Archiv für den Monat: Juli 2017

Weltreise Peru, Lima, Nazca, Abancay und Cusco

Mittels Bus geht es als Nächstes von Huaraz nach Lima. Wir haben unseren Sitz zwei Tage vorher reserviert, in der ersten Reihe im Bus und so haben wir während der Fahrt eine schöne Aussicht. Als wir die Berge verlassen und auf die Küste treffen kommt es uns vor wie in einer Wüste. Der Wind vom Meer her verweht den Sand in die unterschiedlichsten Formen und es ist sehr schön anzusehen. Als wir näher an die Stadt kommen sieht man viele Sprüche in großer Schrift auf den Hügeln umher, „Christo Vive“ (Jesus lebt) ist derjenige den wir am öftesten entdecken. Unsere Unterkunft ist diesmal bei einer sehr netten Familie aus Venezuela. Wir kochen oft und gerne dort, unsere Lieblingsspeise aktuell ist Gemüse vom lokalen Markt, jeweils mit Nudeln oder Reis gemischt und auch als Salat, lecker. Im Vergleich zu Huaraz kommen uns die Märkte in Lima ziemlich teuer vor, ist aber auch kein Wunder, Lima liegt ja quasi inmitten eines großen Sandhaufens. In Peru wird scheinbar gerne und oft auf der Straße protestiert, es kommt einem schon fast so vor, wie in Spanien wo das ja auch sehr üblich ist. Als wir den ersten Tag in der Innenstadt verbringen finden wir schon den ersten Protest, in diesem Fall ging es um die Kürzungen der Pensionen. Die nächsten Tage wurde dann als letzte Vorbereitung für das Examen genutzt und dann am Tag des Examens waren wir beide etwas angespannt. Mittlerweile wissen wir, es wurde bestanden, hurra und Gratulation an Bao Yu. Tags darauf sind wir wieder in der Stadt umher und siehe da, schon wieder ein Protest. Diesmal vor der Wahlbehörde, um was es da wohl ging? Dann beim Bestellen des Mittagessens erwischt es uns zum ersten Mal sprachlich, folgendes passiert. Wir finden ein kleines nettes Restaurant und das Mittagessen (in Spanisch Almuerzo) ist für Lima nicht teuer („nur“ 8 Soles). Auf der Speisekarte stehen Suppe, Fisch und Huhn. Wir bestellen ein Almuerzo para compartir, also zum Teilen und als Primero Suppe und als Segundo Fisch. Das Erste was uns komisch vorkommt, die Suppe und der Fisch werden gemeinsam serviert und der Fisch ist für ein Segundo, also die Hauptspeise ziemlich klein und roh (aber lecker). Später wie wir dann gefragt werden was wir als Hauptspeise wollen ist uns das Missverständnis klar. Wir haben zwei Vorspeisen bestellt, macht aber nichts, wir erklären das Missgeschick und bestellen danach nur ein Hauptgericht. Nach dem Essen geht es weiter in die Altstadt. Am Plaza de Armas, welcher ja meistens den Stadtmittelpunkt markiert geht Bao Yu kurz eine Runde mit der Kamera und ich setze mich auf eine Bank. Zwei Minuten später werde ich von einer Gruppe Schülerinnen belagert die für den Unterricht ein englisches Interview machen und mit dem Handy aufnehmen müssen. Die waren schon ganz schön nervös, aber ich habe dann etwas auf Spanisch nachgeholfen und dann hat das schon funktioniert. In Chinatown und auf diversen lokalen Märkten haben wir wieder einen neuen Saucen Vorrat für Bao Yu erstanden, wie im Bild ersichtlich war die Freude darüber groß. Wir haben in Lima auch versucht diverse lokale Busse zu verwenden aber zu Beginn war das alles sehr unübersichtlich. Unser Host hat uns einige Infos gegeben was anfangs ganz gut war aber erst wie wir später die App TuRuta entdeckt haben konnten wir uns etwas besser zurechtfinden. Einen Nachmittag haben wir am Strand den Strand besucht, war aber eher nicht so gemütlich, an Schwimmen nicht zu denken. Am letzten Abend hat unser Host dann seinen Geburtstag mit Freunden gefeiert und uns auch dazu eingeladen. Es gab diverse traditionelle venezolanische Gerichte, eines davon sei zwecks der Einfachheit kurz erwähnt: Man nehme Maismehl, Wasser und etwas Salz, forme daraus Krapferl mit etwa 6-7 cm Durchmesser und eineinhalb Zentimeter dick. Diese dann in der Pfanne beidseitig mit ganz ganz wenig Öl backen bis sie durch sind. Danach noch warm mit dem Messer in der Mitte aufschneiden und etwas Topfen, Wurst- und Käsescheiben hineingeben, lecker. Wir müssen die Feier dann leider frühzeitig gegen Mitternacht verlassen da wir uns für den günstigsten Bus nach Nazca entschieden haben und deshalb gegen 5 aufstehen müssen.

