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Heimreise und Weltreiserückblick

Liebe Reisebloglesende,

mit etwas trauriger Miene muss ich bekannt geben, dass dies mein letzter und abschließender Weltreiseblogpost ist. Ich bedanke mich für eure Ermutigungen, Fragen und Feedback. Das war auf der Reise ganz wichtig für mich, dass ich zu Hause noch nicht ganz vergessen wurde. Wie ich diese Zeilen schreibe bin ich bereits in Salzburg wo ich voraussichtlich wieder für lange Zeit bleiben werde. Betreffend neuer Telefonnummer werde ich euch die nächsten Tage kontaktieren, ansonsten bin ich ja immer über erreichbar. Auch möchte ich mich entschuldigen, dass dieser Blogpost verspätet erscheint, aber die letzten Wochen waren sehr intensiv für mich und mit privaten Verpflichtungen ausgefüllt.

Von der Heimreise über Peru sind noch einige Orte offen, so möchte ich in diesem Beitrag einige Wochen zurückspringen nach Tacna. Wir kommen also gerade mit dem Bus von der chilenischen Küstenstadt Iquique nach Arica und nehmen von dort einen lokalen Bus über die Grenze zurück nach Peru. Die Grenzstadt Tacna hat es uns nicht wirklich angetan, unsere Unterkunft ist nur mittelmäßig und wir sind zwar umher die Stadt zu erkunden, es ist aber kalt und regnerisch. Wir beschließen dann Tags darauf, nachdem wir unsere restlichen Chilenos in peruanische Sol gewechselt haben (1000 Chilenos = 5 Sol, wir verlieren ca. 3%) den Bus in die nächste größere Stadt, Arequipa auf etwa 2300m, zu nehmen. Dort angekommen fällt uns gleich auf, dass hier wieder Tourismus im Vordergrund steht, denn Arequipa ist berühmt für Alpaka-Wollprodukte und wird auch die weiße Stadt genannt, da viele alte Bauten mit weißen Steinen aus einem nahe gelegenen Steinbruch gebaut sind. Zum Glück leben wir gemeinsam mit einer Familie etwas außerhalb des Zentrums und es passt, wir kochen gemeinsam, lernen die lokalen Gegebenheiten kennen und so weiter. Die Tage verbringen wir meist in der Stadt, die alten Gebäude, die lokalen Märkte wie auch ein bisschen Geschenke shoppen ist angesagt. Die Zeit vergeht rasch und schon bald verlassen wir Arequipa mit einem Flieger nach Lima. Hier hatten wir kurz überlegt den Bus zu nehmen, aber nachdem der Flieger fast genau soviel gekostet hat und der Bus mehr als 16 Stunden braucht, hatten wir uns dann für den Flug mit Vivaperu entschieden. Der Zwischenstopp in Lima ist notwendig, da quasi alle günstigen internationalen Flüge in der „näheren“ Umgebung von dort aus starten. Wir entspannen uns zwei Tage, gehen etwas shoppen und holen auch das einige Monate zuvor abgelegte Sprachzertifikat ab. Danach geht es getrennt weiter, da ich ja zu Beginn einen Roundtrip Madrid – Bogota gebucht hatte, fliege ich weiter nach Bogota. Es ist schön wieder zurück zu kommen, es werden Geschenke eingekauft und Bekannte besucht, bevor es kurz danach mit dem Flug zurückgeht nach Madrid und dann weiter über München nach Salzburg.

Betrachte ich Südamerika rückwirkend, vermisse ich viele Leute und Orte von dort, aber auch der eine oder andere etwas brenzlige Moment war dabei. Bis auf einen Regenschirm ist uns nichts abhandengekommen und nichts großartig passiert. Das heißt aber nicht, dass wir nicht wachsam waren, bewusst etwas „heruntergekommen“ aussehen, auch die Entscheidung lokale Transportmittel untertags zu verwenden hat sicher das ihre dazu beigetragen. Von einem Nordsüd Gefälle an Freundlichkeit wie viele andere Reisende das berichten, kann ich nicht sprechen, wir wurden an vielen Orten freundlich empfangen, vor allem wenn wir es geschafft hatten etwas aus den touristischen Zentren zu entfliehen. An vielen Orten und zu vielen Festen haben wir das folgende Lied gesungen, was für uns sehr stark mit unserer Zeit in Südamerika verbunden ist.

Wenn ich auf meine drei Reisejahre zurückblicke, habe ich sehr viel erlebt und gesehen. Vieles davon kommt mir erst wieder so richtig in den Sinn, wenn ich alte Blogposts lese oder mir Fotos anschaue. Wenn ich dann etwas erzähle, ist das oft nur von einem Ort, eine kurze Geschichte oder Gegebenheit. Viele von euch haben mich gebeten doch einen Diavortrag zu halten, da bin ich noch am überlegen, wollt ihr das wirklich … ich bitte um ermunternde Zuschriften ;-), dann werde ich, vielleicht pro Land einen 1-2h Vortrag halten. Wer einen Überblick über die vielen Blogposts haben möchte bekommt diesen hier. Für alle Reiselustigen, welche länger unterwegs sein möchten habe ich einige Informationen hier zusammengestellt. Nun folgt die Darstellung der ganz grobe Reiseroute mittels einer tripline.net-Karte, die einzelnen besuchten Orte aufzuführen hätte bei weitem den Rahmen gesprengt. Details wenn benötigt bitte den Blogposts entnehmen oder mit mir das Gespräch suchen.

Anschließend möchte ich in wenigen Worte auf bereisten Ländern eingehen, welche große Unterschiede aufweisen. In Indien beispielsweise sollte man sich neben den guten und schlechten Gerüchen daran gewöhnen, dass oft kreative Wege gefunden werden, um etwas zu erreichen. Dieses „Schummeln“ dann als Volkssport zu bezeichnen geht hier zwar fast schon etwas zuweit, aber man trifft diese Situationen oft und in verschiedenen Bevölkerungsschichten an. Im Gegensatz dazu ist gerade die ärmere Bevölkerung sehr hilfsbereit und gastfreundlich, wenn auch das Essen oftmals einen unerwünschten „Nebeneffekt“ beinhaltet. Von der Sprache her sind einige Phrasen in der lokalen Sprache Pflicht, ob das Bengali, Tamil, Hindi oder sonnst was ist, nur English zu sprechen ist etwas zu wenig und die wenigen Phrasen die man dann in der lokalen Sprache spricht öffnen viele Türen, Mitfahrgelegenheiten und so weiter. Generell gibt es in Indien viel körperliche Nähe im Alltag, so werden Busse oder Züge gemeinschaftlich und sehr dicht genutzt. Das Bild der Frau ist in den Kopf der indischen Männer oftmals ein sehr verzerrtes, hier sollte man etwas vorsichtig sein, downdressing ist angesagt und die eine oder andere Gepflogenheit der lokalen Damen zu übernehmen hilft. Reisebudget in Indien würde ich als günstig bis sehr günstig einstufen. In China ist ein bisschen Chinesisch Pflicht und für jemanden, der bereits Deutsch kann mit der Aussprache nicht so wirklich kompliziert, versucht es! Die Infrastruktur ist top, das was man aus Europa so kennt, wirkt langsam und armselig. Auch die Gastfreundschaft ist unglaublich, so etwas findet man anderorts nicht so schnell. Natürlich sollte man sich auch auf einen permanenten Grundgeräuschpegel und die oft vorhandenen Luftverschmutzung einstellen. Preisniveau beim Reisen liegt etwas unter Europa bzw. kommt darauf an um was es sich handelt. Wen unberührte Natur erleben möchte ist in Neuseeland richtig. Sofern man sich abseits der Touristenhauptrouten bewegt sind auch die Einheimischen sehr nett. Das Wetter ist oftmals etwas rauer als bei uns, das wird durch die Nähe des Südpols erklärt. Canyoning ist möglich und interessant, aber in meinen Erfahrungen oft wasserreicher, abgelegener und meist kälter als bei uns. Reisekosten liegen etwa im selben Bereich wie in Europa. Die von mir besuchte Ostküste in Australien würde ich eher meiden, außer man will mit arbeits- und partywütigen Kindern umgeben sein, welche zum ersten Mal von zu Hause weg sind und dann natürlich die Sau rauslassen müssen. In Indonesien werden die Leute immer netter je weiter man sich von den Massen entfernt. Wenn man an einem Tag an einem kilometerlangen weißen Sandstrand nurmehr drei Leute sieht, dann weis man, man hat das Paradies gefunden. Nach dort oder auch von dort wegzukommen hat dann oft aber auch die eine oder andere Transportproblematik mit sich gebracht. Kostenpunkt, zwar nicht so günstig wie Indien aber immer noch günstig. In Kolumbien wurden wir vielerorts sehr warm und offenherzig empfangen. Wenn man dann erfährt, was da nach wie vor passiert, bewundert man das noch um so mehr. Natürlich sollte man etwas aufpassen und sich etwas nach den Ratschlägen der Einheimischen richten, wie zum Beispiel Nachts im Haus zu bleiben oder bestimmte Gegenden zu meiden. Das Reisen kostet in Südamerika generell weit unter europäischem Niveau, wenn man von internationalen Flügen absieht. In Peru sind mir vor allem die Städte in den Bergen ans Herz gewachsen. Die gute Mischung von Einheimischen, Zugewanderten und Touristen dort macht das zu einem bunten und lebhaften Treiben. Es gibt viele Optionen selbständig in den Bergen unterwegs zu sein, jedoch auch einige völlig überlaufene Touristenzentren, welche man besser meidet.

Wenn man das Reisebudget der letzten drei Jahre betrachtet, kommt man pro Tag auf einen Durchschnittswert in der Größenordnung von 40€. Eine Nachkalkulation im Detail habe ich unterlassen aber unterm Reisen in diversen Ländern eine grobe Kalkulation gemacht und mir Tageslimits gesetzt. So habe ich ohne Flüge zu berücksichtigen z.B. in Indien zwischen 10-15€ pro Tag gebraucht und in Spanien bereits rund 35-45€. Betrachtet man die Flüge genauer, welche einen großen Teil des Budgets ausmachen, habe ich für gut 50 Flüge zwischen 20 und 1200€ pro Flug bezahlt. Beim Fliegen kam es auch oftmals zu unerwarteten Problemen, von einem mehrfachen Landeanflug in einer kleiner Propellermaschine, 24h ungewollter Aufenthalt beim Warten auf den Anschlussflug, verlorenes Gepäckstück, welches Tags darauf wieder aufgetaucht ist oder auch einem Flugabbruch nach Triebwerksproblemen ist dann aber doch alles gut ausgegangen. Mein Gepäck hat sich im Laufe des Reisens etwas verändert, die finale Gepäckliste findet ihr hier. Wer mich kennt weis, dass ich oft und gern etwas tue und so natürlich auch auf Reisen. Ich habe mich mit Sprachen beschäftigt, neben wenigen Phrasen in den verschiedensten Sprachen habe ich vor allem Spanisch, Hindi und Chinesisch gelernt und auch Deutsch und Englisch unterrichtet. Das Arbeiten mit Holz war vielerorts gefragt, ob beim Fällen und Pflanzen von Bäumen oder beim Bauen von Unterkünften oder Möbeln, ich habe hier viel Neues gelernt. Auch als Elektriker war ich tätig, wobei mir die vorhandenen Sicherheitsstandards nicht wirklich zugesagt haben. In den Bergen war ich, sowohl selbst unterwegs aber auch als Guide für andere und auch in mehreren Bergsteigerkursen habe ich neues und auch veraltetes Wissen erfahren. Und natürlich als Canyoningguide, wobei ich so intensiv nicht mehr schluchteln möchte.

