Hallo liebe Reisebloglesende!
Ich hatte ja vor, vor meiner Chinareise nochmals in den Norden zu gehen. In Shimla bin ich dann nach einigen Tagen auf Jane aus England gestoßen. Sie hatte im Tagebuch ihres Urgroßonkels die Beschreibung einer Wanderung von Shimla nach Kalpa entdeckt und wollte diese ca. 100 Jahre später nochmals versuchen. Ich war von der Idee angetan (und auch davon einen Trek abseits der üblichen Routen zu machen) und so haben wir mit der Planung gestartet. Zuerst hatte ich gedacht den Trek mit Karte großteils alleine machen zu können. Nachdem aber kein gutes Kartenmaterial und einige Unsicherheitsfaktoren vorhanden waren haben wir mit unterschiedlichen Guides gesprochen und sind bei Satish fündig geworden. Gleichzeitig ist auch Michael aus Deutschland zu uns gestoßen und Satish hat als zweiten Guide seinen Freund Chayan mitgebracht. Das Gepäck haben wir im YMCA untergestellt und am 9.5. ging es dann los.
Tag1 – Shimla nach Rampur
Für den ersten Tag war geplant langsam mit dem Trekking zu starten und großteils mit dem Bus zu fahren. Sobald wir in ein Dorf gekommen sind und die alten Fotos aus dem Tagebuch rausgeholt haben wurden wir gleich von hilfreichen Leuten umringt. Normalerweise wird man ja wenn man in eine abgelegenere Gegend geht angestarrt was sich oft etwas komisch anfühlt, sobald aber die Bilder gesichtet wurden hat sich das geändert. Die Leute wollten die Fotos sehen und einen Beitrag zum Finden des alten Hauses oder der Landschaft leisten. Unsere Guides haben hier für die nötige Kommunikation gesorgt, wobei mir möglich war teilweise die Sätze zu verstehen, da meist Hindi gesprochen wurde. Auch das Lesen von Hindi wurde wieder trainiert da fast alle Schilder, Shopnamen etc. ausschließlich in Hindi geschrieben sind. Ich wurde als Kassier für die Reise ausgewählt, so habe ich im Vorhinein die Kosten bezahlt, dokumentiert und später wurde dann alles aufgeteilt. Wie wir dann schon in der Nähe von Rampur am NH22 (National Highway 22) waren ist zuerst kein Bus gekommen. Ein Autostop hat uns in kürzester Zeit mitgenommen und wir sind zum Sonnentempel gefahren. Dort wurden wir von vielen vielen Kindern begrüßt. Ich habe mit ihnen Federball gespielt, die Hauptattraktion war aber sicher Jane. Das Guesthouse neben dem Tempel war leider schon belegt, so war nicht ganz klar wo wir heute Abend nächtigen. Theoretisch hätten wir immer auf Zelt und Schlafsack zurückgreifen können doch das wollten wir uns für später aufheben. Es wurde schon langsam dunkel und wir sind zu Fuß am NH22 entlanggegangen. Diesmal hat Autostop nicht funktioniert und uns war nicht ganz klar wir wir jetzt weiter vorgehen. Ich hatte dann gesagt wenn ein Bus kommt dann fahren wir bis nach Rampur da es dort viele Möglichkeiten gibt und so haben wir es dann auch gemacht. In Rampur angekommen hat es sich als etwas schwierig herausgestellt ein günstiges gutes Hotel zu finden. Zu guter Letzt hat es dann auch noch zu Regnen angefangen, wir waren hungrig und müde und wir haben uns dann für ein mittelpreisiges Dreckloch entschieden. Meine Mitreisenden haben getrödelt und ich war unentspannt und hungrig. Eine halbe Stunden später war dann alles gut, also der Bauch voll und die Stimmung wieder besser.