Die Busfahrt nach Nazca verläuft ohne große Ereignisse. Wir sind fast alleine im Bus und schlafen etwas. Nazca ist ein touristischer Ort und berühmt für die „Nazca Lines“, also lustige Figuren in der Felswüste welche sich oft mehrere Kilometer erstrecken und angeblich mehrere tausend Jahre alt sind. Die Figuren sieht man am besten vom Flugzeug aus, aber die knapp 100 USD fuer den Flug wollten wir dann nicht so recht investieren. Wir sind dann mittels lokalem Bus zu einem Aussichtspunkt in der Nähe gefahren und konnten einige Linien von dort aus sehen, war aber nicht wahnsinnig beeindruckend. Auf dem Weg zurück haben wir dann kurzfristig Hitchhiking versucht was bereits nach wenigen Minuten geklappt hat. Wir wohnen in Nazca etwas außerhalb, oberhalb eines Restaurants und dürfen sogar die Restaurantküche benutzen. Bei einem lokalen Tienda (also einem kleinen Shop) ums Eck werden Datteln verkauft, die Qualität ist eher mittelmäßig, aber der Preis ist unglaublich, bei nur 1 Euro pro Kilo haben wir dann gleich zwei Kilo genommen. Zwei Tage später brechen wir dann weiter in Richtung Cusco auf, allerdings nicht mit dem Nachtbus so wie die Touristen es machen, sondern mittels lokalem Transport untertags. Dazu wollten wir dann zuerst ein Colectivo (also einen kleinen Bus) nach Puquio nehmen. Wie wir zum Bus kommen ist aber leider nur noch ein Sitzplatz in der letzten Reihe in der Mitte frei. Das Problem bei den Colectivos ist, dass die natürlich erst dann abfahren, wenn sie voll sind, sprich das nächste Colectivo fährt dann wahrscheinlich erst in einer oder zwei Stunden, je nachdem wieviele Leute kommen. Wir beschließen dann, ah nach Puquio sind es eh „nur“ 150km, wir teilen uns den Sitz. Zum unserem Glück ist eine Dame dann 50km später ausgestiegen, sonst glaub ich wäre sich das mit meinem Sitzfleisch nicht mehr ganz ausgegangen. In Puquio angekommen haben wir dann einen weiteren Bus im Anschluss nach Abancay genommen, diesmal wieder normal mit zwei Sitzen.

In Abancay angekommen suchen wir am Abend etwas zu Essen und unsere Bleibe, jedoch sind gerade viele Schüler dort untergebracht und wir können nicht wirklich gut schlafen. Der Plan ist in Abancay auf etwa 2350m einige Tage zu bleiben um danach von der Höhe her auf Cusco mit 3400m vorbereitet zu sein. Tags darauf machen wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Idealerweise ruhig, günstig, etwas abseits gelegen und mit Küche doch wie es scheint, gibt es das hier in Abancay noch nicht. Ein Hotel hat nebenan eine Kochschule und bietet uns an, dass wir in den Stunden wo die Küche der Kochschule nicht verwendet wird dort kochen können. Die Großküche ist natürlich toll aber der Preis mit 50 Soles pro Nacht nach Verhandlung für eine Woche nicht so sehr. Wir hören in diesem Zusammenhang auch zum ersten Mal von einem Trek in der Nähe zu einigen Inka Ruinen, genannt Choquequirao. Die weitere Suche nach einer Unterkunft ist interessant, so finden wir zum Beispiel ein Hippy Treehouse aber entscheiden uns schlussendlich für ein sonniges Zimmer in einem kleinen günstigen Hotel. Als wir zum ersten Mal am lokalen Markt essen können wir den Preis nicht so recht glauben, 5 Sol für eine Suppe sind dann doch ziemlich viel, dafür bekommen wir andernorts dann doch das ganze Mittagsmenü. Wie es der Zufall so will, findet Tags darauf wieder einmal ein Umzug statt, wir folgen den tanzenden Kindern und der Musik und fragen uns was da los ist, nichts Besonderes teilt man uns mit, lediglich die Tanzgruppen der diversen Schulklassen welche sich in ihren traditionellen Gewändern zeigen.

Tags darauf haben wir dann vor zu einem nahegelegenen See, dem Lago Usphaqucha im Nationalpark Ampay zu wandern. Wir sind guter Dinge und beschliessen vom ersten See in Begleitung eines lokalen Hirtenhunds noch etwas weiter zum zweiten See zu gehen. Das Wetter ist etwas grau in grau und dann, wie wir schon fast beim zweiten See sind, fängt es auch noch an zu regnen. Schnell wird ein Unterschlupf unter einem Felsvorsprung gesucht und wir lassen uns unsere Jause schmecken. Und siehe da, 10 Minuten später lässt der Regen nach, die Wolken tun sich auf und die Sonne blinzelt durch. Wir wandern weiter und treffen auf weitere Wanderer die von der anderen Seite kommen, angeblich handelt es sich dabei um einen Ringwanderweg. Wir fragen wie lange es dauert und erfahren so etwa 3 Stunden. Das klingt gut und wir gehen weiter, zuerst bis zum Pass auf etwa 4700m und dann weiter zu den diversen Seen dem Weg folgend. Die Landschaft ist atemberaubend schön und wir sind guter Dinge doch der Weg ist lange. Nach etwa 20km kommen wir bei einer Kreuzung auf den falschen Weg und wie wir es später bemerken sind wir schon viel zu weit unten. Wir prüfen die Karte und beschließen querfeldein auf die nächste Schotterstrasse rauszuqueren. Die Entscheidung erweist sich als gut und wir erreichen noch vor Dunkelheit die Straße. Das nächste Motorrad, welches vorbeikommt ist leider voll besetzt, aber wir bekommen die Info heute gibt es leider kein Colectivos mehr, also müssen wir die 23km bis Abancay laufen. Wir sind etwas müde aber guter Dinge, das wird schon werden. Dann 5km später kommt plötzlich ein randvolles Collectivo ums Eck, wir haben Glück und zwängen uns hinein und sind knapp eine Stunde später zurück in Abancay.

