Archiv für den Monat: Januar 2015

Weltreise Indien, Auroville

In Puri habe ich dann im neuen Jahr neben Surfen angefangen, kleine Dinge aus Holz zu bauen. Zu Beginn eher als kleine Nebenbeschäftigung gedacht hat mir das dann doch ganz gut gefallen (und natürlich auch den anderen). Als nächstes wollte ich nach Lucknow in den Norden oder Chennai in den Süden aufbrechen. Ich hatte wie schon des öfteren beide Traintickets gebucht um 2 Tage vorher dann eines um 100Roupien zu stornieren. Im Endeffekt ist es dann Chennai geworden, da es im Norden zu dieser Zeit kalt ist und ich zwar in Lucknow mein Hindi vertiefen könnte, aber ich genauso gut etwas Oria und Tamil lernen könnte/sollte.

In Chennai angekommen hat es mir nicht so gut gefallen, da ich in dem Nationalpark in der Nähe von Puri die Natur und Ruhe genossen habe, so bin ich weiter in Richtung Auroville aufgebrochen. Meine erste Unterkunft war in der Nähe des Strands, so bin ich oft dort gewesen und habe mit den Wellen gespielt oder einfach nur die Zeit mit Freunden genossen. Um herum zukommen habe ich mir dann ein Motorbike besorgt, die Kriterien waren mehrere Gänge und zwei Leute mitnehmen zu können. Nach einigen Tagen hat das dann auch ganz gut geklappt mit dem Bike und ich bin in Auroville umher. Auroville selbst ist eine Gemeinschaft aus verschiedenen Communities welche sich verschiedenen Dingen verschrieben haben. Es gibt keinen Besitz im westlichen Sinn und die Dinge funktionieren anders. Die Kultur ist eher westlich alternativ ausgerichtet und ich genieße es, wie z.B. die Rosinenschnecken und Topfentaschen aus der French Bakery. Es ist unglaublich wie viele interessante Menschen einem hier begegnen. Wer hier Smalltalk sucht wird nur schwer fündig.

Ich habe dann verschiedene Volenteer Plätze angesehen und bin schlussendlich in einem Wald hängen geblieben. Dort haben wir, die lokalen Tischler, andere Volenteers und ich, kleine Unterkünfte gebaut und die Küche aus bzw. umgebaut. Es war sehr interessant für mich zu erfahren, wie man mit wenigen Tools soviel machen kann bzw. auch die traditionelle Art zu Tischlern und wie man einen Wald in einer Wüste hoch zieht. Es ist ein spezielles Gefühl seine eigene Unterkunft zu bauen. Leider gab es wie in Indien üblich immer wieder Verzögerungen, so ist die Hütte wahrscheinlich erst nächsten Monat fertig. Im Wald selbst waren es toll, sehr ruhig und viele Tiere zu sehen. Im Gegensatz zu den Nationalparks wo ich bis jetzt war hat es hier vor Tieren nur so gewimmelt.

Eines Abends hatten sich dann Gerüchte von einem Mord in einem Dorf in der Nähe herumgesprochen, alle Geschäfte wurden geschlossen und mir ist blöderweise genau an diesem Abend der Benzin ausgegangen. Ich habe dann andere Bikes angehalten und wir haben Benzin direkt aus dem andere Tank genommen. Die Situation hat sich dann verschlimmert, die Familie des Ermordeten ist dann zurück und hat jemand aus der andere Familie umgebracht und dann ging es wieder retur. Nach 5 mal hin und her habe ich aufgehört zu zählen. Wie ich dann die Einheimischen gefragt habe war ich wieder beruhigt. Angeblich passiert das alle paar Jahre mal, ist in Tamil-Nadu üblich und nennt sich Riot. In diesem Fall war eine Liebesgeschichte dahinter, da gehen in Indien die Wogen schon mal hoch.

In Auroville selbst gibt es soviel zu erleben und entdecken, so muss ich glaub ich nochmals hierher kommen (wobei das für viele anderen Orte in Indien auch zutrifft). Aktuell geht es zurück nach Delhi um ein weiteres Visum für das nächste halbe Jahr in Indien zu organisieren. Ich hoffe es geht alles glatt, sollte das mit dem Touristenvisum nicht klappen werde ich es über meine Kontakte versuchen.