Tag2 – Rampur nach Gaura
Am nächsten Tag sind wir zuerst in Rampur umher um die verschiedenen Plätze aus dem Tagebuch zu finden. Einige Stunden später sind wir dann mit dem TukTuk den Berg hochgefahren und haben einen Bekannten von Satish getroffen. Dieser hat uns von der kürzlich stattgefundenen Bärenattacke erzählt und uns die typische Mischung aus Messer/Sichel/Machete mitgegeben. Danach ging es der Straße entlang den Berg noch Richtung Gaura. Michael ist uns vorausgegangen und dann plötzlich war er nicht mehr da. Einige Abkürzungen später haben wir ihn aber wieder getroffen. Am Weg konnte man klar erkennen, dass hier wilde Tiere am Werk sind. So haben wir dann doch die eine oder andere gerissene Kuh entdeckt. Als Wegzehrung gab es dann (wie später noch so oft) Roti und Dal. In Gaura angekommen wurden wir freundlich empfangen. Ich habe die Gelegenheit genützt und habe in einem Bach meine Füße rein gehalten, ah tat das gut im kalten Wasser. Wir konnten dann im Government Resthouse für etwa 500 Roupie unterkommen und haben uns zu fünft ein Zimmer geteilt. Ich habe mit Michael eine Münze geworfen, so hat er und Jane das Bett bekommen und ich habe mit Matte und Schlafsack mit unseren Guides auf dem Boden übernachtet.
Tag3 – Gaura nach Sarahan
Tags darauf war geplant um 7Uhr30 den Bus zu nehmen, was sich aber als unmöglich herausstellte. Aufstehen, Klogehen, Waschen, Frühstücken braucht hald alles seine Zeit. Wie in Indien üblich hat es aber dann doch noch funktioniert. Wir sind zu Fuß aufgebrochen und haben uns mit Autostop versucht, erfolgreich nach einiger Zeit. Auf der Ladefläche wurde kräftig auf der Flöte musiziert, bravo Satish und Michael. Es stellte sich heraus, der Bus hatte eine Reifenpanne und wir haben ihn nach einiger Zeit wieder überholt. Später sind wir dann vom Auto wieder in den Bus gewechselt und nach einiger Zeit mitten in der Pampa ausgestiegen und der Straße per Pedes gefolgt. Unerwartet schnell sind wir in Sarahan angekommen, in unserer Rechnung sind irgendwo einige Kilometer untergegangen was aber nicht weiter schlimm war. Wir sind dann im Tempel im Dormitory für 70 Roupie pro Nase untergekommen und haben den Nachmittag entspannt.
Tag4 – Sarahan nach Tranda
An diesem Tag sind wir zum ersten mal richtig in die Berge gekommen. Zuerst haben wir für 20min den Bus genommen und dann ging es, meist in der selben Höhenlage dem Berg entlang, richtig richtig schön. Die Flußquerungen stellten sich teilweise als ganz schön sportlich heraus, wer wird schon gerne nass, ganz zu schweigen vom Gepäck. Zum Schluss des Tages ging es dann noch kräftig 200-300 Höhenmeter einen Hügel hinauf, da waren wir dann schon ganz schön schlapp. Im Resthouse des Forrestdepartments konnten wir nächtigen. Essen war keines verfügbar, so haben unsere Guides für uns gekocht. Es scheint als wäre in diesem Resthouse schon lange keiner mehr gewesen, so haben wir zwei Wasserhähne auf einmal in der Hand gehabt. Blöderweise gab es keinen Haupthahn, nur einen großen Wassertank, ups. Wir haben dann einen Stock gebastelt und den Wasserhahn provisorisch wieder verschlossen.
Tag5 – Tranda nach Nachar
Am nächsten Tag ging der Trek nach wie vor den Berg entlang doch mittlerweile gab es erste Probleme. Michael hatte eine Speiberei erwischt, Jane hatte Blasen an den Füßen, der Weg war durch einen Erdrutsch verschüttet und es fing an zu regnen. Bis jetzt war ja alles sehr einfach bei diesem Trek, ich dachte mir dann ok, jetzt sehen wir ob wir als Gruppe gut zusammenhalten und wie wir diese Situation meistern. Wir haben das Gepäck von Michael aufgeteilt, Satish hat den restlichen Rucksack geschleppt. Ich bin mit Jane am Ende relativ langsam gegangen. Die Guides haben ihre lokalen Freunde antelefoniert und einen anderen Weg, wenn auch etwas abenteuerlich gefunden. Wie es dann zu regnen angefangen hat hab ich eine Höhle am Weg entdeckt und wir haben uns für einige Zeit verkrochen, ich hab die Trockenfrüchte ausgepackt und die Stimmung war wieder gut. Es ging dann weiter runter ins Tal, eine richtig große Flußquerung (und es war Gottseidank bewölkt an diesem Tag, sprich weniger Schmelzwasser) und auf der anderen Seite wieder hoch nach Ponda wo wir geplant hatten zu nächtigen. Im Resthouse dort sind wir aber sehr ungemütlich empfangen worden und sind dann wieder gegangen und mit dem Bus weiter nach Nachar gefahren. Zwischenzeitlich haben wir uns dort telefonisch schon angemeldet und dort angekommen war die Erfahrung wie ausgewechselt. Empfangskomitee, richtig nette Leute und ein unglaublich gutes Abendessen im Schlafzimmer vom Shopbesitzer.