Einen Rasttag nach dem Trek geht es dann mittels lokalem Bus nach Cusco. Die Straße ist sehr kurvig und trotz vieler gegessener Mandarinen wird uns beiden etwas schlecht. Unsere erste Unterkunft ist zwar gut bewertet aber etwas komisch, das Zimmer ist kalt, zu teuer und das versprochene Frühstück gibt es dann doch nicht. Wir beschließen Tags darauf umzuziehen und erleben zwei Stunden später komplett das Gegenteil. Wir werden in einem Familienhaus in einer Wohnung im 5. Stock mit einem gemeinsamen Frühstück empfangen und alles ist perfekt, wir haben bei Alicia und Brian unser Zuhause für die nächsten Tage gefunden. In Cusco ist es generell unter Tags sehr warm und die Sonne sehr intensiv, jedoch sobald die Sonne weg ist, ist es bitterkalt. Zum Glück haben wir viele Decken und auch eine warme Dusche. In der Stadt hängt überall eine bunte Fahne welche mich an Bi-Szene in San Francisco erinnert, jedoch handelt es sich hierbei um die offizielle Flagge von Cusco. Wir sind natürlich unzählige Male in Cusco umher gestreift, so auch in der etwas touristischen Altstadt. Bis auf den Plaza de Armas muss ich aber sagen, ist Cusco bei weitem nicht so touristisch, wie ich erwartet hätte und auch die Preise sind, wenn man weis wo man handeln oder suchen muss, akzeptabel. Die Inkas sind berühmt für ihre Steinmetzfähigkeiten und so sieht man an vielen Stellen in der Altstadt die typisch gehauenen Steine welche oftmals auch Muster und Verzierungen aufweisen. Die Inkas haben ja viel ihres Wissens von anderen Kulturen „übernommen“, im Falle der beeindruckenden Steinkünste kamen diese aus der Region, die heute Bolivien entspricht.

In Cusco kann man sehr viel Geld für die diversen Touristentouren ausgeben, wenn man will, wir waren hin und her gerissen was wir da jetzt am besten anschauen, beschließen dann aber Machu Picchu sausen zu lassen da es dort sehr teuer ist und zuviele Leute sind und stattdessen das Bolleto Touristico um 130 Soles für 10 Tage zu erstehen und damit den Eintritt zu 14 verschiedenen Attraktionen zu bekommen. Die nächsten Tage haben wir also damit zugebracht, mittels lokalem Transport verschiedene Inkaruinen, Museen und ähnliches zu besuchen, nachfolgend ein Auszug von einigen besuchten Orten.

Das Museo Historico Regional, welches wir zuerst besuchten, gab uns einen ganz guten Überblick über die Inka Historie und auch die Zeit der spanischen Eroberung. Unter anderem erfährt man von den Büchern von Inka Garcilaso de la Vega und wie sie entstanden sind und hört auch von dem „letzten Inka“, Tupac Amaru, welchem auch ein Film (siehe hier) gewidmet ist.

Auf einem Hügel oberhalb von Cusco befindet sich die Inka Festung Saqsayhuaman, welche außergewöhnliche Steinmetzkünste aufweist und auch einen guten Ausblick über die Stadt gibt. Wir erwischen mit dem frühen Nachmittag einen guten Zeitpunkt die Festung zu besuchen bevor am Abend die vielen Busse von den anderen Sites kommen und als letzten Ort noch Saqsayhuaman besuchen wollen. Leider werden bei der Restauration scheinbar bewusst andere Stile verwendet, was nicht wirklich gut aussieht und eher einer groben Instandhaltung als Restauration entspricht. Am Hügel neben der Festung befindet sich, Cristo Blanco, eine weisse Christusstatue, allerdings neuer Bauart (eine Copy von Rio?).

Zwischendurch haben wir neben den vielen historischen Orten auch die bolivianische Botschaft besucht um für Bao Yu ein Visum zu bekommen. Der Vorgang war relativ überschaubar, zuerst die persönlichen Daten online erfassen und zusätzlich Passfoto, erste Hotelreservierung, Heimflugticket, Gelbfieberimpfung, Reiseplan, Kopie der Kreditkarte und Reisepasskopie hochladen. Danach das erstellte Formular sowie die zusätzlichen Dokumente ausdrucken und die Botschaft besuchen. Dort wurden wir dann gebeten 30 USD auf ein Konto bei der Bank ums Eck einzuzahlen. Danach wie wir zurückkamen, dauerte der gesamte Vorgang etwa 5 Minuten. Die zuvor erfassten Daten wurden auf ein besseres Etikett gedruckt und dieses in den Pass geklebt, mit 30 USD Stempelmarken versehen, Stempel und Unterschrift drauf, fertig. Wenn das doch überall so einfach wäre.

Als Nächstes folgte ein Tagesausflug zu den Inkaruinen in Pisac. Mittels lokalem Bus ging es um 3 Soles in das Dorf Pisac und von dort aus zu Fuß den Hügel hoch. Zuerst bekamen wir viele viele Terrassen, welche zum Nahrungsanbau verwendet wurden, zu Gesicht. Wie wir dann weiter nach oben wandern gibt es auch kleinere Wachtürme, Wassersysteme und andere Gebäude. Überall zwischen den Ruinen versuchen lokale Verkäufer ihre Waren loszuwerden. Oftmals werden kleine Kinder losgeschickt um eine Ware anzupreisen oder gleich direkt an den nächsten potenziellen Kunden anzubringen, was oftmals zum Verkaufserfolg führt. Im Gegensatz zu der zuvor besuchten Festung sind hier kaum Leute zu sehen. Das hat auch damit zu tun, dass die Touristen mit dem Bus auf den Berg gekarrt werden und nur den oberen Teil besichtigen oder von oben dann nach unten in den Ort Pisac wandern und wir in die andere Richtung unterwegs sind. In diesen Ruinen findet professionelle Restaurationsarbeit statt und das Ergebnis kann sich sehen lassen. In einer Festung im hinteren Teil sind gerade Restaurationen im Gange und man kann den Leuten bei der Arbeit zusehen wie sie die alten Mauern markieren, auseinandernehmen und dann wieder Stück für Stück zusammensetzen.

