserklärung. Militär und Polizei sollten ja grundsätzlich von der Regierung „kontrolliert“ werden und die aktuelle Gesetzeslage quasi ausführen. In Kolumbien hat man eher das Gefühl es handelt sich dabei mehr um eine Idee als ein bindendes Gesetz und wer genügend Kontakte, Geld oder beides hat kann die Situation zu seinen Gunsten beeinflussen. Unter Paramilitär versteht man grundsätzlich einen Überbegriff von verschiedenen bewaffneten Gruppen welche ein oder mehrere Gegenden kontrollieren. Viele der Gruppen sind miteinander verfeindet, andere arbeiten zusammen. Oftmals sind die Spitzen von Militär und einer paramilitärischen Gruppe nicht gut aufeinander zu sprechen, die ausführenden Organe darunter haben sich aber schon längst arrangiert und so wird bei Truppenbewegungen meist zuerst eine nicht offizielle „Vorwarnung“ gesendet damit die dort ansässige Gruppe das Feld rechtzeitig räumen kann. Viele der „Paras“ haben sich in den letzten Jahren offiziell „ergeben“. Das hatte vor allem mit einer Initiative von Präsident Velez zu tun um das Land international gut darzustellen. Im Hintergrund aber sind die mit dem Präsidenten in Verbindung stehenden „guten“ Gruppen bevorzugt worden und die anderen als „schlecht“ dargestellt und entsprechend behandelt worden. Weiters haben sich viele der Leute nur in die Listen eingetragen um monatlichen Betrag zu bekommen und nicht weil sie zuvor militärische Akteure waren. Ähnliches gilt für viele der sogenannten „Rebellen“ die sich angeblich „ergeben“ aber dann einfach zu den Paras gewechselt haben. Kolumbien hat jetzt sozusagen besseres Marketing, die Probleme im Hintergrund sind besser verschleiert aber immer noch vorhanden (wie man in gewissen Situationen auch immer wieder merkt).

In der Gegend rund um die Grenze zu Panama im Norden von Choco findet im Hinterland massiv Drogenanbau statt. Das ist jetzt kein Geheimnis, das müsste sogar auf Wikipedia in der Beschreibung der entsprechenden Region zu finden sein. Die aktuell ansässigen Paras unterstützen und schützen das entsprechend. Die wenigen offiziellen Autoritäten in der Region sind natürlich gut „geschmiert“ und so war es bei einer Razzia im Morgengrauen das Militär aus Cartagena welches die Verhaftungen durchgeführt hat. Viele der niederrangigen Druglords sitzen nach wie vor im Gefängnis aber die Bosse sind mittels ihrere Rechtsverdreher schon wieder auf freiem Fuß. Ich hoffe irgendwann in der Zukunft Kolumbiens dass das mit der Einführung eines Rechtssystem auch gelingt. In einer benachbarten Farm im Hinterland sind auf einmal mehrere Typen mit Uniformen und MGs aufgetaucht und wollten eine Zusammenarbeit einfordern. Die Ansässigen dort wollten dies aber so nicht und haben daraufhin die Zusammenarbeit verweigert, aber eine Kuh zur Mitnahme angeboten. Nach einem mehrstündigem hin und her hat man sich dann darauf geeinigt, dass Uniform und MGs in Zukunft nicht mehr notwendig sind und sie einfach „normal“ vorbeikommen sollen und die Kuh abholen. In den Gebiete die von den Paras kontrolliert werden stellt der Boss der jeweiligen Gruppe ähnlich einem Diktator das jeweilige Recht dar. So werden zum Beispiel mit oft lustigen Regeln lokale Streitigkeiten geschlichtet. Weiters wird auch Infrastruktur geschaffen, nur etwas anders als gewohnt. Zum Beispiel wird eine Strasse benötigt so müssen alle welche in der näheren Umgebung wohnen ran und je zwei Tage in der Woche dort arbeiten oder sich freikaufen. An der Küste kommt es auch immer wieder zu den diversen Gegebenheiten. Oftmals werden Pakete angeschwemmt, dann werden diese von den Einheimischen versteckt und gegen Finderlohn zurückgegeben. Auch im Falle einer Verfolgung kommt es des öfteren vor, dass die lokale Bevölkerung als Versteck für die Ware verwendet wird bis die Situation wieder besser ist, dann wird die Belieferung fortgesetzt. Nun aber genug der „Geschichten“.

Die Reise geht nun weiter in den Süden zuerst nach Medellin, dann in die Kaffeehügel rund um Armenia und dann via Cali nach Ecuador, oder so ähnlich. Weiteres im nächsten Blogpost.

Alles Liebe,
Max