Meinen Blog www.schlucht.at wird es auch in Zukunft geben, aber vermutlich wird sich das gepostete Material eher den alltäglichen Themen widmen als dem Reisen. Der Newsletter wird ab sofort eingestellt, sprich es werden keine neuen Newsletter mehr verschickt. Die nächsten Tage und Wochen werde ich nutzen, um zu Hause anzukommen, mich einzuleben und wieder persönlich mit euch in Kontakt zu sein. Ab April werde ich wieder intensiver ins Arbeitsleben einsteigen, wer betreffend Job oder Wohnung etwas weiß lässt es mich doch bitte wissen. In diesem Sinn, Danke, dass ihr mich so zahlreich auf meiner Reise begleitet habt, auch wenn ich am anderen Ende der Welt war.

Euch allen Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch,
Max und BaoYu

Weltreise Bolivien, La Paz, Quime, Cochabamba, Oruro, Sucre und Potosi

Wie schnell doch Zeit und Weg vergeht, vor „kurzem“ (etwa eineinhalb Monate zuvor) waren wir noch in Peru und jetzt sind wir schon in Argentinien. In diesem Post möchte ich vor allem von Bolivien berichten. Leider hat Bao Yu nur ein Visum für 30 Tage bekommen und so hat sich unser Reisestil etwas gewandelt. Zuvor, hatten uns andere Reisende noch berichtet, es wäre in Bolivien besonders günstig und die Infrastruktur nicht so toll, wir hatten zu beiden Dingen aber andere Erfahrungen gemacht, aber nun alles der Reihe nach.

Wir sind also nach unserem Choquequirao Trek nach einigen Tagen Rast von Cusco weiter nach Puno am Titikaka See aufgebrochen. Der Plan war dann von Puno (in Peru) aus weiter die Grenze nach Bolivien zu überqueren und es innerhalb eines Tages bis nach La Paz zu schaffen. Wie wir am Busterminal ankommen heißt es, heute kein Bus nach Puno, es wird gestreikt. Wir sehen viele Touristen welche in der Busstation festsitzen, zuerst überlegen wir noch eine Nacht in Cusco zu bleiben aber dann beschließen wir herumzufragen, das kann doch nicht sein. Bao Yu findet dann jemanden welcher eine „Lösung“ für uns parat hat, angeblich soll es einen Bus nach Juliaca geben, welcher in ca. 20 Minuten abfährt. Wir sagen dem etwas erhöhtem Preis (25 statt 15) zu und danach verschwindet der Typ mit unserer Ausweiskopie und dem Geld. Für einen Moment denken wir schon, den sehen wir nie wieder aber dann später kommt er wieder zurück, mit einem etwas komischen Ticket für uns aber ok. Danach verlassen wir gemeinsam mit ihm das Busterminal und in einer Straße vor dem Busterminal stehen viele Lokals und warten auf den Bus, angeblich bis nach Juliaca oder sogar nach Puno soll er gehen, so sind wir beruhigt. Wir sind also guter Dinge im Bus, es geht zügig voran und die Landschaft ist großartig. Dann am Ende einer langen langen Hochebene auf rund 4000m auf einmal Stau, aha, das wird dann doch der versprochene Streik sein. Unser Bus fährt dann an den parkenden Autos, Bussen und LKWs vorbei bis Nähe der Blockade aber dann ist Schluss. Wir steigen aus und wandern herum. Ich möchte, nachdem nicht klar ist, wann es weitergeht und viele Motorräder herum flitzen, die Sperre sofort manuell passieren. Wir warten etwa zwei Stunden, bekommen die verschiedensten Informationen aber dann brechen einige der anderen Lokals auf und so auch wir. In wenigen Minuten machen wir es zu Fuß zur ersten Sperre. Ich dachte schon, ah, das war einfach aber die haben nicht die Straße an einem Ort gesperrt, sondern an vielen verschiedenen Stellen. Hinter einigen LKWs versteckt finden wir zwei Lokals mit Motorrädern welche und auf Umwegen für 8Sol auf die andere Seite bringen. Wir sagen zu und los gehts, manchmal müssen wir absteigen und an der Sperre vorbeigehen und dann ums nächste Hauseck geht es mit dem Motorrad weiter. Später dann treffen wir auf eine Prozession, sofern ich die Plakate richtig lese, geht es den Einheimischen u.a. um Umweltschutz und angeblich soll nach diesem letzten großen Protest die Sperre wieder aufgehoben werden, na toll. Wir nehmen ein weiteres Motorrad, diesmal eines gemeinsam für 3Sol zu einer Zollstation auf der anderen Seite. Viele Einheimische warten dort schon auf weitere Transportmöglichkeiten aber alle Autos die vorbeikommen ignorieren uns. Etwa eine halbe Stunde später sieht es dann so aus, als wäre die Sperre nun aufgehoben und wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir auf unseren Bus warten sollen oder nicht, nehmen dann aber den ersten Bus der stehenbleibt. Der Busfahrer fragt nach 10Sol nach Juliaca was etwas viel ist, wir bleiben dann aber im Bus bis nach Puno sitzen, dann passt das auch. Insgesamt hat uns das „Abenteuer“ rund 40Sol (10Euro) extra gekostet, das „normale“ Ticket nach Puno wäre um 20Sol pro Person zu haben gewesen, also doppelter Preis aber eine interessante Erfahrung reicher.

Am frühen Abend kommen wir müde und hungrig in Puno an. Unser Hotel haben wir zuvor auf der Karte markiert, so steigen wir mitten auf der Straße aus und wandern zu der genannten Adresse. Das Hotel hatte uns zuvor gedrängt, dass die Stadt sehr gefährlich sei und wir vom Busterminal abgeholt werden müssten, ich habe dem aber widersprochen und gesagt wir finden selbst dorthin (bzw. wollte auch die zusätzliche „Transportgebühr“ nicht zahlen). Als wir dann an der genannten Adresse ankommen finden wir nur ein Restaurant aber kein Hotel. Ich bewache das Gepäck und Bao Yu nimmt Kontakt zu den Einheimischen auf. Ein Telefonat später erklärt sich die Geschichte, das Hotel ist an einer anderen Adresse, interessant denken wir und machen uns auf den Weg. Etwa 10 Minuten später treffen wir einen Hotelangestellten und wandern dann gemeinsam zum Hotel. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um ein anderes Hotel hat welches den Namen und die Bewertungen des Hotels zuvor übernommen hat. Ich erwähne das entsprechend und teile mit, dass wir das so nicht akzeptieren können. Danach verhandeln wir hart und bekommen einen angemessenen Rabatt. Die folgende Nacht ist sehr kalt, sowie unsere Dusche aber Tags darauf bei einem umfangreichen Frühstücksbuffet sind wir zufrieden und guter Dinge. Wir sind danach in der Stadt umher, Zentrum, Busstation, Aussicht am Hügel, lokaler Markt und so weiter, das übliche. Was auffällt, dass Puno für eine Touristendestination noch immer sehr günstig ist, so zahlen wir für z.B. für Almuerzo/Cena (Mittag-/Abendessen) etwa 3-4Soles. Der See war, wie erwartet, zwar groß aber nicht wirklich eindrucksvoll und so haben wir auf eine der Touren zu der traditionellen schwimmenden Inseln verzichtet. Zum Mittagessen hatte ich Bao Yu dann zur Abwechslung in eines der chinesischen Restaurants in Peru, genannt CHIFA, gebracht. Wie wir eine scharfe Sauce zu unserem gebratenen Reis bestellen freut sich Bao Yu sehr, die Sauce kommt ihr bekannt vor. Auf Nachfrage konnten wir dann beim Restaurant ein ganzes Glas der Sauce erstehen. Am Nachmittag gab es dann in der Stadt dann schon wieder Proteste und angeblich sollten diese auch die nächsten Tage, rund um einen Nationalfeiertag, andauern. Wir haben danach dann beschlossen Puno zu verlassen und den Bus in der Früh nach La Paz zu nehmen. Das ausgestellte Busticket geht zwar nach La Paz laut mündlicher Information, am Ticket selbst ist aber nur Copacabana vermerkt, interessant denken wir uns. Die Busfahrt beginnt eine Stunde früher als geplant wegen der Proteste und wir stehen gegen 5:30 auf und machen uns auf dem Weg zum Bus. Die Busfahrt verläuft ohne große Ereignisse dem See entlang. Dann zuerst den Stempel in Peru holen, über die Grenze spazieren, einen weiteren Stempel in Bolivien und wieder in den Bus, fertig. Die Grenzbeamten waren nicht so wirklich freundlich, so wurde mir mein Pass mit so einem Schwung zurückgeworfen, dass ich ihn quasi fast vom Boden aufheben musste. Mit dem Bus ging es dann weiter und 5 Minuten später besteigt ein lokaler „Beamte“ den Bus und möchte von jedem 2 Bolivianos „lokale Steuer“ einheben. Einige Leute protestieren, sie wären nur auf der Durchreise aber der Beamte bleibt hart. Ich hatte zuvor meinen kleinsten Peso Schein, einen 50er, in einen 100 Boliviano Schein gewechselt. Der Beamte meint, er kommt später mit Wechselgeld auf mich zu, hat uns aber dann galant ignoriert. Dann wie wir im Ort hinter der Grenze in Copacabana ankommen heißt es alles aussteigen, der Bus fährt nur bis hier und weiter geht es mit einem lokalen Bus in einer Stunde. So hatte man uns das beim Ticketkauf in Puno nicht erzählt aber ok. Wir schlendern etwas herum, bei dem BancoFi Bankomaten konnte ich 2000 Bolivianos(Bs) (etwa 240 Euro) abheben, damit sind wir fürs Erste flüssig. Die Aufteilung der Busse findet dann etwas chaotisch statt und als Ticket wird das bestehende Ticket verlangt und eingesammelt. Die von Peru doch schon gewohnten Sicherheitsmerkmale beim Bus (jeder wird mit ID registriert, der Koffer bekommt ein Pickerl mit einer Nummer und wird nur ausgegeben, wenn man den Gegenbeleg hat, etc.) sind in Bolivien scheinbar nicht üblich. Es geht im Bus dahin in hügeliger Berglandschaft bei perfekten Straßenverhältnissen, der Ausblick zum See ist manchmal ziemlich beeindruckend. Als wir den Lago Titikaka dann an einer Stelle queren heißt es erneut, alles aussteigen und bitte das andere Boot nehmen und die Überfahrt selbst zahlen, aha. Danach geht es weiter in gewohnter Manier und zu dem Ausblick zum See kommen jetzt noch einige Fünftausender dazu bevor wir einige Stunden später am Nachmittag im Busterminal in La Paz eintreffen.