Am folgenden Tag sind wir von unserem Host eingeladen sie auf ihrere Arbeit zu besuchen, wir sind sehr gespannt. Zuerst geht es mit einem lokalen Bus 3 Stunden nach Combapata, dann mittels Colectivo nach Yanaoca und dann im Kofferraum eines lokalen sehr alten Taxis nach Quehue. Von dort besuchen wir gemeinsam mit anderen in einem Cheep Qeswachaka, eine im traditionellen Inka Stil aus Grashalmen! gewebte Brücke über eine Schlucht, Spannweite 29m. Qeswachaka ist die letzte noch bestehende Inka Brücke und die Lokals der umliegenden Dörfer erneuern sie jedes Jahr im Juni mit einem großen Fest. Der Ort, an dem die Brücke ist entspricht einem originalen Inkaweg und viele Brücken in diesem Stil wurden verwendet, um Wege über Schluchten zu spannen. Apropo Schluchten, wie ich die etwas schwankende Bruecke quere und in das tiefe blaue Wasser darunter blicke, würde ich am liebsten hineinspringen, Canyoning fehlt mir dann doch mehr als ich mir eingestehen möchte. Nach der Brücke besuchen wir den Arbeitsplatz unseres Hosts, eine von der Regierung kürzlich initiierte Sozialeinrichtung für die Dörfer umher auf etwa 4000m. Wir bekommen „Papa seco“ (im Freien gefriergetrocknete Kartoffel) vom Nachbarn und essen diese mit zuvor beim Bauern ums Eck gekauftem Käse, lecker. Später schlafen wir dann im Schlafsaal der Einrichtung aber es ist ziemlich kalt, trotz der drei Decken. Tags darauf geht es am Nachmittag wieder zurück nach Cusco, die ersten Kilometer laufen wir. Dann geht es mittels zwei Taxis nach Combapata und von dort aus mittels Autostop in einem Cheep nach Cusco. An Schlaf im Auto war nicht zu denken, denn wir wurden von der rasanten Fahrt gut durchgeschüttelt (90km im Ortsgebiet sind hier scheinbar normal). Wie wir dann in Cusco in der Nähe des Zentrums ankommen stirbt auf einmal der Motor des Autos ab. Wir schieben es auf die Seite und verabschieden uns, das ist ja nochmal gut ausgegangen.

In den Tagen danach rasten wir etwas und besuchen noch einige weitere Ruinen und Orte. In Chinchero, einem kleineren Ort Nähe Cusco sehen wir eine lokale Hochzeitsprozession an uns vorbeiziehen. Die Inka Terrassen dort sind nicht weiter aufregend aber eine auf Inkaruinen gebaute Kirche finden wir mit aussergewöhnlichen Bemalungen auf der Holzdecke. Auch den berühmten Ort Ollantaytambo besuchen wir, sowie die Ruinen beidseitig des Dorfes. Dies ist neben Cusco der touristischste Ort, an dem wir bis jetzt waren, aber sobald man im Dorf etwas herumläuft wird es ruhig und interessant. So sind zum Beispiel die meisten lokalen Häuser im unteren Teil noch im originalen Inkastil. Am Abend auf der Heimreise von Ollantaytambo beschliessen wir noch kurzfristig die Moray Terrassen in der Nähe von Maras anzusehen. Es ist schon später Nachmittag und wir erwischen einen direkten Bus von Urubamba nach Maras. Von dort geht es zu Fuß weiter, da die Taxis zu viel Geld von uns wollen. Am Weg bietet uns ein Taxi dann 5 Soles an, wir nehmen das Angebot und fahren gemeinsam mit zwei anderen Reisenden zu den Terrassen. Es gibt dort drei verschiedene Terrassen welche zum Anbau von verschiedenen Nahrungsmitteln verwendet werden. Die Inkas haben verstanden, dass wenn man eine Bevölkerung kontrollieren will man sie zuerst ernähren muss und daher wurde intensiv in diesem Gebiet experimentiert: Pflanzfolge, Saison, was unter welchen Bedingungen gut wächst, Bewässerungssysteme und so weiter. Die Terrassen beispielsweise haben nicht nur die Aufgabe Berghänge in Felder zu verwandeln, sondern weisen auch wesentliche Temperaturunterschiede auf um die besten Bedingungen für die jeweilige Pflanze herauszufinden. Wie wir dann später im Taxi wieder zurück fahren erwartet uns eine Überraschung und der Taxifahrer möchte auf einmal mehr als das vereinbarte Geld von uns haben. Wir lassen uns auf keine Diskussion ein, bleiben höflich, lassen den vereinbarten Betrag dort und verlassen das Taxi.

Tags darauf besuchen wir noch einige Museen in Cusco aber die meisten sind eher mau, herausragend ist das Monumento Pachacuteq, ein Denkmal mitten in Cusco, welches dem Inka König Pachacuteq Yupank gewidmet ist. Im Inneren der Statue befindet sich ein Museum und im Gegensatz zu den anderen Museen ist dieses gut gestaltet und eindrucksvoll. Besonders gut gefallen hat mir neben der Info, dass die Statue gebaut wurde, um die nächsten 5000 Jahre zu überstehen, die Darstellung der heute noch lebenden Nachfahren und deren Geschichten und Einstellungen was auch zeigt, dass die spanischen Missionare hier nicht bis zur Auslöschung des lokalen Kulturgutes erfolgreich waren.

In Cusco wird aktuell protestiert, konkret arbeiten die Volks- und Hauptschullehrer bereits seit einem Monat nicht und wollen mehr Geld (aktuell bekommen sie 1200 Sol pro Monat). In den nächsten Tagen soll der Protest angeblich auf die Straße getragen werden. Ob der Powercut in der Nacht davor zweimal für ganz Cusco damit zusammenhängt, kann nur spekuliert werden, jedoch fällt die verstärkte Polizeipräsenz in den Tagen danach auf. Wir hatten ja in Abancay eine Info betreffend den Ruinen in Choquequirao bekommen und bereiten gerade einen mehrtägigen Trek dorthin vor, Essen kaufen, Zelt und Schlafsack ausborgen und so weiter. Ich hoffe, wenn wir dann in einigen Tagen den Bus nach Abancay nehmen, dass uns dann nicht gerade der Roadblock von den Lehrern dazwischen spielt (wobei wahrscheinlich ist, dass die bekannteren Verbindungen, zum Beispiel zum Machu Picchu, blockiert werden). Details zum Trek gibt es dann später, in einem weiteren Post.