Als Nächstes ist die Canyoning Unterstütztung in Dajeeling geplant. Ich gehe davon aus, dass dies eine sehr intensive Zeit werden wird und melde mich wahrscheinlich erst danach wieder.

Liebe Grüße,
Max

Weltreise Indien, Nagaland und Kolkata

Herzlich willkommen zum ersten Blogpost im Jahr 2015. Ich hoffe ihr seit alle gut „umigrutscht“. Auch dieses Jahr ist geplant meine Reise in Indien fortzusetzen und dann ev. nach ein, zwei kleineren Ländern weiter nach China zu reisen (aber wer weis schon wie das dann genau passieren wird). Wie versprochen nun hier ein kurzer Bericht zu Nagaland und Kolkata.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass ich mich in Nagaland sehr sehr wohl gefühlt habe was vor allem durch die netten Begegnungen mit den Einheimischen zustande gekommen ist. Das Hornbill Festival an sich war zwar ganz nett, aber irgendwie komisch, aber alles der Reihe nach. Zuerst waren wir (Tae und ich) in Dimapur unterwegs und sind dann nach einigen Tagen nach Kohima, der Hauptstadt von Nagaland aufgebrochen. Mit dem Satz „Naga Khana Tschaie“ was soviel bedeutet wie wir benötigen bitte lokales Esssen sind wir dann auch kulinarisch in eine neue Welt eingetaucht. In Nagaland gibt es sehr viel Schwein zu essen und quasi kaum Vegetarisch, was im Gegensatz zu Indien eine willkommene Abwechslung darstellt. Auf dem Weg zu Kohima sind wir dann an Ananas Plantagen vorbeigekommen und haben frische Ananas direkt vom Feld gekauft. Um 45cent pro Stück und dann so lecker, ich vermisse sie jetzt schon. In Kohima angekommen haben wir dann herausgefunden, dass unsere Unterkunft etwas ausserhalb in Kisama liegt was sich aber als perfekt herausgestellt hat, da der Hauptteil des Festivalgeländes genau gegenüber, also in 2min erreichbar war. Apropos Unterkunft, wir haben vorab in Varanasi etwa 20 Unterkünfte angerufen und bis zu 5000Roupies pro Tag angeboten und gebeten weitere Optionen zu prüfen. Zu Beginn hat es so ausgesehen, also ob wir keine Unterkunft bekommen, dann haben sich zwei Dinge aufgetan. Ein Dorm in einem Homestay und ein Hotelzimmer. Ich habe dann aus dem Gefühl heraus für das Homestay entschieden was sich im Endeffekt als perfekt herausgestellt hat. Die Herzlichkeit mit der wir dort verwöhnt worden sind war unglaublich (später habe ich erfahren, dass wir eigentlich in den Kinderzimmern schlafen und das Haus nur während des Festivals für Besucher offen steht … normalerweise).

Am Festival angekomen war ich etwas verwirrt, viele der Tribes haben sich so verhalten als wären sie gezwungen worden hier zu sein und waren so gar nicht in Festival Laune, ich hatte irgendwie dss Gefühl in einem (sorry) Zoo zu sein anstatt auf einem Festival. Nach einiger Zeit war ich dann aber doch beeindruckt von den unterschiedlichsten Darbietungen und farbenfrohen Kostümen. Highlight war sicher der Poleclimbing Contest, die Teilnehmer mussten an einem in Fett eingeriebenen etwa 6m hohen Bambus hochklettern. Um das zu schaffen wurde kräftig Sand verwendet um den Bambus zu säubern. Nach einiger Zeit haben die Teilnehmer versucht soviel Sand wie möglich in ihre Kleidung zu packen, dann den Bambus hoch, festklammern und Sand zum Säubern verwenden, was für ein Spektakel.