Von der Busstation wandern wir in Richtung Altstadt von La Paz, um eine Unterkunft zu finden, aber wir sind nicht erfolgreich. So nehmen wir uns um 2Bs ein Collectivo und fahren zu einem Hotel, welches wir zuvor ausgesucht hatten. Dort empfängt man uns herzlich, jedoch beim Preis möchte man 13% „Steuer“ mehr haben als das zuvor angegeben war. Ich bleibe hart in der Diskussion und betone, dass hier ein Fehler vorliegt, dass das nicht mein Problem sei und das sich alle an das Gesetz halten müssen, auch dieses Hotel. Schlussendlich, 20 Minuten Diskussion später und nach Vorlage des bolivianischen Gesetzestextes, welchen ich bevor wir nach Bolivien kamen hier, gefunden habe, wurde der angegebene Preis (von 114Bs) akzeptiert und man wurde sehr freundlich zu uns. Wir haben irgendwie aber ein ungutes Gefühl bei der Sache und so machen wir uns am Abend in die Stadt auf, um weitere Unterkünfte zu finden. Am Weg sehen wir viele Metallboxen, zuerst ist nicht klar was das ist aber wie wir dann eine Dame beim Zusammenpacken sehen ist klar, das sind die kleinen Straßenläden, welche wir überall gesehen haben, dass die auf ein so kleines Format zusammengepackt werden können, hätte ich mir nicht gedacht. In dieser Nacht finden wir in der Nähe des Zentrums eine Straße mit Optionen, es gibt eine Unterkunft um 90Bs sogar mit Küche, dorthin könnten wir am nächsten Tag umziehen. Am Rückweg dann noch schnell ein Abendessen, zuerst Hühnersuppe um 13Bs, dann Pasta Integral con Huevo, also Vollkornnudeln mit Ei um 5Bs. Am Abend finden wir dann in AirBnB eine gute Unterkunft für zwei Tage später um 70Bs, aber der Eigentümer reagiert vorerst nicht, so senden wir eine Buchung aber wissen nicht so recht, ob das was wird oder nicht. Tags darauf wie wir dann in unserer geplanten neuen Bleibe ankommen ist diese aber nach wie vor voll, so bewache ich das Gepäck und Bao Yu macht sich auf, um einige Straßen weiter die Unterkünfte zu checken. Wir finden eine in der „Hexengasse“ um 70Bs mit Küche und nettem Innenhof und ziehen dorthin um. So schwierig wie in La Paz war das mit der Unterkunft schon lange nicht mehr, aber endlich fühlen wir uns, als wären wir wo „angekommen“. Dann wie wir gerade beim Auspacken des Gepäcks sind bekommen wir die Info von AirBnB, dass unsere Buchung für Tags darauf akzeptiert wurde, hurra, das heißt wir ziehen Tags darauf erneut um, aber was soll’s. Nach dem Einchecken erkunden wir weiter die Stadt und es gefällt uns hier. Beim Verhandeln des Preises mit den Gemüsedamen auf der Straße fällt uns sehr schnell auf, dass hier ein etwas rauerer Wind weht und in vielen Bereichen die Leute eher „müde“ sind weitere Touristen zu sehen aber nach einigen Tagen finden wir die richtige Gasse. Überall in der Stadt (und generell in Bolivien) sind politische Graffiti, vor allem mit Si, Vota und Evo zu sehen. Das hat mit dem aktuellen Präsidenten (Evo Morales) zu tun welcher 2020 bzw. 2025 wiedergewählt werden möchte aber auch die dazugehörenden No’s und Schmierereien sind natürlich vorhanden. In einer historischen Straße entdecken wir am Nachmittag einige alte Damen welche Teigtaschen (eine Mischung aus Bauernkrapfen und gebackener Maus) in Öl heraus braten. Wir bestellen eine Teigtasche mit Api und dann noch eine Runde. Api, das ist eine Art warmer Fruchtsaft in verschiedenen Sorten. Beides ist sehr lecker und mit 5Bs für den Api und 2Bs für die Teigtasche mit Honig oder Zucker auch preiswert. Am Abend in der Unterkunft kochen wir selbst, es gibt chinesische Küche, auch wenn die Küche etwas klein und dürftig ausgestattet ist. Tags darauf machen wir uns zu unserer neuen Unterkunft am Hügel auf. Die Busse stecken im Stau fest und so gehen wir die knapp 500 Höhenmeter zu Fuß. Am Straßenübergang werden wir von Zebras begrüßt, wie es uns geht, hallo und so, das dürfte eine Initiative sein zum Schutz der Fußgänger beim Fußgängerübergang, denn oftmals ist der Verkehr in La Paz etwas gefährlich. Als wir dann in unserer neuen Unterkunft am Hügel ankommen können wir unser Glück kaum fassen. Das Haus ist richtig toll, wir haben ein eigenes, großes Zimmer, Frühstück mit Fruchtsaft wartet auf uns, der Ausblick ist gut und die Leute sind richtig nett zu uns. Später wie wir dann ins Gespräch kommen stellte sich heraus, dass unser Host etwas unsicher war, weil wir ihre ersten Gäste sind und sie uns und die Applikation nicht wirklich kennt. Nachdem wir aber dann ein Foto von uns gesendet hatten, war das Eis gebrochen und alles gut. In den nächsten Tagen haben wir La Paz natürlich ausgiebig erkundet. Es gibt hier keine wirklich großen Supermärkte, sondern stattdessen geht man in die jeweilige Gasse und kann dort die Produkte zu einem oft weit besseren Preis kaufen. In der Stadt gibt es bereits einige Gondeln als öffentliches Transportmittel. Wir ließen es uns nicht nehmen um 3Bs die Gondel von Dopplmayr von dem Zentrum von La Paz nach El Alto, einer Vorstadt auf 4100m zu nehmen und den Ausblick zu genießen. Teilweise sind die Gondelstationen sehr geschickt in das Straßenbild integriert, so z.B. in die Mitte eines Kreisverkehres. Hier in Bolivien kommt die Schreibmaschine nach wie vor intensiv zum Einsatz. So sind ganze Straßen vor den Anwaltsbüros voll mit Schreibern welche die diversen Schriftstücke verfassen (dürfte eine legale Vorgabe sein, dass bestimmte Schreiben nur als Maschinenschrift akzeptiert werden). Wie bereits in Huaraz gab es auch hier in La Paz einen großen Studentenumzug, welcher u.a. von der staatlichen Brauerei gesponsert wurde. Unser Host war Teil des Umzugs und hat uns natürlich dazu eingeladen. Die Energie, die wir bei den Tänzen sahen stellt alles bisher gesehene in den Schatten, wir sind den ganzen Tag umher und bestaunen die wilde Menge, wenn ich auch am Nachmittag schön langsam etwas müde werde und uns die intensive Sonne zusetzt. Es werden viele unterschiedliche Stile getanzt, jeweils vom Typ der Universität und der Herkunftsregion abhängig. Einige der Zuschauer verhalten sich komisch uns gegenüber und wir mögen auch nicht, dass die Sitze zum Zuschauen zum Touristenpreis verkauft werden, das trübt unsere Erfahrung dort ein bisschen. Generell ist zu sagen, dass La Paz bei weitem teurer ist als uns das von anderen Reisenden berichtet worden ist, bzw. für uns ist der Preisunterschied mit Peru verschwindend gering, dass Bolivien einmal sehr günstig war, mag sein, ist aber schon seit einigen Jahren nicht mehr so. So kostet ein einfaches Zimmer für zwei 70-100Bs, ein Essen etwa 10-15Bs. Im Gegensatz dazu finden wir in Bolivien eine gute Infrastruktur (Straßen, Transportmittel, etc.) vor, bei weitem besser als Peru würde ich sagen. In den nächsten Tagen sind wir noch intensiv in La Paz umher aber nach gesamt 5 Tagen beschließen wir weiterzuziehen da uns ja gesamt nur 30 Tage zur Verfügung stehen. Tags darauf geht es dann mittels Collectivo zur Seilbahnstation, von dort dann zwei Seilbahnfahrten weiter nach El Alto und dann gehen wir von der Station zur Bushaltestelle um den Bus nach Quime zu erwischen. In der Busstation stellte sich aber heraus, der Bus fährt in der Nähe einer anderen Busstation in Calle 2 ab, also nehmen wir ein weiteres Collectivo und fragen uns am nächsten Ort durch. Mittlerweile praktizieren wir Synchron-Befragung, also Bao Yu und ich fragen verschiedene Leute nach derselben Information und danach vergleichen wir unsere Ergebnisse, das hat bis jetzt ganz gut funktioniert. Wenige Minuten später haben wir ein Busunternehmen gefunden, welches in 15 Minuten abfährt und uns um 20Bs direkt nach Quime bringt, perfekt.

Die Busfahrt nach Quime ist zuerst nicht weiter spannend, es staut in La Paz. Dann tankt der Bus in einer Tankstelle viele hundert Liter, um diese wahrscheinlich danach in Quime wieder zu verkaufen. Danach geht es weiter einer Autobahn folgend in Richtung Süden nach Conani. Dort verlassen wir die Autobahn und folgen eine kleiner Straße, die letzte halbe Stunde ohne Asphalt bis nach Quime. Ursprünglich war ja geplant gewesen, Quime von der anderen Seite her zu erreichen, also zuerst nach Coroico zu kommen und dann nach Chulumani oder Irupana. Von dort aus war aber nicht klar, ob man mit öffentlichen Transportmitteln weiter bis nach Quime kommt und nachdem es sich dabei um die „Straße des Todes“ handelt, wollten wir nichts riskieren. In Quime selbst haben wir uns dann nach einer Unterkunft umgesehen, aber die Optionen waren eher dürftig. Wir haben uns dann für ein kleines Familienhotel um 80Bs in Nähe des Platzes entschieden, u.a. da uns dort gestattet wurde in der Restaurantküche zu kochen was sich aufgrund der großen Töpfe und des großen Feuers als sehr interessant herausstellte. Am nächsten Tag erkunden wir die Umgebung aber erkennen schnell, dass die Information welche da so nett auf Wikivoyage präsentiert wurde, von einem der lokalen Anbieter bewusst ins Netz gestellt wurde, um Reisende nach Quime zu locken. Wir haben dann mit den Lokals auf dem Platz Kontakt aufgenommen, dort in Ruhe ein Buch gelesen und bei Gelegenheit selbst gekocht. Auf dem lokalen Markt haben wir einige lecker aussehende knallrote Würste erstanden, welche wir zum Frühstück essen wollten, aber die wollten uns so gar nicht schmecken und später hat sich unser Magen ordentlich darüber beschwert. Tags darauf haben wir versucht mit unserem Host aus La Paz Kontakt aufzunehmen da wir in das Familienhaus in Cochabamba eingeladen wurden und dorthin Tags darauf fahren wollten. Die Kontaktaufnahme hat sich dann ganz schön schwierig gestaltet, das Telefon hat zuerst nicht funktioniert, dann keine Antwort auf eine Nachricht bekommen. Schlussendlich haben wir dann beschlossen Tags darauf einfach loszufahren und im Fall des Falles eine andere Unterkunft zu nehmen. Zuerst nehmen wir einen lokalen Bus zurück nach Conani bevor wir in einen weiteren Bus nach Cochabamba steigen. Den Zwischenstop für einige Tage in Oruro hatten wir bewusst für später geplant, da die Straße zwischen Cochabamba und Sucre angeblich sehr schlecht sein soll und wir daher vorhatten zuerst nach Cochabamba zu fahren, dann zurück nach Oruro und dann weitere nach Sucre. Die Busfahrt nach Cochabamba stellte sich als sehr mühsam heraus, da man das Fenster vor uns nicht vollständig schließen konnte und die Straße gerade neu gemacht wurde, sprich wir auf der staubigen Schotterpiste unterwegs waren und uns der Staub in Nase und Mund kroch. Mittels Tuch wurde dann schnell Mund und Nase zugebunden, dann war das mehr oder weniger erträglich.