Grüße aus Cusco,
Max

Weltreise Peru, Mancora, Piura, Trujillo und Huaraz

Mittlerweile haben wir bereits Mitte Juli und ich bin immer noch nicht dazu gekommen etwas Neues zu schreiben. Grund dafür ist vor allem, dass wir derzeit sehr intensiv reisen was uns gefällt. Ich hoffe ihr versteht, dass ich da eher weniger Zeit mit Bilder aussortieren und Blog schreiben verbringe und es mich mehr in die Weite von aktuell Peru hinauszieht. Ich wurde bereits von mehreren Leuten gefragt, wer die nette junge Dame ist, die des Öfteren auf den Fotos zu sehen ist. Wer zwischen den Zeilen liest, weiß sicher schon mehr aber soviel sei verraten, sie heißt Bao Yu und kommt aus China. Die Bilder, die ihr unten seht sind diesmal etwas mehr geworden, da der Zeitraum und auch die Intensität der Reise zugenommen hat. Bitte vergesst daher nicht auf Seite 2 umzublättern, um auch den zweiten Teil der Bilder zu sehen.

Wir sind also von Ecuador mit dem Bus weiter nach Mancora, einem kleinen Ort in Peru am Strand, gereist. Es ist dort zwar etwas touristisch aber auch nicht teuer und so hatten wir vor uns für ein, zwei Wochen niederzulassen. Beim Geldabheben gab es dann erste Probleme, die diversen ATMs wollten einfach kein Geld ausspucken und wir mussten zuerst US-Dollar in Soles wechseln. Fürs Gefühl ein Euro sind je nach Wechselkurs zwischen in etwa 3,5 bis 3,7 Soles. Dann am Tag danach habe ich es wieder versucht und hatte Glück, sowohl bei der Banco National als auch bei der Scotiabank konnte ich Geld abheben, jedoch nur 400 Soles pro Transaktion. Später hatte ich dann herausgefunden, dass ich bei der Scotiabank pro Tag maximal dreimal hintereinander abheben kann, somit war der Geldbedarf erstmal gedeckt. Die Gegend rund um Mancora ist sehr trocken, brach und sandig, fast wie in einer Wüste und ganz anders im Gegensatz zu den Gegenden in denen wir bisher unterwegs waren. Im Dorf gibt es zum Glück einen günstige lokalen Markt, dort haben wir dann Fisch, Reis, Gemüse und so weiter eingekauft und gekocht, lecker. Die Früchte sind in Peru aber gleich deutlich teurer als in Ecuador. Für etwa eine Woche wohnen wir alleine in einem Guesthouse etwas abseits und es ist toll dort. Wir entspannen, gehen schwimmen, kommen heim und kochen und dazwischen wird etwas Neues gelernt oder wiederholt. Doch unser Zimmer im ersten Stock hat ober- und unterhalb der Tür einen kleinen Spalt. Dort sind dann in der Nacht die Heuschrecken, welche nach den Überflutungen in den Monaten davor sehr häufig waren, herein gekrochen. In der ersten Nacht habe ich nichtsahnend gut und fest geschlafen aber Bao Yu neben mir hatte die Panik mit den auf ihr herum hüpfenden Viechern. Tags darauf habe ich dann am Abend die Türspalten mit Kleidung, Handtüchern und Zeitungen verbarrikadiert, alle Heuschrecken im Zimmer zertreten und so konnten wir beide ruhig schlafen. Nach einigen Tagen war uns die Prozedur aber dann zu mühsam und so beschlossen wir weiterzuziehen.

Mittels lokalem Bus ging es dann einige Stunden in die nächste Stadt, Piura. Dort wartete schon eine weitere Überraschung auf uns. Wir hatten geplant mittels Couchsurfing in einer lokalen WG zu übernachten. Wie wir jedoch dort ankommen und die Wohnung suchen werden wir auf der Straße von einem älteren eher wütenden Herren empfangen. Soweit ich ihn auf Spanisch verstanden habe war er der Wohnungsbesitzer und er wollte uns dort nicht haben da wir dann natürlich mehr Strom, Gas, Wasser und so weiter verbrauchen. Ein kurzes Telefonat mit unserem Host hat dann geklärt, dass im Mietvertrag das nicht geregelt ist und damit dort übernachten darf, wer will. Nachdem uns der alte Herr dann aber doch etwas eingeschüchtert hatte und wir für unseren Host keine Probleme bereiten wollten hatten wir beschlossen in eine andere Unterkunft umzuziehen. Gefunden haben wir dann, nach einer etwas staubigen Fahrt mit einem Moto (so heißen die dreirädrigen Motorräder ähnlich einem TukTuk), mittels Wikivoyage ein eher älteres Hotel im Kolonialstil, etwas rustikal aber für gutes Geld. Später beim herumschlendern in der Stadt gefällt es uns nicht wirklich, so beschließen wir Tags darauf einige Stunden in die nächste Stadt Trujillo weiterzufahren.