Tag6 – Rasttag in Nachar
Ich hatte am Tag zuvor schon vorgeschlagen einen Rasttag zu machen um unsere Batterien wieder aufzuladen. Jane und Michael hat mein Vorschlag gut gefallen und so sind wir einen weiteren Tag in Nachar geblieben. Jane hat neue Schuhe gekauft. Michael hat im Krankenhaus eine Gitarre ausgeborgt und einige Stücke zum besten gegeben, u.a. If I Was von Young Rebel Set.
Tag7 – Nachar nach Urni
Nun ging es weiter zurück ins Tal zum NH22. Zuerst den Berg entlang auf einem Trek, dann der Straße entlang vorbei an Kraftwerken und vielen Lastern und Baumaschinen. Im Tal generell wurde viel an der Strasse und an diversen neuen Wasserkraftwerken gebaut. Im Vergleich zu der Schönheit und Ruhe die Tage davor war es hier heiß, stickig und laut. Nach einiger Zeit habe ich dann im Schatten auf die anderen gewartet und einen Autostop vorgeschlagen. Der Jeep hat uns dann bis Tapri mitgenommen wo wir ausgiebig zu Mittag gegessen haben. Von dort ging es dann richtig steil den Berg hoch. Der NH22 war hier durch einen Erdrutsch gesperrt und so musste der ganze Verkehr sich auf den Berg hoch quälen. Glücklicherweise mussten wir die Strasse nur teilweise benützen. Einmal ist in einem Steilhang der Felsen unter mir weggerutscht und ich konnte mich gerade noch mit meinem Stock fangen. Leider ist er dabei gebrochen und so habe ich mir einen neuen suchen müssen. Gegen Abend sind wir dann in einem weiteren Resthouse in Urni angekommen. Lustigerweise hatte hier das Zimmer auf einmal doppelt so viel wie in den Resthouses zuvor gekostet, eine Diskussion hat den Preis leider nicht gesenkt und auch beim Essen wurden wir etwas gelinkt.
Tag8 – Urni nach Kalpa
Eigentlich war geplant an diesem Tag nur Roghi zu erreichen aber schlussendlich haben wir es mehr als 20km bis nach Kalpa, unserem Reiseziel geschafft. Zuerst hatten wir großteils auf das Trinkwasser vergessen. So hatte nur ich eineinhalb Litter Getränk dabei. Zu Beginn sind wir der Strasse entlang gefolgt. Es war richtig laut und staubig und es gab einen großen Stau weil ja der Verkehr von dem NH22 umgeleitet war und die Inder alle ziemlich egoistisch versucht haben den Berg hoch bzw. runter zu kommen. 20min später sind wir dann auf einen anderen Weg gekommen und waren alleine unterwegs. Verschiedenste Versuche Wasser zu finden waren nicht erfolgreich und das Gelände wurde immer trockener. Dann ganz plötzlich kam Michael mit einer vollen Flasche ums Eck. Die Wasserleitung hatte hier ein Leck und sauberes, gutes Wasser kam heraus. Wir haben alle unsere Flaschen und Bäuche gefüllt und die Stimmung war wieder gut. Es ging weiter an Schneefeldern vorbei, über Flüsse und hoch hinauf auf den höchsten Punkt unseres Trekks auf 2915m laut meiner Uhr. Danach ging es langsam aber stetig bergab bis nach Roghi. Dort angekommen sind wir zuerst von den Einheimischen zu einem religiösen Festival eingeladen worden. Wir wurden königlich bewirtet mit Tee, Schnaps, gebackenem Gemüse, Roti und Schafsfleisch und wir wurden mit Trockenfrüchten behängt. Einige Fotos später sind dann auf einmal andere Personen auf uns zugekommen und haben uns Essen und Getränke weggenommen, wir haben dann beschlossen zu gehen, sind uns aber nicht sicher was genau zu diesem Stimmungsumschwung geführt hat. Nachdem Kalpa nur mehr 40min entfernt war haben wir dann beschlossen es an diesem Tag noch bis dorthin zu versuchen. Am Weg hat der Fluss die Straße etwas weg gespült, so habe ich den Einheimischen geholfen mit Steinen die Überfahrt wieder zu reparieren. Müde, erschöpft aber glücklich sind wir dann in Kalpa angekommen und waren von der 5000er Kulisse beeindruckt. Dieses Mal haben wir uns dann den Luxus gegönnt ein Zweibett- und ein Dreibett Zimmer zu nehmen und ausgiebig zu schlafen.