Wie wir dann am Nachmittag in Cochabamba ankommen wissen wir nicht so recht wo wir jetzt hinsollen. Am Busterminal gibt es sporadisch Wifi aber unser Host hat uns bis jetzt keine Adresse zukommen lassen. Wir versuchen anzurufen und schlussendlich bekommen wir einige Infos. Wir sollen vor dem Terminal ein Trufi, eine Art shared Taxi um 1,9Bs nehmen, ok. Als wir auf die Straße gehen ist es dort sehr dicht gedrängt, die Trufi Nummer, welche wir nehmen sollen kommt nicht vor, so fragen wir uns durch und nehmen dann eine andere Nummer in die Nähe der Straße. Wie wir dann versuchen die Hausnummer zu finden sind wir etwas verwirrt, denn die Straße hat keine Hausnummern. Es wird schön langsam Abend und wir bitten jemanden auf der Straße doch bitte unseren lokalen Kontakt anzurufen und zu fragen, wo das denn genau ist. Gesagt getan und dann, wenige Minuten später, finden wir die Baustelle. Man empfängt uns herzlich, auch ein Hund ist dabei und Bao Yu darüber besonders „erfreut“. Dann im obersten Stock wo wir wohnen sollen sind alle Räume verschlossen, sprich kein Bad, Klo oder Schlafzimmer und ziemlich staubig. Ich bin etwas verwirrt und rufe nochmals unseren Host in La Paz an, dort wird mir versichert, dass die Zimmer später geöffnet werden aber ich will das nicht so recht glauben. Mittlerweile ist es dunkel und ich sitze gemeinsam mit Bao Yu am Fenster und wir genießen den Ausblick über die Stadt nur etwas und prüfen unsere Optionen. Schlussendlich beschließen wir zu mindestens die erste Nacht dort zu verbringen, wir benützen dann das Bad der Nachbarn und man borgt uns auch zwei Decken. Dann schieben wir das Sofa und einige Sofasessel zusammen und schon haben wir ein behelfsmäßiges Bett gebaut. Später ist dann noch geplant gewesen den Schlüsseldienst zu holen aber wir haben abgelehnt und gesagt, das passt schon so, wir möchten da nicht extra Umstände machen bzw. weitere Kosten haben. Als wir Tags darauf aufwachen haben wir gar nicht schlecht geschlafen, u.a. weil es in Cochabamba wesentlich wärmer ist, als in all den Orten, an denen wir zuvor waren. Ich gehe kurz ums Eck etwas Frühstück kaufen und als wir dann gemeinsam frühstücken geht es uns gut. Die Mutter unseres Hosts hat uns dann kontaktiert und mitgeteilt, dass sie einen Flug gebucht hat und am Nachmittag mit den Schlüsseln kommt, somit ist alles gut und wir beschließen einige Tage dort zu bleiben. Wir sind natürlich in der Stadt umher und besonders die lokalen Märkte hatten es uns angetan, da es hier Obst und Gemüse in Hülle und Fülle gab und zu ziemlich guten Preisen. Der Preis wird hier meist in Cuadril (3kg) oder in Doze (12 Stück) angegeben. Die Verkäufer sind darauf bedacht eine möglichst große Menge loszuwerden, so bekommt man den guten Preis meist nur dann, wenn man viel abnimmt, einige Beispiele: Cuadril Tomaten 10Bs, Doze Bananen 3Bs, ein Glas frisch gepresster Saft 1Bs. In der Nähe des Marktes sind auch unglaublich viele Leute, vor allem ältere Weiblein, mit ihren Karren unterwegs und jeder verkauft irgend etwas. Ist ganz lustig sich irgendwo am Rande hinzusetzen und das Getümmel und die diversen Preisverhandlungen eine Weile zu beobachten. Wieder zuhause angekommen waschen wir einige Kleidungsstücke und hängen sie auf der Dachterrasse zum Trocknen auf. Danach kommt dann die Mutter unseres Hosts aus La Paz an und wir können ab sofort eines der Zimmer und auch das Bad nützen. Am Abend gehen wir gemeinsam auf eine Pizza aus und alles scheint in Butter. Als wir Tags darauf die Wäsche holen wollen, hat der Lieblingspyjama von Bao Yu Bekanntschaft mit dem Hund gemacht und der Schaden ist mittels Nadel und Faden nicht mehr wirklich reparierbar. Am Nachmittag in der Stadt treffen wir auf eine weitere Parade von Schülern, jedoch bei Weitem nicht so besonders als die Parade die wir zuletzt in La Paz gesehen haben. Die Zeit drängt und bereits zwei Tage später planen wir weiter nach Oruro aufzubrechen. Am letzten Tag gehen wir auf einen der Stadtberge und besuchen die Cristo Blanco Statue. Auf dem Rückweg in die Stadt kommen wir dann an einem Markt vorbei und wir finden ein richtig leckeres Mittagessen (siehe Foto) um 20Bs. Tags darauf, an einem Nationalfeiertag nehmen wir dann den Bus zurück in Richtung Oruro, wir erwarten schon fast eine Straßensperre wie sich vor uns die Autos stauen, im Endeffekt ist es dann aber nur eine Kontrolle der LKWs. Entlang der Straße finden, trotz intensivem Staub durch den Verkehr und die Sanierung der Straße, bei jedem Dorf Prozessionen in farbigen Gewändern statt.

In Oruro sind wir zuerst mit der Suche nach einer Unterkunft beschäftigt, bevor wir uns in das rege Treiben rund um die Umzüge stürzen können. Die Hotels und Gasthäuser, welche wir zuerst finden sind zwar alle sehr günstig, so etwa 25-50Bs für ein Doppelzimmer, aber entweder ausgebucht oder nicht so nett. Später lasst mich Bao Yu dann mit dem Gepäck im Zentrum sitzen und macht sich auf die Suche nach etwas Brauchbaren. Wenige Minuten später ist es dann soweit, wir haben eine Unterkunft mit einer winzigen Küche gefunden, nicht wirklich warm aber zu mindestens sauber, günstig und funktionell. Nachdem wir das Gepäck abgeladen haben stürzen wir uns ins Getümmel des Nationalfeiertags, es gibt viele Umzüge mit Musik und alle sind festlich gekleidet. Auf der Straße essen wir wie viele andere Reis mit Huhn und Gemüse, wenige Minuten später merken wir, oh, das war dann wohl nicht so gut und unser Bauch beschwert sich dementsprechend. Tags darauf gehe ich am Morgen zum lokalen Markt ums Eck und organisiere Brot, Wurst, Gemüse und Ei fürs Frühstück. Wir sitzen dann vor dem Hotel in der Sonne, fast schon wie zwei Obdachlose und essen unser Frühstück. Im Schatten ist es am Morgen einfach viel zu kalt, denn es ist sehr windig, Winter und mit knapp 3800m auch ziemlich hoch. Unter Tags ist es dann ganz angenehm und wir erkunden die Stadt und auch einige der Hügel ringsherum. Am Abend versuchen wir in der winzigen Küche zu kochen aber es ist etwas umständlich. Zwei Tage später beschließen wir nach Sucre weiterzuziehen. In der Busstation erzählt man uns, dass der erste Bus um 6Uhr am Morgen fährt. Wir wollen diesen Bus nehmen, da wir zuerst nach Potosi fahren müssen und wir von dort aus einen weiteren Bus nach Sucre nehmen wollen. Wie wir dann am Morgen in der Busstation ankommen stellt sich heraus, die Information falsch und der nächste Bus geht erst um 7:30, na toll. Wie in Bolivien üblich fährt der Bus dann auch noch etwas später, also so gegen 8 verlassen wir die Busstation. Da hätten wir ruhig noch 2h langer schlafen können. Die Fahrt verläuft ohne Zwischenfälle und in Potosi steigen wir direkt mit vielen anderen Lokals in einen Kleinbus um, welcher uns relativ rasch nach Sucre bringt.