Unsere Unterkunft ist diesmal mit zwei Geschwistern plus Haushälterin im Südosten der Stadt in der Nähe der Universitäten. Diese Gegend in Trujillo gefällt uns gut, es gibt einen lokalen Markt ums Eck und in der Nähe der Universitäten viele Möglichkeiten günstig zu essen. Nachdem wir uns gerade sesshaft gemacht hatten, kam dann die Info, wir müssen morgen wieder raus da am Wochenende spontan die Eltern zu Besuch kommen. Wir hatten gerade eingekauft und waren nicht sonderlich begeistert, nach einigem hin und her konnten wir aber dann doch auch über das Wochenende dort bleiben und sind im Endeffekt dann fast zwei Wochen geblieben. In Peru findet man an der Straße des Öfteren Stände oder Karren mit den lustigsten bunten Flaschen mit allerlei komischen Flüssigkeiten. Diese werden dann zusammengemischt und für etwa 2-3 Sol heiß serviert. Auf Nachfrage haben wir erfahren, das ist quasi Naturmedizin zum Trinken, also man geht hin und sagt, was einem fehlt und dann wird je nach Anforderung das entsprechende Getränk zusammengemischt. Bis jetzt hat bei mir das bei einem rauen Hals oder einer kleinen Erkältung immer gut geholfen, wobei ich nur die Stände gewählt habe, welche von den Lokals gut frequentiert wurden. Wir sind in Trujillo wie in den anderen Städten natürlich umher gewandert und haben die Altstadt, die interessanten Gassen und lokalen Märkte besucht. Ein Tagesausflug zu der berühmtesten Attraktion der Stadt nach Chan Chan durfte natürlich auch nicht fehlen. Die archäologische Stätte Chan Chan stellt eine ehemalige Hauptstadt der Chimu dar. Vom Zeitlichen her sind die Chimu weit vor den Inkas zu sehen, die Stätte ist also weit älter als die vielen berühmten Inka Ruinen die man in Peru findet. Wir haben Chan Chan natuerlich im lokalen Bus beziehungsweise zu Fuß besucht und waren von den Bauten und Formen, welche noch erkennbar waren, fasziniert. Leider machen die Naturgewalten den Überresten schwer zu schaffen und die gesetzten Maßnahmen sind zum Schutz nicht wirklich ausreichend. Wer mehr Hintergrundinfos zu Chan Chan haben möchte findet diese hier. Tags darauf wie wir in der Stadt umher spazieren kommen wir zufällig an einer Mauer mit einem riesigen durchgehenden Mosaik vorbei. Wie wir dann am Eingang stehen sehen wir oh, das Mosaik geht um eine gesamte Universität herum. Eine Recherche zu Hause sagt uns, das ist das aktuell längste Mosaik der Welt, eindrucksvoll. In der Nähe von Trujillo gibt es in Huancacho einen Strand, mit dem Bus kann man in etwa einer Stunde dorthin, so machen wir einen Tagesausflug zum Strand. Dort sehen wir dieselben traditionellen Boote zum Fischen welche wir schon zuvor in Chan Chan auf den Wänden gesehen haben. Zum Baden war der Strand eher nix und so haben wir beschlossen weiter in Trujillo zu bleiben und nicht an den Strand umzuziehen. Einige Tage später planen wir dann weiter in die Berge nach Huaraz zu fahren doch wie es aussieht, gibt es kein Busunternehmen, welches untertags dorthin fährt. Wir wollen das nicht so recht glauben, da es untertags bis jetzt ganz gut und auch günstig gelaufen ist. Des Weiteren ist es untertags nicht so gefährlich (die meisten Dinge, von denen man so hört sind in der Nacht passiert) und man bekommt vielmehr vom lokalen Leben, den Lokals und natürlich der Umgebung mit.

Wir starten unsere Reise nach Huaraz indem wir uns gegen 9 Uhr von Trujillo nach Chimbote, die nächste größere Stadt an der Küste, aufmachen. Die Fahrt ist rasch und mit 8 Soles sehr günstig. Dort angekommen hatten wir vor zu übernachten aber in der Busstation erfahren wir, dass ein weiterer kleinere Bus in 5 Minuten weiter nach Huaraz fährt, prima, das klappt also denken wir uns und so nehmen wir den Bus. Im Bus eingestiegen nehmen zuerst einmal vier Polizisten von allen die IDs. Ein Mann konnte sich nicht ausweisen, er musste den Bus verlassen (ist aber dann wahrscheinlich nur eine Straße weiter gegangen und hat dort auf den Bus gewartet). Das ist bis jetzt das erste Mal, dass ich so eine streng Kontrolle im Bus in Peru mitbekomme. Die Fahrt hat es in sich, die Straße wurde einige Monate zuvor von einem Fluss großteils weggespült und es geht gerade im ersten Teil auf Schotterpisten dahin. Später wird die Straße dann besser aber es wird sehr gebirgig und wir kommen auf etwa 4000m. Danach geht es hinunter ins Tal, es wird wieder wärmer und wir kommen am späteren Nachmittag auf etwa 3100m in Huaraz mit dünnem Sitzfleisch an.

Es ist kalt hier und es regnet leicht. Ich habe Sandalen und ein T-Shirt an, krame aber dann schnell meine Jacke aus dem Rucksack. Nachdem wir nicht wirklich vorhatten in einem Tag nach Huaraz zu fahren hatten wir noch keine definitive Unterkunft ausgesucht. Wir laufen also im Regen zur nächstgelegenen Unterkunft, einem Hostel, los. Dort bekommen wir ein Zimmer, allerdings ist es kalt und laut, nicht die beste Voraussetzung um die letzten Vorbereitungen vor dem Exam zu treffen. Am Abend machen wir uns also auf für den nächsten Tag eine neue Unterkunft zu suchen. Zuerst laufen wir ungeplanterweise in die falsche Richtung los, etwas später nach einer Stärkung an einem Straßenstand fangen wir dann an diverse Unterkünfte anzusehen aber bis jetzt nichts Brauchbares dabei. Die nächste Unterkunft finden wir gleich gar nicht, dafür aber ein lokales Tanztraining auf der Straße. Danach machen wir uns in einen anderen Stadtteil auf, dort finden wir die geplante Unterkunft zuerst nicht aber auf Nachfrage zeigt man uns die Tür und wir klingeln. Anna, die Besitzerin öffnet uns und zeigt uns einige Zimmer und die Küche. Wir sind zufrieden, aber der Preis stimmt noch nicht ganz. Es wird etwas verhandelt, Zeitraum eine eine Woche, kein Frühstück, die üblichen Verdächtigen und wir bekommen einen akzeptablen Preis. Wir sagen zu und kommen dann am Tag darauf in der Früh mit unserem Gepäck vorbei. Fühlt sich gut an wieder ein Zuhause zu haben und nach einigen Tagen haben wir uns so richtig gut eingelebt.