Nach Gesprächen mit einigen Lokals und auch anderen Personen hat sich abgezeichnet, dass Nagaland seit vielen Jahren unabhängig sein möchte aber unter indischer Kontrolle und Militärrecht steht, viele Dinge passieren die nicht ganz sauber sind und auch die lokalen Stämme zu einander und zu den Nachbarstaaten haben oftmals gewaltsame Auseinandersetzungen. Alles in allem eine verzwickte Situation, die ich aktuell nicht ganz über blicke weshalb ich lediglich die Infos die ich bekommen habe als indirekte Zitate wiedergeben möchte. Eines war im Gespräch mit einem unserer Fahrer zum Thema Alkohol, grundsätzlich ist Nagaland ja ein drystate bis auf selbst gebrautes z.B. Reis Bier, aber es sind alkoholische Getränke überall erhältlich. Laut Aussage des Fahrers hat sich das indische Militär mit dem „nichterlaubten“ Alkoholhandel eine netten Zuverdienst und damit auch Kontrolle gesichert. Bei einem Rockcontest (Wow, der Level und die Musikalität der Nagas ist ziemlich gut) wurde vor mehr als 10000 Leuten von der lokalen Band Adams Apple als Einleitung zum Song Darwin’s Law folgendes verlautet: „We all have been raped, murdered and beaten up just because the way we look“. Ich glaube ihr könnt euch ausmahlen wie die Reaktion des Publikums auf diese Aussage war. Dann im Gespräch mit einem Lokal habe ich erfahren, dass die Nagas zwar offiziell keine Steuern und keinen Strom zahlen, aber Shops regelmäßig vom Militär besucht werden und ein Grossteil der Einnahmen abgegeben werden muss. Betreffend des Hornbill Festivals war in den indischen Zeitungen natürlich nur positives zu lesen, hier und auch bei den Ansprachen und Texten der Artisten ist einiges der Zensur zum Opfer gefallen. Ich für meinen Teil werde die Einladungen die ich nach Nagaland erhalten habe wahrnehmen (sofern zeitlich möglich) und möchte, nicht selbst werten, aber doch einige ungehörte stimmen zu Wort kommen lassen. (Wie kann es sein, dass ich vier Monate in Indien bin und von den Themen in Nagaland bis dahin genau null erfahren habe?)

Glaubt bitte nicht auf Grund der obrigen Infos, dass es mir in Nagaland nicht gut gegangen wäre, es gibt während meiner Reisen oftmals zwei Seiten aber in diesem Fall hat die freundliche offenherzige Art der Lokals deutlich überwogen, was neben Neugier und Tatendrang der Hauptgrund ist warum ich wieder zurückkommen möchte.

Nach Nagaland ging es dann ausnahmsweise per Flug über Bangladesch nach Kolkata. Die Stadt ist anders, irgendwie bis auf ein, zwei Ecken nicht wirklich touristisch und angeblich außer im Winter sehr sehr warm und schwül. Ich bin bei einer Familie untergekommen und bin gemeinsam mit anderen Reisenden auf Entdeckungsreise gegangen bzw. habe die Tage nach der intensiven Festivalzeit genutzt um etwas zu entspannen. Seit Varanasi hat mich eine, diesmal längerwierige aber nicht so intensive Lebensmittelgeschichte erwischt. Tageweise gehts mir gut, dann wieder ein zwei Tage kaum Energie übrig. Die Leute wissen sich hier zu benehmen und sind nett zu einander und zu mir, zu mindestens meistens. Ein Verhandeln um den Preis ist nicht wirklich notwendig. 2-3Roupies fuer einen Tee, 6Roupeis fuer 15min Shared TukTuk. Auch kulturell gefällt es mir hier gut, ich besuche mal allein, mal gemeinsam mit anderen Theater- und Tanzvorstellungen. Nach der Stadt geht es in die Überschwemmungsgebiete nördlich von Kolkata nach Sunderbands. Erstmal seit langem ist es mal wieder so richtig ruhig. Ich genieße die Zeit, darf jeden Abend musizieren und untertags gibt es diverse Ausflüge um die Tiere zu beobachten. Nach einigen Tagen ging es dann zurück nach Kolkata und weiter mit dem Zug Richtung Puri.

LG und bis bald,
Max