Wir kommen in Sucre noch am Nachmittag im Busterminal an und machen uns mit dem Stadtbus zu unserer nächsten Unterkunft auf. Diesmal leben wir bei einer Familie und werden dort sehr herzlich empfangen. Das Haus ist groß und hell und wir fühlen uns auf Anhieb wohl. Wir kochen viel für und mit der Hostfamilie (Tochter und Mutter) und werden auch bekocht. Es ist fast so, als wären wir Teil der Familie. Ein Filmfestival findet die Tage statt und wir schauen uns spontan einige Filme an. Am besten hat mir Salero, eine Geschichte von einem Salzarbeiter aus der nahe gelegenen Salzwüste in Uyuni. Was sehr besonders ist, das im Film viele Kleinigkeiten gezeigt werden welche uns in unserem täglich Reiseleben in Bolivien unterkommen. Von unserem Host lernen wir, dass man im Markt und auf der Straße immer nach „Jabba“ fragt, also „ein bisschen mehr“. Das ist hier in Sucre sehr üblich und so bekommen wir oft 20% mehr als zuvor ausverhandelt. Eines Abends findet am Hauptplatz ein Protest statt, von Tipis und Ley266 ist die Rede. Unser Host erklärt und dann sehr aufschlussreich ein bisschen den Hintergrund des Konfliktes. Es geht dabei um eine Straße, die von Bolivien nach Brasilien gebaut werden soll. Allerdings führt diese durch viele bis jetzt unberührte Gegenden wo im Amazonas viele Tiere und Naturvölker leben, welche durch die Straße natürlich beeinflusst werden würden. Bolivien hat generell „das Recht der Mutter Erde“ in der Verfassung verankert (das hätte ich so nicht erwartet) und seit Jahren wurde von den Politikern versucht das mit Gesetzen entsprechend zu umschiffen. Seit einigen Tagen ist das neue Gesetz Ley266, das offiziell den Bau der Straße erlaubt, durch und deshalb der Protest. Im Hintergrund munkelt man, dass die Straße gebaut werden soll um das in Bolivien rund um Chapare erzeugte Kokain nach Brasilien einfacher exportieren zu können. Der Präsident Boliviens ist angeblich mit dem Geld der Kokamafia groß geworden und hier wird natürlich ein entsprechendes Entgegenkommen erwartet. Unser Plan war ja eigentlich in einigen Tagen von Sucre aus weiter nach Tarija zu fahren, aber aktuell gab es dann sehr schwere Waldbrände in der Gegend rund um Tarija und so haben wir beschlossen stattdessen, wie ursprünglich geplant, über Villazon nach Argentinien weiterzureisen. Wie wir eines Tages in der Stadt unterwegs sind entdecken wir im Bolivar Park eine lustige Ansammlung von Buden welche lokales Essen verkaufen. Wie wir näher mit den Leuten sprechen stellte sich heraus, das sind lokale Hausfrauen welche Geld für die Waldbrände in Tarija sammeln. Wir sind hungrig und so sucht Bao Yu einen Stand aus. Das Gericht sieht gut aus, mit viel scharfer Sauce und Gemüse oben drauf aber was ist denn da unter dem Gemüse? Wie es aussieht haben wir eine lokale Spezialität bestellt, Rindermagen. Wir sind beide nicht so wirklich glücklich mit unserer Wahl, essen dann aber tapfer auf und versichern den Hausfrauen das es uns „köstlich“ geschmeckt hat. Tags darauf hat Bao Yu eine leichte Erkältung und einen rauen Hals und unser Host bereitet in den folgenden Tagen verschiedene lustige Kräutermischungen für uns vor. Die lokalen Märkte sind interessant, wenn auch nicht so günstig wie in Chochabamba. Eine Dame verkauft Joghurt direkt aus den großen Milchkannen. Ich probiere einige Sorten, aber finde, dass das mit Joghurt nichts zu tun hat da es sehr verdünnt, gefärbt und stark gezuckert ist. Sucre ist generell etwas mehr touristisch als die anderen Orte, an denen wir bis jetzt waren aber es ist warm und die Menschen hier sehr offen und modern. Die Stadt könnte vom Gefühl her auch in Spanien sein, in der Innenstadt sieht man auch viele tolle weiße Gebäude. Wenn man aber von unserer Dachterrasse aus die Häuser beobachtet sieht man dann doch, dass man in Bolivien ist. Der eine oder andere Museumsbesuch durfte natürlich auch nicht fehlen. In einem Museum finden wir zum Beispiele viele der Trachten wieder, welche wir zuvor in La Paz bei dem Umzug gesehen haben. Leider fehlt das Verständnis etwas, denn die Erklärungen sind großteils nur in Spanisch vorhanden. In den Museen sehen wir, dass Bolivien auch archäologisch mit Peru durchaus mithalten kann. Nachdem wir aber rund um Cusco vor kurzem so intensiv in den Ausgrabungsstätten unterwegs waren beschließen wir diesmal keinen Fokus darauf zu setzen. Auch die Information, welche wir in Cusco erhalten haben, dass die Inkas viele der Handwerkskünste aus Bolivien „importiert“ haben scheint zu stimmen. So sieht man in den Museen zuerst die lokalen Kulturen, welche einige Generationen bevor die Inkas einmarschiert sind schon sehr ähnliche Verarbeitungsweisen, Muster, Farben und Formen aufgewiesen haben. Einige Tage später wollen wir dann weiter nach Potosi aufbrechen aber es braucht insgesamt drei Tage bis wir uns wirklich durchringen können unsere nette Hostfamilie zu verlassen. Als wir dann aus der Haustüre rausgehen und um die Ecke bin ich ziemlich traurig, aber Bao Yu tröstet mich, so ist nach einer Weile alles wieder gut. Wir haben die andere Familie eingeladen uns später zu besuchen, mal schauen. Die Busfahrt nach Potosi ist nicht weiter aufregend und so kommen wir etwa dreieinhalb Stunden später in dem doch wesentlich kälteren Ort an.

Wie gewohnt machen wir uns in Potosi zuerst auf, eine Unterkunft zu finden. Ich passe auf das Gepäck auf, während Bao Yu die verschiedenen Hotels abklappert. Sitze ich in der Sonne und warte, aber selbst dort wird mir relativ schnell ungemütlich und ich ziehe meine Jacke an. Bao Yu kommt wenige Minuten später zurück und hat eine günstige kalte und eine teure warme Unterkunft mit Zentralheizung gefunden. Wir beschließen es zuerst in der günstigeren zu versuchen und im Zweifel ziehen wir eben in die Andere um. Die Stadt fühlt sich auf Anhieb etwas touristisch an und so sind auch einige unserer Begegnungen mit den Einheimischen. Die Ausflüge zu den Silberminen sind scheinbar nur organisiert als Trip machbar, wir entscheiden uns dagegen. Am Abend ist es in unserem Zimmer etwas ungemütlich aber wir wissen uns zu helfen, vor Fenster und Tür werden Decken geklemmt und im Bett haben wir einige Wärmflaschen unter der 5-lagigen Bettdecke. So schlafen wir, den Umständen entsprechend, ziemlich gut, wenn auch nicht so gut wie in Sucre. Tags darauf erkunden wir die Stadt, es gibt viele historische Orte hier. Auch Musik hören wir und so finden wir einen weiteren Studentenumzug, interessant aber bei weitem nicht so intensiv wie in La Paz. Was lustig ist, in vielen Städten in Bolivien fahren als Stadtbus japanische Autobusse herum, teilweise noch mit der originalen Aufschrift. Nach eineinhalb Tagen in Potosi beschließen wir weiter in den Süden zu ziehen. Es ist nicht klar wie weit wir an einem Tag kommen aber zumindest bis zu der Stadt an der Grenze, Villazon, sollten wir es schaffen. Also nehmen wir Tags darauf den Bus und los gehts. Abends zuvor haben wir im Zentralen Markt von Potosi noch Geld gewechselt und für unsere Bolivianos unglaubliche 7% mehr argentinische Pesos, als der offizielle Kurs angibt. Ich hatte zuvor von 4-5% mehr beim Wechseln von USD gelesen, aber 7%, wir freuen uns. Mit dem Bus geht es ohne Zwischenfälle auf einer relativ guten Straße dahin und wir erreichen Villazon am späteren Nachmittag. Nachdem der Taxifahrer gemeint hat, die Grenze sei am Nachmittag meist ruhig schauen wir uns das gleich an und sind etwa einer halben Stunde später in Argentinien. Zuvor habe ich noch die restlichen Bolivianos zum selben Kurs wie zuvor in Potosi eingetauscht. Wir hätten, wenn wir das vorher gewusst hätten, an der Grenze einmal zum Bankomat gehen sollen und soviel Bolivianos abheben wie möglich und diese danach in argentinische Pesos umtauschen. Weiters hätten wir alle unsere „kleinen“ USD in große (100er oder 50er) umtauschen sollen, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. An der Busstation in La Quiaca (so heißt der Grenzort auf der argentinischen Seite) gibt man uns dann die Info, dass der Bus um 17:30 fährt, gut denken wir uns. Wie dann aber ein anderer Bus zuerst kommt finden wir heraus, dass wir angeschmiert wurden, denn man hatte uns nur die Ankunftszeit des Busses gesagt, nicht die Abfahrtszeit eine gute halbe Stunde später. Es wird schön langsam dunkel und unsere Busfahrt geht sehr flott voran, vielleicht 100-120km/h was wesentlich rascher ist als in Bolivien. Später holen wir den zuvor nicht genommenen Bus ein und wir sind froh den schnelleren Bus genommen zu haben. Die Fahrt geht bis nach Humahuaca wo wir so gegen 9Uhr (argentinische Zeit) ankommen und nach längerem hin und her dann auch eine Unterkunft finden und müde in unser Bett fallen. Details zu Humahuaca und der weiteren Reise werde ich im nächsten Post berichten.

Gesamt geht die Reise jetzt noch zwei Monate, denn Ende September werde ich nach nun schon 3 Jahren die Weltreise beenden und wieder Hause kommen. Miete einer Wohnung und Einstieg ins Arbeitsleben ist mit Q2/2018 geplant, sollte jemand etwas weitervermitteln wollen bitte ich, mit mir Kontakt aufzunehmen. Die weitere geplante Reiseroute ist Argentinien bis nach Salta, dann über die Berge nach Chile und dann hoch nach Arequipa in Peru oder so ähnlich.

Alles Liebe an meine Reiseblogleser,
Max

Weltreise Peru, Choquequirao Trek

Wie bereits angekündigt möchte ich in diesem Blogpost von unserem Trek nach Choquequirao, einer in Ausgrabung befindlichen Inkastadt und dem weiteren Weg über die Berge bis nach Santa Teresa berichten.

Hier die Eckdaten des Treks:
– 7 Tage / 6 Nächte unterwegs
– Gesamtausgaben etwa 180€ für 2 Personen (eine Buchung bei einer Agentur kostet locker 1000USD pro Person)
– Gewicht des Rucksacks zu Beginn in etwa 13/14kg
– Gasverbrauch: 500g
– Etwa 50km zu Fuß unterwegs, davon ca. 4,5km runter und 4,5km rauf
– Höchster Punkt (an den wir marschiert sind), Victoria Pass mit etwa 4200m zwischen Maizal und Yanama
– Höchstes Camp in Yanama auf 3650m
– Mehr Details in einem GPS File hier

Es folgt eine grobe Auflistung der Kosten in Sol für uns zwei:
– 150 für unser Trekking Gear (Zelt, Schlafsäcke, Matten und Kochsachen). Wir haben es bei „Himalaya Outdoor“ in Cusco angrenzend an Plaza de Armas in der Gasse Procuradores Nr. 398 ausgeborgt und waren ganz zufrieden, das Zelt klein aber sehr leicht, der -10 Grad Schlafsack ausreichend, der Rest funktional. Wir würden unser Gear dort wieder ausborgen.
– 40 für 2 Gaskartuschen, einmal 450g und einmal 250g
– 180 für Essen (knapp 4kg pro Person)
– 170 für Transport (zuerst der Bus Cusco nach Abancay für 40, dann ein lokaler Minibus von der Hauptstraße bis zum Roadhead 20, der Minibus von Yanama nach Playa 50, die beiden shared Taxis von Hidroelectrica nach Santa Maria 30 und der Bus von dort zurück nach Cusco weitere 30)
– 90 Eintritt nach Choquequirao (einmal Student für 30, einmal normal 60)
– 40 für Essen, Trinken und Camping am Weg
– Das macht total 670 (in etwa 180€) und ergibt erstaunliche 15€ pro Tag pro Person

In den Tagen vor dem Trek ging es relativ kurzentschlossen an die Vorbereitungen. Zuerst haben wir verschiedene Shops betreffend dem Ausborgen von Trekking Ausrüstung abgeklappert. Wir wurden relativ rasch bei dem oben genanntem Shop fündig. Danach ging es in die diversen Supermärkte und lokale Märkte um dort leichte aber nahrhafte Kost zu finden. Wir waren hier von Cusco eher enttäuscht, also besser die Nahrung von zu Hause mitbringen. Wir mussten uns also grob auf folgenden Speiseplan beschränken. Morgens: Haferflocken mit Milchpulver und diversen Trockenfrüchten und Geschmacksrichtungen. Zum Mittagessen: Käse, verschiedene Arten getrocknete Würste, etwas Brot, Müsliriegel und Trockenfrüchte. Zu Abend wurde dann, je nachdem wie es die Umstände erlaubten, aufgekocht. Es gab verschiedene Arten von Nudeln als Suppe verfeinert mit zuvor angerösteten Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer, dazu Fertigsuppenpulver und getrocknete Würste. Soweit verfügbar haben wir die „Suppe“ natürlich mit Eiern oder Gemüse angereichert. Wie wir dann mit finalen Packen beginnen stellen wir fest, oh, die -15 Grad Schlafsäcke sind dann doch etwas groß. Wir können unsere Rucksäcke zwar noch sinnvoll packen, aber das Gewicht ist nicht so sehr das Wahre. So beschließen wir das Essen um einen Tag zu reduzieren, die Schlafsäcke von -15 auf -10 Grad zu tauschen und unseren Kochtopf auf die kleinste verfügbare Variante zu tauschen. Unsere restliches Equipment lassen wir bei unserem Host in Cusco zurück.