Huaraz ist eine schöne Bergstadt, die Einheimischen sind farbenfroh gekleidet, ringsum ist die Stadt von hohen Bergen umgeben und es gibt viele Essensmöglichkeiten und lokale Märkte mit ziemlich guten Preisen. Die Möglichkeiten zum Bergsteigen sind vielfältig, manche Wege sind sehr intensiv begangen, andere nicht so oft. Neben unserem Haus befindet sich eine Schule und so werden wir Wochentags gegen 7 von Kindergesang geweckt. Nachdem es nur noch wenige Tage bis zum Deutsch Zertifikat in Lima sind, liegt unser Hauptfokus Deutsch zu lehren bzw. zu lernen und wenn es zuviel wird oder noch Zeit ist dann in die Berge zu wandern. Die Küche in unserem Haus haben wir meist für uns alleine und da der günstigste Markt nur einen kurzen Fußmarsch weg ist und das meiste Gemüse günstig ist und aus der Region kommt kochen wir oft und gerne selbst.

Unsere erste Wanderung geht in einen stadtnahen Hügel und dient der Akklimatisation. Wir nehmen einen Kleinbus (genannt Colectivo) in das nächstgelegene kleine Dorf und starten von dort aus dem auf Maps.Me (App mit einer Offlinevariante von OpenStreetMaps) gefundenen Pfad folgend. Wir werden von Einheimischen begrüßt und alle sind sehr nett zu uns, auf einem Acker wird gerade zu Mittag gegessen und man lädt uns zu Kartoffel und Mais ein (ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so gute Kartoffeln gegessen). Es fällt auf, dass wir uns mit Spanisch zwar mehr oder weniger grob verständigen können aber wir eigentlich Quechua sprechen sollten. Die Häuser am Berg sind recht einfach gebaut. Aus Erde, Gras und Wasser werden Ziegel gemacht und in der Sonne getrocknet. Das Dach wird dann mit viel Gras gedeckt. Auf unserer Wanderung sehen wir viele farbenfrohe Kleidungen und lustige Hüte, leider wird unsere freundliche Bitte, ob ein Foto erlaubt sei meistens abgelehnt.

Einige Tage später geht es dann auf unsere erste richtige Bergtour, zu einem See, genannt Laguna Churup auf gut 4500m. Wir nehmen wiederum ein Collectivo in das nächstgelegene Dorf, von dort geht es etwa 1-2 Stunden zum eigentlichen Start des Treks. Auf der Webseite https://wikiloc.com hatten wir uns zuvor schon betreffend des Weges informiert und mittels GPS Datei die Weglänge sowie das Höhenprofil begutachtet. Der Weg war an sich sehr einfach gehalten und für Touristen saniert, jedoch hatten wir schönes Wetter und die Landschaft und der Ausblick waren herrlich. Etwas über 4000m merke ich dann doch die Höhe und beginne bewusst mit Doppelatmen um mehr Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen. Das funktioniert auch ganz gut, jedoch wie wir dann zu den ersten Kletterstellen kommen klettere ich zuerst etwas zu rasch und mir wird leicht schwindelig. Einige Minuten später geht es aber dann wieder und wir sind schon fast oben. Der Anblick des Sees mit dem Gletscher dahinter ist traumhaft. Nun gibt es eine herzhafte Jause und ein „kurzes“ Mittagsschläfchen von etwa einer Stunde. Blöderweise hatte ich auf einer Hand den Handrücken nicht völlig abgedeckt und so fange ich mir einen kleinen Streifen Sonnenbrand ein. Wie es dann kälter wird machen wir uns langsam auf den Rückweg zum Tal. Die Touristen sind schon alle weg und wir genießen den Weg. Gegen 17 Uhr sind wir wieder in der Nähe des Dorfes und nehmen von dort ein Collectivo in die Stadt. Ein großartiger Tag.

Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich in der Stadt umher schlendern, doch plötzlich sind so viele Leute auf der Straße. Wir fragen was los ist und erfahren, heute findet eine Parade der Universitäten statt, sogar das 40 Jahr Jubiläum und in etwas einer halben Stunde geht es los. Wir mischen uns in die Menge und genießen es. Diesmal gibt es viele Möglichkeiten die bunten Trachten zu bewundern und auch ein paar Fotos zu machen. Jetzt wissen wir für was die Studenten auf der Straße zuvor die Tänze geübt hatten. Weiters gibt es nicht viel hinzuzufügen, stellt euch die ausgelassene Studentenmenge vor, die rivalisierenden Unis jede möchte sich besser darstellen und es geht drunter und drüber. Bilder sagen natürlich mehr als Worte, siehe unten. Tags darauf war dann ein Nationalfeiertag und es sollte angeblich wieder eine Parade geben, allerdings war diese eher militärisch und sehr langweilig.