Tag9 – Rasttag in Kalpa
Am nächsten Tag sind wir dann in Kalpa geblieben und haben dort die Umgebung erkunden bzw. einfach die Seele baumeln lassen, die beeindruckenden Berge bestaunt und Tempel, Shops und Restaurants in Chini besucht. Am Abend sind wir per Autostop in einem Laster in das nächste Dorf gefahren und haben einige Biere organisiert. Am Abend habe ich dann allen das Kartenspiel Knirps beigebracht und so wurde lustig bis in die Nacht hinein gespielt.
Tag10 – Kalpa nach Chitkul
Am Rückweg war geplant eine im Tagebuch erwähnte Engstelle am NH22 zu suchen und dann einen Abstecher über Sangla nach Chitkul zu machen. Nach einem zuerst netten Trek haben wir das Gepäck unserem Guide Chayan im Bus mitgegeben und sind dann ohne Gepäck den NH22 entlang spaziert. Viele Kilometer später habe ich dann beschlossen, ich mag nicht mehr und werde jetzt einen Autostop versuchen, unerfolgreich. Zum Glück gab es dann eine kleine Mahlzeit und die Engstelle war gefunden, aber irgendwie nicht mit dem Tagebuch konform. Wir haben dann einen Laster angehalten der uns dann bis zu unserem Gepäck mitgenommen hat. Dann haben wir den Bus nach Chitkul auf 3400m genommen, eine durchaus interessante und abenteuerliche Fahrt. Am Abend war geplant in Chitkul zu Campen, wir waren uns aber mit der Temperatur nicht ganz sicher. So wurde eine Münze geworfen und wir haben und für Zimmer, 350 Roupien pro Zimmer entschieden. Am Abend haben wir dann ein Feuer am Fluss gemacht.
Tag11 – Rasttag in Chitkul
Nachdem es doch richtig schön hier oben in den Bergen ist haben wir beschlossen noch einen weiteren Tag zu bleiben. Ich wollte schauen wie es mit meiner Kondi steht und bin auf den nächsten Berg gedüst, 250 Höhenmeter in unter 30min in der Höhenlage sind ok für mich. Am Abend war geplant ein richtig großes Feuer zu machen. Wir haben Getränke, Gemüse und Musik besorgt und sind auf zum Feuer. Ein richtig toller Abend zu Beginn, leider hat mich die allgemeine Freude verleitet und ich habe den lokalen Wein gekostet, Schnaps würde man bei uns sagen. Zu dem Zeitpunkt wo mir bewusst wurde wie intensiv das Getränk ist und ich mir den Finger in den Hals gesteckt habe war es dann schon zu spät und der Schaden angerichtet. Die anderen haben mich dann ins Bett gebracht, soweit so gut, wenn da nicht geplant wäre um 6Uhr30 am nächsten Morgen mit dem Bus nach Shimla zu fahren.
Tag12 – Chitkul nach Shimla
Der Bus ist an diesem Tag glücklicherweise nicht gefahren, so konnte ich noch länger schlafen und wir haben dann bis Sangla den Cheep genommen und erst von dort den Bus. Mir war immer noch ungut und in Gedanken an die über 200km Busfahrt ist es mir auch nicht besser gegangen. Intuitiv habe ich meine Reiseapotheke geprüft und habe Nux Vomica entdeckt. 5min nachdem ich die Kugerl zu mir genommen habe hat sich mein Bauch gemeldet, jetzt bin ich entspannt, und so war es dann auch. Die Busfahrt war lang und intensiv. Zurück in Shimla hatte ich gedacht ich hätte ein Zimmer reserviert, aber irgendwie habe ich da eine Telefonnummer verwechselt. Wir haben dann ein neues Zimmer gesucht und sind müde ins Bett gefallen.
Am nächsten Tag, dem 21.5. sind wir dann in Shimla noch gemeinsam Abendessen gegangen und haben unseren Guides unseren Dank in Worten und Marie übermittelt. Alles in allem eine sehr gelungene Geschichte. Im August plant Satish einen weiteren Trek, vielleicht ergibt es sich und ich kann hier auch mit dabei sein, wir werden sehen.
Grüße aus den Bergen,
Max