Am ersten Tag nehmen wir am Morgen den Bus von Cusco nach Abancay. Die erwarteten Proteste und Straßensperren der Lehrer bleiben aus und es geht zügig dahin. Wie wir an der Abzweigung nach Cachora aussteigen wollen dann die erste Überraschung. Der Busfahrer ist von der Kabine aus nicht erreichbar, die vorhandene Glocke funktioniert nicht uns unser Klopfen wird eine Weile ignoriert. Schlussendlich bleibt der Bus aber dann doch stehen und wir steigen aus. Die wartenden Taxis wollen uns zwar mitnehmen, aber wir den überteuerten Preis nicht zahlen. So wandern wir die Strasse entlang bis wir Schatten finden und essen erstmal die vorhandenen Bananen und Mandarinen auf um unser Gepäck zu erleichtern. Wie ich erneut versuche, mit den Taxis zu verhandeln, kommt ein lokaler Transporter vorbei. Bao Yu hält den Transporter an und er nimmt uns für kleines Geld mit. Es geht über eine Schotterstraße zuerst nach Cachora und danach weiter bis zum Viewpoint, also dort wo der Trek startet. Am Anfang noch guter Dinge macht sich unser Gepäck mit dem gesamten Essen dann doch bemerkbar. Ich wünschte, ich hätte etwas weniger Essen eingepackt aber für drei, vier Tage wissen wir nicht so wirklich was uns erwartet und besser wir haben etwas dabei als nicht. Es geht in brütender Sonne hinunter zum Fluss, die Leute die uns entgegenkommen und den staubigen Hügel hinauf müssen tun mir leid. Gute Tourenplanung mit Sonne und Schatten ist hier von Vorteil. Bao Yu ist auch ganz schön am Schwitzen, ich gehe manchmal vor und nehme ihr dann das Gepäck ab, bin aber selbst ziemlich am Limit. Wie wir dann 1500 Höhenmeter weiter unten am Fluss ankommen prüfen wir unsere Optionen. Wir können entweder direkt neben dem Fluss am Playa Rosalina campen, es gibt dort Wasser, etwas Essen und Getränke zu kaufen, jedoch schwirren ziemlich viele Moskitos herum. So beschließen wir einen Campingplatz weiter zu ziehen, der Haken dabei, es gibt dort kein Wasser. Wir machen also kurz Pause, essen etwas, füllen unsere Flaschen voll (in etwa dreieinhalb Liter) und machen uns auf den Weg. Es geht gefühlt steil nach oben und auch wenn die Karte nur 150 Höhenmeter und weniger als 1 km anzeigt, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor bis wir dort ankommen. Gesamt waren wir an diesem Tag etwa 11 km unterwegs. Der „Campingplatz“ besteht aus einer geraden, staubigen Fläche und einer kleinen Hütte nebenbei, wir sind die Einzigen dort. Nach einigen Minuten Verschnaufpause bitte ich Bao Yu, wir sollen das Zelt jetzt aufbauen, denn vielleicht ist es bald dunkel und wie mit dem Schalter ausgeknipst ist es, wie das Zelt steht und wir mit dem Kochen begonnen haben, quasi finster. Es ist überall staubig und Kochen im Finstern nicht so toll, aber wie wir beide dann die geplante Nudelsuppe essen sind wir guter Dinge und gehen bald darauf schlafen. Ich falle in tiefen, traumlosen Schlaf und wache erst am nächsten Morgen vom Zwitschern der Vögel gegen 6 Uhr auf.

Wir beginnen unseren zweiten Tag zeitig, da wir möglichst viel Höhe machen wollen, bevor die Sonne in den Hang scheint. Nach einem schnell gemachten Haferflockenbrei geht es steil den Hügel hinauf. Wir haben, obwohl wir auf Abwasch und „uns waschen“ verzichtet haben, noch knapp einen Liter Wasser übrig. Bao Yu geht voraus und ich gehe in einer Art Meditation langsam hinterher. Es funktioniert und wir kommen etwas später nach Santa Rosa Alto. Dort gibt es Wasser und wir füllen unsere Flaschen voll. Auch Essen gäbe es dort, aber wir haben aktuell genug eigenes Essen mitgebracht und wollen zuerst einmal schauen wie sich das entwickelt. Danach kommt langsam die Sonne hervor, jedoch gibt es immer noch genügend Schatten am Weg. Später kommen wir in das einzige Dorf in der Umgebung, nach Marampata. Es gibt dort einige Shops, Campingplätze und auch Essen zu kaufen. Wir machen Mittagspause auf einer Bank, ah tut das gut das Gepäck abzustellen. In der Ferne können wir schon die Umrisse von Choquequirao erkennen, wir sind ein bisschen aufgeregt. Nach der Mittagspause geht es zuerst gerade dahin, mit den 1300 Höhenmetern welche wir zuvor gemacht haben ist das auch notwendig. Nach einer Weile erreichen wir das Wärterhaus und kaufen unsere Tickets, Bao Yu sieht jung aus und geht als Student durch, mir möchte man das nicht mehr so recht glauben und so wird es nur ein Studententicket. Angeblich dauert es danach noch eine Stunde bis zum Campingplatz, doch es scheint sehr nahe. Wir wandern los und es geht wieder ein bisschen runter und rauf und wir können es kaum erwarten den Campingplatz zu erreichen. Am frühen Nachmittag treffen wir dann nach nur 9 Tageskilometern dort ein und sind guter Dinge. Wir bauen das Zelt auf und ich beginne neben mir und dem Geschirr auch meine Hose und T-Shirt zu waschen. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weis ist, dass die Sonne am Campingplatz bereits gegen 4 verschwindet und daher mein Gewand nicht mehr trocken wird. Ich habe sparsamer weise nur eine Hose und einen Pulli mitgenommen, so borgt mir Bao Yu eine ihrer Hosen welche mir bis auf den Hosenbund sogar passt, Glück gehabt. Wir kochen Abendessen uns kriechen in unsere Schlafsäcke. In dieser Nacht ist es etwas kalt, mein Schlafsack hat ein Problem mit dem Reißverschluss, welches ich erst Tags darauf in den Griff bekomme, aber mit Pulli und Mütze schlafe ich dann doch ein.

Tags darauf, an unserem dritten Tag, war geplant, das nur 20 Gehminuten entfernte Choquequirao zu besuchen, doch zuerst muss meine Hose trocken werden. Die Kälte in der Nacht könnte auch mit dem gewählten Zeltplatz zusammenhängen und so siedeln wir vorsorglich unser Zelt um. Danach geht es mit trockener Hose und leichtem Lunchpack auf nach Choquequirao doch schon beim Weg dorthin nehmen wir nicht den „normalen“ Weg, sondern folgen einem anderen Weg und landen danach in einer Art Jungeltrail. Kurze Zeit später ist es aber dann soweit und wir bestaunen die ersten Ruinen. Das Gelände ist noch in einer sehr ursprünglichen Form und es gibt nur sehr wenige organisierte Wege. Oftmals folgen wir den typischen Terassen, dann einem kleinen Trampelpfad in den Jungel und staunen dann später wie wir aus dem Jungel auf das nächste Gebäude stoßen. Auch kaum Leute sind da, gesamt vielleicht etwa 20-30 auf dem Gelände verstreut. Etwas später folgen wir einem Wasserkanal nach oben, jedoch als wir dort ankommen stellt sich heraus, ups, das war der falsche Weg. Wir müssen also wieder zurück hinauf gehen und sind darüber entsprechend „begeistert“. Danach geht es in andere Teile der Ausgrabungen und die Zeit fliegt nur so dahin. Nach den „Lama-Terrassen“ geht es auf eine runde Plattform am Hügel, welche das gesamte Gebiet überblicken lässt und wir sitzen dort, jausnen, staunen und schön langsam wird es dunkel. Wir sind die einzigen weit und breit und genießen die Stimmung.

Am 4. Tag geht es nach dem „Rasttag“ in Choquequirao weiter, zuerst runter in ein anderes Tal hinter Choquequirao und danach rauf in die kleine Ortschaft Maizal. Laut GPS geht es heute mit 11 km und davon 1400 Höhenmeter runter und danach dasselbe wieder rauf, richtig zur Sache. Wir haben jedoch einiges an Essen verbraucht und nach grober Kalkulation 400g Haferflocken verschenkt. Zu Beginn geht es leicht hinauf, dann dem Hügel entlang und langsam nach unten. Aus der Ferne sehen wir weitere Inka Terrassen. Der Weg wird steiler, staubig und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns ein. Wir wissen, dass wir spätestens beim Fluss im Tal Wasser bekommen, wenigstens etwas. Es geht langsam weiter und bevor es steil zum Fluss hinuntergeht gibt es einige Campingmöglichkeiten. Dann wie auf dem Nichts taucht ums Eck wieder die zuvor gesehen Inka Ruine Pinchaunuyoc auf und wir sind beeindruckt, mit so etwas hatten wir nicht gerechnet. Auch Wasser gibt es dort in guter Qualität. Wir machen Rast und erkunden die Ruinen bevor wir weiterziehen. Der weitere Weg zum Fluss ist sehr mühsam, es wird steil und rutschig, mehrfach kann ich mich gerade noch mit meinem Wanderstock fangen und auch Bao Yu kämpft mit der Umgebung. Dann endlich erreichen wir den Fluss und wollen im Schatten Pause machen doch die kleinen Sandfliegen lassen uns nicht wirklich zur Ruhe kommen und so machen wir uns bald auf die Weiterreise. Nachdem wir nicht wirklich wissen, ob wir vor Maizal wieder Wasser bekommen nehmen wir einiges an Wasser vom Fluss mit. Der Weg hinauf ist genauso steil und rutschig wie der Weg hinunter und ich relativ fertig. An einem Punkt will ich nicht mehr so recht weitergehen und lege mich, nach dem Verzehr von einigen Riegeln und Trockenfrüchten für etwa 15 Minuten ins Gebüsch. Der Powernap funktioniert und danach ist wieder Energie da, langsam und gleichmäßig geht es Maizal entgegen. Das Wasser reicht gerade so aus und wie wir dort ankommen sind wir … fertig. Die Wasserquelle in Maizal ist sehr erdig und wir erstehen einige Getränke (sehr teuer) und einige Eier (sehr günstig). Auch einen anderen Reisenden aus Brasilien treffen wir, welcher von der anderen Seite her von Yanama aus unterwegs ist und wir tauschen Informationen aus. Es wird langsam finster und kalt und wir kochen unsere Pasta und genießen den Ausblick. Als wir am Abend in unsere Schlafsäcke kriechen bin ich mir nicht wirklich sicher, ob wir Tags darauf nicht einfach Pause machen sollen, wir beschließen aber dann am Morgen zu entscheiden wie es uns geht und was wir machen.