Tags darauf wollten wir eigentlich das lokale Klettergebiet erkunden. Wie wir dann in die Berge abzweigen wollen, fallen uns die Menschenmassen auf, welche auf der Straße unterwegs sind. Wir fragen uns was hier los ist, folgen und kommen zum Stadion. Scheinbar findet heute ein Fußballspiel statt, für 15 Soles bekommen wir ein gutes Ticket und beschließen kurzerhand das Spiel anzuschauen. Wir erfahren, dass Huaraz vor kurzem in die höchste Liga in Peru aufgestiegen ist und entsprechend interessant war auch das Spiel. Für die Lokals gleicht dies eher einem Sonntagsausflug als richtiger Fußballatmosphäre. Die Leute essen, tratschen und manchmal wird etwas gerufen, aber es geht bei weitem nicht so zu wie ich das von zu Hause oder anderen Ländern her kenne. Auf den Schiedsrichter wir oftmals mit bösen Worten geschimpft und auch auf farbige Spieler werden sehr rassistische Äußerungen laut. Nachdem die ersten Tore fallen nimmt das Spiel Fahrt auf und es gefällt. Am Ende werden die Schiedsrichter sofort von der Polizei umringt um sie vor wütenden Spielern und Fans zu schützen, komisch irgendwie.

Mehrere Tage später hatten wir dann einen weiteren Trek in näherer Umgebung vor, wieder zu einem See in den Bergen, genannt Laguna Aguac. Diesmal ging es etwas höher hinauf und auch der Weg war wesentlich steiler. Wir hatten uns zum Frühstück den Bauch mit Palatschinken vollgeschlagen und die saßen zu Beginn des Treks dann doch etwas schwer im Magen. Ein netter alter Mann hatte uns dann angesprochen, wir müssen unbedingt ein Foto mit ihm machen, ich dachte schon hmmm … und dann siehe da, 3 Minuten später wollte er dann Geld dafür haben. Wir unterstützen das aber grundsätzlich nicht und so haben wir statt Geld einen Teil unserer Jause angeboten was aber abgelehnt wurde. Auf etwa 4200m war dann kurzzeitig Schluss für mich, ich hatte einfach keine Kraft und Energie mehr. Grund dafür war, dass wir zuvor zu schnell unterwegs waren, glaube ich. So hat Bao Yu zusätzlich zu ihrem auch meinen Rucksack genommen und ich hab mich kurz hingelegt und mit Banane, Müsliriegel und heißem Wasser gestärkt, danach ging es mir besser. Etwa 45 Minuten später haben wir es dann zum See geschafft, der Plan eine Stunde zu einem weiteren See zu wandern wurde dann kurzfristig verworfen. Es war uns diesmal auch nicht nach Mittagsschlaf zumute da es kalt und windig war, also nur kurz jausnen und etwas rasten und dann ging es wieder zurück ins Tal.

Bei der Vorbereitung auf das Deutschexamen haben wir als Basis vor allem Anki verwendet. Wer Anki nicht kennt, Anki ist eine Spaced Repetition Software, quasi ein Vokabelprogramm, dass dir die Vokabeln in verschiedenen Zeitabständen so lange vorhält, bis du sie behalten hast. Die Software ist für Android und PC Opensource und es gibt auch bereits viele Plugins und Vokabelsets dafür, mehr dazu hier. Nach einigem herumprobieren habe ich dann begonnen diverse Vokabelsets zu erstellen und mittels TextToSpeach-Plugin mit Sounds und natürlich Übersetzungen anzureichern. Das Lernen ging dadurch gut und flüssig von der Hand und natürlich wurde nebenbei auch viel Konversation gemacht, Briefe geschrieben, Grammatikpunkte erklärt und einige Beispielexamen probiert. Zu Anki habe ich noch viele Tipps und Tricks zu erklären und auch die erstellten Vokabelsets werde ich großteils veröffentlichen, mehr dazu aber später in einem separaten Blogpost.

Zwei Tage später hatten wir dann beschlossen, wir haben jetzt genug gelernt und sind wieder reif für die Berge. Diesmal hatten wir keine genauen Informationen, Karten und GPS Infos, lediglich mit mündlicher Info von Lokals ging es los. Das Ziel waren die beiden Seen hinter Laguna Aguak, allerdings von der orografisch rechten Seite des Bergrückens her. Zuerst folgen wir einer neuen Wasserleitung zu einem kleinen See, genannt Laguna Radian. Von dort geht es Inka Wasserkanälen folgend weiter hinauf. Wie der Weg dann einen größeren, mit Queñuabäumen bewaldeten Bach quert hätten wir nach rechts dem Bach hinauf und danach logisch dem Grad folgen sollen. Das war uns allerdings wie, wir dorthin kamen nicht klar und so sind wir dem Weg folgend weiter in der Landschaft herumspaziert, der Ausblick war großartig, allerdings haben wir dadurch auch ein, zwei Stunden Zeit verplempert. Später als wir dann die andere Seite des Berges gesehen haben sind zurück auf den einzigen logischen Grad gequert. Dann ging es den Grad hoch und danach in felsiges Gelände. Etwa eine Stunde später haben wir dann gegen 15 Uhr auf gut 4500m eine tolle Plattform erreicht. Der Ausblick war grandios, am liebsten hätten wir jetzt ein Zelt dabei gehabt um dort zu übernachten und dann am nächsten Tag weiterzuziehen, aber nicht so bei diesem Trip. So haben wir uns die Jause schmecken lassen, uns kurz hingelegt und dann ging es wieder nach unten, den zuvor gelegten Steinmännern folgend. Schade, dass wir es diesmal nicht bis zum See geschafft haben, aber dazu hätten wir selbst ohne Verlaufen zwei Stunden früher aufstehen müssen.

Tags darauf verlassen wir mit Wehmut Huaraz. Wir fühlten uns dort wirklich zu Hause und hätten es dort ruhig noch ein Monat oder länger ausgehalten, aber das Examen in Lima lässt nicht auf sich warten. Wer weiß, vielleicht kommen wir in Zukunft wieder einmal nach Huaraz zurück, das nächste Mal sicher mit Trekking Ausrüstung.

Bergige Grüße aus Peru,
Max