Tags darauf beschließen wir den Besuch der Ruinen in der Umgebung zu spritzen und relativ zeitig den Victoria Pass mit etwa 4200m zu erreichen. Aktuell ist noch nicht ganz klar wie es mir mit der Last in der Höhe gehen wird, normalerweise wenn ich auf über 4000m unterwegs bin, merke ich das etwas, aber mal schauen. Die Tageslast ist mit „nur“ 8,5 km und 1000m rauf, 600m runter überschaubar. Zuerst geht es relativ eben dahin und ich bin motiviert. Bao Yu kommt ganz schön ins Schwitzen und ich gehe danach bewusst langsam voran. Wir finden erste Minen und auch eine Wasserquelle zum Nachfüllen bevor es langsam und stetig weiter in Richtung Pass geht. Der Weg ist mit sehr vielen Steinstiegen ausgebaut, es sieht so aus, als wären wir auf einem alten Inkaweg unterwegs. Langsam aber stetig geht es dem Pass entgegen, wir plaudern und sind guter Dinge. Wir kommen früher als erwartet bereits am Pass an und lassen uns das Mittagessen schmecken. Als wir nach der Pause um die ersten Felsen herumgehen auf einmal eine gletscher- und schneebedeckte Gebirgskette vor uns, ein schöner Anblick. Danach geht es zuerst eben dahin und dann langsam hinunter nach Yanama. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Roadhead in Yanama und bauen unser Zelt im nahegelegenen Campingplatz auf. Wie ich den Shop des Campingplatzes betrete, kann ich es kaum glauben, es gibt jede Menge Gemüse hier und ich kaufe einiges um unser Abendessen aufzupeppen. Am Abend kommt dann ein Truck vorbei welcher als fahrender Shop agiert, die Produkte dort sind erstaunlich günstig, weit günstiger als ich bis jetzt in Märkten oder Shops in den Stätten gesehen habe.

Am Morgen des 6. Tages unseres Treks sind wir unentschlossen, ob wir mit unserem Gepäck und den zwei starken Tagen zuvor den Pass mit 4600m schaffen oder nicht. Wir beschließen dann, für 58 km den lokalen Minibus zu nehmen und danach am Nachmittag weiter zu trekken. Die Fahrt im Bus findet dann aber ein jähes Ende als auf einmal, in wunderschöner Umgebung, eine der hinteren Bremsen blockiert. In der nächsten Stunde wird die Bremse zerlegt und das Problem gesucht. Wir machen uns geistig schon auf einen weiteren Trek gefasst. Problem gefunden, es rinnt Bremsflüssigkeit aus. Als Gegenmaßnahme wird die Bremse manuell entsprechend „weich“ gestellt, dadurch bremst sie zwar nicht mehr, blockiert aber auch nicht und wir sollten es bis zur nächsten größeren Stadt schaffen. Zu wissen das etwas mit den Bremsen nicht mehr ganz passt und dann rasant Bergstraßen zu befahren ist ein Vergnügen, welches ich so schnell nicht mehr wiederholen möchte. Wir verlassen den Bus etwas nach Sahuayaco und starten neben dem Campingplatz Ccapac Nan einen weiteren Trek den Hügel hinauf. An kleinen Restaurants wird Cafe angeboten und auch die aus Kolumbien bekannten Kaffeestauden sind überall zu sehen. Es geht, einen erst vor zwei Jahren erschlossenem Weg entlang, bis zu einem Aussichtspunkt am Gipfel, von dem man eine Seite von Machu Picchu begutachten kann. Zuerst ist uns nicht ganz klar, wo wir nächtigen und der erste Campingplatz hat zwar Wasser, ist aber im Wald und uns der Hund dort nicht so geheuer. Etwas weiter gibt es dann die Möglichkeit hinter einer der Inka Ruinen illegal zu campen, wir entscheiden uns dann aber doch für einen offiziellen aber dann doch sehr bevölkerten Campingplatz neben dem Restaurant „Llaqtapata Lodge“ etwas weiter unten. Gesamt war der Trek an diesem Tag nur sehr kurz, etwa 7 km lang, 800m rauf und 250m runter. Wie wir im Camp ankommen sind wir müde aber guter Dinge, wir stellen unser Zelt hinter einer Jugendgruppe aus England auf und können wider Erwarten mit Ohropax gut schlafen.

Am nächsten Morgen brechen die diversen Jugendgruppen frühzeitig in Richtung Machu Picchu auf und wir haben den Campingplatz für uns alleine. Wir genießen ein ausgiebiges Frühstück mit allem was noch übrig ist im Anblick der berühmten Inka Ruine, ein besonderer Moment. Danach geht es einen kurzen Fußmarsch (4 km, 800m runter) weiter in Richtung Hidroelectrica, einem Wasserkraftwerk und dem Roadhead von Machu Picchu. Am Weg dorthin teilen wir um 5 Sol ein Taxi mit anderen Reisenden nach Santa Teresa, von dort geht es eine weitere Schotterstraße nach Santa Maria, diesmal um 10 Sol. Vom Gefühl her hätten wir zuerst nach Hidroelectrica gehen sollen und dort mit einem der Touristenautos eine Fahrt nach Cusco verhandeln sollen, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Von Santa Maria geht es dann weiter im lokalen Bus um nur 15 Sol. Die Busfahrt war insofern interessant, da in der Umgebung viel Obst wie Bananen und Mandarinen angebaut wird und viele Damen sich in den Bus gezwängt haben, um ihre Ware zu verkaufen. Das waren wir bis jetzt zwar auch schon gewohnt aber einen so dichten und bunten Auflauf haben wir bis jetzt noch nicht erlebt. Dann plötzlich bleibt der Bus stehen und zwei „Coca-Beamten“ starten eine Durchsuchung, allerdings nur, indem sie auf Verdacht verschiedene Taschen und Rucksäcke öffnen und auf Coca-Blätter durchsuchen. Die Jungs in den Sitzen vor uns sind sichtlich nervös, ein Mütterchen schräg gegenüber von uns auch, aber die Stimmung ist entspannt. Dann wie die Beamten zwei Säcke Coca-Blätter gefunden haben ist scheinbar das Quota erfüllt und der Bus darf weiterfahren. Von überall her werden die versteckten Säcke wieder in das normale Gepäck zurückgepackt, interessant. Die weitere Fahrt klettert auf über 4000m und die Aussicht ist grandios, doch die Fahrt lange. Wie wir abends dann in Cusco ankommen geben wir zuerst unser Trekking Gear zurück, dann geht es weiter zu unserer Unterkunft und wir fallen nach einer ausgiebigen warmen Dusche müde ins Bett.

Im Nachhinein betrachtet hätten wir unser Gepäck um etwa 2kg reduzieren können, indem wir weniger Essen mitnehmen. Einerseits etwas mehr Geld investieren und am Weg mehr zukaufen und andererseits von der Essenskalkulation her sind z.B. 60g statt 100g Haferflocken pro Person ausreichend gewesen. Selbes gilt für die Nudeln am Abend, hier waren 125g statt den kalkulierten 150g pro Person ausreichend und auch für die Trockenfrüchte zwischendurch, hier waren 80g statt den kalkulierten 125g ausreichend. Dann das Leihmaterial in Cusco zu organisieren war eine gute Idee, wir haben gutes, leichtes Material für wenig Geld bekommen. Trekking in der Umgebung rund um Cusco ist einfach möglich und die Infrastruktur es selbstständig zu tun grundsätzlich vorhanden. Wir haben mit anderen Leuten gesprochen, welche andere Treks in der Umgebung gemacht hatten aber es wurde uns mehrfach von vielen Leuten und vielen Pferden am Weg berichtet. Das war bei unserer Rute nicht so, am meisten Leute haben wir am Weg nach Choquequirao getroffen (vielleicht 20-30), nach Choquequirao ganz vereinzelt Lokals und manchmal einen anderen Wanderer aber von Massen noch keine Spur. Das kommt, dann in einigen Jahren, wenn die geplante Seilbahn errichtet wird. Die Umgebung ist umwerfend und abwechslungsreich, jedoch der Trek, gerade am Tag nach Choquequirao recht anspruchsvoll, jedoch immer die Option einer zusätzlichen Campsite oder eines weiteren Rasttags offen.

Aktuell sind wir bereits in Bolivien und auch die Fahrt dorthin hatte so ihre Problemchen, aber mehr dazu im nächsten Post.

Alle Liebe,
Max

Weltreise Peru, Lima, Nazca, Abancay und Cusco

Mittels Bus geht es als Nächstes von Huaraz nach Lima. Wir haben unseren Sitz zwei Tage vorher reserviert, in der ersten Reihe im Bus und so haben wir während der Fahrt eine schöne Aussicht. Als wir die Berge verlassen und auf die Küste treffen kommt es uns vor wie in einer Wüste. Der Wind vom Meer her verweht den Sand in die unterschiedlichsten Formen und es ist sehr schön anzusehen. Als wir näher an die Stadt kommen sieht man viele Sprüche in großer Schrift auf den Hügeln umher, „Christo Vive“ (Jesus lebt) ist derjenige den wir am öftesten entdecken. Unsere Unterkunft ist diesmal bei einer sehr netten Familie aus Venezuela. Wir kochen oft und gerne dort, unsere Lieblingsspeise aktuell ist Gemüse vom lokalen Markt, jeweils mit Nudeln oder Reis gemischt und auch als Salat, lecker. Im Vergleich zu Huaraz kommen uns die Märkte in Lima ziemlich teuer vor, ist aber auch kein Wunder, Lima liegt ja quasi inmitten eines großen Sandhaufens. In Peru wird scheinbar gerne und oft auf der Straße protestiert, es kommt einem schon fast so vor, wie in Spanien wo das ja auch sehr üblich ist. Als wir den ersten Tag in der Innenstadt verbringen finden wir schon den ersten Protest, in diesem Fall ging es um die Kürzungen der Pensionen. Die nächsten Tage wurde dann als letzte Vorbereitung für das Examen genutzt und dann am Tag des Examens waren wir beide etwas angespannt. Mittlerweile wissen wir, es wurde bestanden, hurra und Gratulation an Bao Yu. Tags darauf sind wir wieder in der Stadt umher und siehe da, schon wieder ein Protest. Diesmal vor der Wahlbehörde, um was es da wohl ging? Dann beim Bestellen des Mittagessens erwischt es uns zum ersten Mal sprachlich, folgendes passiert. Wir finden ein kleines nettes Restaurant und das Mittagessen (in Spanisch Almuerzo) ist für Lima nicht teuer („nur“ 8 Soles). Auf der Speisekarte stehen Suppe, Fisch und Huhn. Wir bestellen ein Almuerzo para compartir, also zum Teilen und als Primero Suppe und als Segundo Fisch. Das Erste was uns komisch vorkommt, die Suppe und der Fisch werden gemeinsam serviert und der Fisch ist für ein Segundo, also die Hauptspeise ziemlich klein und roh (aber lecker). Später wie wir dann gefragt werden was wir als Hauptspeise wollen ist uns das Missverständnis klar. Wir haben zwei Vorspeisen bestellt, macht aber nichts, wir erklären das Missgeschick und bestellen danach nur ein Hauptgericht. Nach dem Essen geht es weiter in die Altstadt. Am Plaza de Armas, welcher ja meistens den Stadtmittelpunkt markiert geht Bao Yu kurz eine Runde mit der Kamera und ich setze mich auf eine Bank. Zwei Minuten später werde ich von einer Gruppe Schülerinnen belagert die für den Unterricht ein englisches Interview machen und mit dem Handy aufnehmen müssen. Die waren schon ganz schön nervös, aber ich habe dann etwas auf Spanisch nachgeholfen und dann hat das schon funktioniert. In Chinatown und auf diversen lokalen Märkten haben wir wieder einen neuen Saucen Vorrat für Bao Yu erstanden, wie im Bild ersichtlich war die Freude darüber groß. Wir haben in Lima auch versucht diverse lokale Busse zu verwenden aber zu Beginn war das alles sehr unübersichtlich. Unser Host hat uns einige Infos gegeben was anfangs ganz gut war aber erst wie wir später die App TuRuta entdeckt haben konnten wir uns etwas besser zurechtfinden. Einen Nachmittag haben wir am Strand den Strand besucht, war aber eher nicht so gemütlich, an Schwimmen nicht zu denken. Am letzten Abend hat unser Host dann seinen Geburtstag mit Freunden gefeiert und uns auch dazu eingeladen. Es gab diverse traditionelle venezolanische Gerichte, eines davon sei zwecks der Einfachheit kurz erwähnt: Man nehme Maismehl, Wasser und etwas Salz, forme daraus Krapferl mit etwa 6-7 cm Durchmesser und eineinhalb Zentimeter dick. Diese dann in der Pfanne beidseitig mit ganz ganz wenig Öl backen bis sie durch sind. Danach noch warm mit dem Messer in der Mitte aufschneiden und etwas Topfen, Wurst- und Käsescheiben hineingeben, lecker. Wir müssen die Feier dann leider frühzeitig gegen Mitternacht verlassen da wir uns für den günstigsten Bus nach Nazca entschieden haben und deshalb gegen 5 aufstehen müssen.

Die Busfahrt nach Nazca verläuft ohne große Ereignisse. Wir sind fast alleine im Bus und schlafen etwas. Nazca ist ein touristischer Ort und berühmt für die „Nazca Lines“, also lustige Figuren in der Felswüste welche sich oft mehrere Kilometer erstrecken und angeblich mehrere tausend Jahre alt sind. Die Figuren sieht man am besten vom Flugzeug aus, aber die knapp 100 USD fuer den Flug wollten wir dann nicht so recht investieren. Wir sind dann mittels lokalem Bus zu einem Aussichtspunkt in der Nähe gefahren und konnten einige Linien von dort aus sehen, war aber nicht wahnsinnig beeindruckend. Auf dem Weg zurück haben wir dann kurzfristig Hitchhiking versucht was bereits nach wenigen Minuten geklappt hat. Wir wohnen in Nazca etwas außerhalb, oberhalb eines Restaurants und dürfen sogar die Restaurantküche benutzen. Bei einem lokalen Tienda (also einem kleinen Shop) ums Eck werden Datteln verkauft, die Qualität ist eher mittelmäßig, aber der Preis ist unglaublich, bei nur 1 Euro pro Kilo haben wir dann gleich zwei Kilo genommen. Zwei Tage später brechen wir dann weiter in Richtung Cusco auf, allerdings nicht mit dem Nachtbus so wie die Touristen es machen, sondern mittels lokalem Transport untertags. Dazu wollten wir dann zuerst ein Colectivo (also einen kleinen Bus) nach Puquio nehmen. Wie wir zum Bus kommen ist aber leider nur noch ein Sitzplatz in der letzten Reihe in der Mitte frei. Das Problem bei den Colectivos ist, dass die natürlich erst dann abfahren, wenn sie voll sind, sprich das nächste Colectivo fährt dann wahrscheinlich erst in einer oder zwei Stunden, je nachdem wieviele Leute kommen. Wir beschließen dann, ah nach Puquio sind es eh „nur“ 150km, wir teilen uns den Sitz. Zum unserem Glück ist eine Dame dann 50km später ausgestiegen, sonst glaub ich wäre sich das mit meinem Sitzfleisch nicht mehr ganz ausgegangen. In Puquio angekommen haben wir dann einen weiteren Bus im Anschluss nach Abancay genommen, diesmal wieder normal mit zwei Sitzen.

In Abancay angekommen suchen wir am Abend etwas zu Essen und unsere Bleibe, jedoch sind gerade viele Schüler dort untergebracht und wir können nicht wirklich gut schlafen. Der Plan ist in Abancay auf etwa 2350m einige Tage zu bleiben um danach von der Höhe her auf Cusco mit 3400m vorbereitet zu sein. Tags darauf machen wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Idealerweise ruhig, günstig, etwas abseits gelegen und mit Küche doch wie es scheint, gibt es das hier in Abancay noch nicht. Ein Hotel hat nebenan eine Kochschule und bietet uns an, dass wir in den Stunden wo die Küche der Kochschule nicht verwendet wird dort kochen können. Die Großküche ist natürlich toll aber der Preis mit 50 Soles pro Nacht nach Verhandlung für eine Woche nicht so sehr. Wir hören in diesem Zusammenhang auch zum ersten Mal von einem Trek in der Nähe zu einigen Inka Ruinen, genannt Choquequirao. Die weitere Suche nach einer Unterkunft ist interessant, so finden wir zum Beispiel ein Hippy Treehouse aber entscheiden uns schlussendlich für ein sonniges Zimmer in einem kleinen günstigen Hotel. Als wir zum ersten Mal am lokalen Markt essen können wir den Preis nicht so recht glauben, 5 Sol für eine Suppe sind dann doch ziemlich viel, dafür bekommen wir andernorts dann doch das ganze Mittagsmenü. Wie es der Zufall so will, findet Tags darauf wieder einmal ein Umzug statt, wir folgen den tanzenden Kindern und der Musik und fragen uns was da los ist, nichts Besonderes teilt man uns mit, lediglich die Tanzgruppen der diversen Schulklassen welche sich in ihren traditionellen Gewändern zeigen.

Tags darauf haben wir dann vor zu einem nahegelegenen See, dem Lago Usphaqucha im Nationalpark Ampay zu wandern. Wir sind guter Dinge und beschliessen vom ersten See in Begleitung eines lokalen Hirtenhunds noch etwas weiter zum zweiten See zu gehen. Das Wetter ist etwas grau in grau und dann, wie wir schon fast beim zweiten See sind, fängt es auch noch an zu regnen. Schnell wird ein Unterschlupf unter einem Felsvorsprung gesucht und wir lassen uns unsere Jause schmecken. Und siehe da, 10 Minuten später lässt der Regen nach, die Wolken tun sich auf und die Sonne blinzelt durch. Wir wandern weiter und treffen auf weitere Wanderer die von der anderen Seite kommen, angeblich handelt es sich dabei um einen Ringwanderweg. Wir fragen wie lange es dauert und erfahren so etwa 3 Stunden. Das klingt gut und wir gehen weiter, zuerst bis zum Pass auf etwa 4700m und dann weiter zu den diversen Seen dem Weg folgend. Die Landschaft ist atemberaubend schön und wir sind guter Dinge doch der Weg ist lange. Nach etwa 20km kommen wir bei einer Kreuzung auf den falschen Weg und wie wir es später bemerken sind wir schon viel zu weit unten. Wir prüfen die Karte und beschließen querfeldein auf die nächste Schotterstrasse rauszuqueren. Die Entscheidung erweist sich als gut und wir erreichen noch vor Dunkelheit die Straße. Das nächste Motorrad, welches vorbeikommt ist leider voll besetzt, aber wir bekommen die Info heute gibt es leider kein Colectivos mehr, also müssen wir die 23km bis Abancay laufen. Wir sind etwas müde aber guter Dinge, das wird schon werden. Dann 5km später kommt plötzlich ein randvolles Collectivo ums Eck, wir haben Glück und zwängen uns hinein und sind knapp eine Stunde später zurück in Abancay.

Einen Rasttag nach dem Trek geht es dann mittels lokalem Bus nach Cusco. Die Straße ist sehr kurvig und trotz vieler gegessener Mandarinen wird uns beiden etwas schlecht. Unsere erste Unterkunft ist zwar gut bewertet aber etwas komisch, das Zimmer ist kalt, zu teuer und das versprochene Frühstück gibt es dann doch nicht. Wir beschließen Tags darauf umzuziehen und erleben zwei Stunden später komplett das Gegenteil. Wir werden in einem Familienhaus in einer Wohnung im 5. Stock mit einem gemeinsamen Frühstück empfangen und alles ist perfekt, wir haben bei Alicia und Brian unser Zuhause für die nächsten Tage gefunden. In Cusco ist es generell unter Tags sehr warm und die Sonne sehr intensiv, jedoch sobald die Sonne weg ist, ist es bitterkalt. Zum Glück haben wir viele Decken und auch eine warme Dusche. In der Stadt hängt überall eine bunte Fahne welche mich an Bi-Szene in San Francisco erinnert, jedoch handelt es sich hierbei um die offizielle Flagge von Cusco. Wir sind natürlich unzählige Male in Cusco umher gestreift, so auch in der etwas touristischen Altstadt. Bis auf den Plaza de Armas muss ich aber sagen, ist Cusco bei weitem nicht so touristisch, wie ich erwartet hätte und auch die Preise sind, wenn man weis wo man handeln oder suchen muss, akzeptabel. Die Inkas sind berühmt für ihre Steinmetzfähigkeiten und so sieht man an vielen Stellen in der Altstadt die typisch gehauenen Steine welche oftmals auch Muster und Verzierungen aufweisen. Die Inkas haben ja viel ihres Wissens von anderen Kulturen „übernommen“, im Falle der beeindruckenden Steinkünste kamen diese aus der Region, die heute Bolivien entspricht.

In Cusco kann man sehr viel Geld für die diversen Touristentouren ausgeben, wenn man will, wir waren hin und her gerissen was wir da jetzt am besten anschauen, beschließen dann aber Machu Picchu sausen zu lassen da es dort sehr teuer ist und zuviele Leute sind und stattdessen das Bolleto Touristico um 130 Soles für 10 Tage zu erstehen und damit den Eintritt zu 14 verschiedenen Attraktionen zu bekommen. Die nächsten Tage haben wir also damit zugebracht, mittels lokalem Transport verschiedene Inkaruinen, Museen und ähnliches zu besuchen, nachfolgend ein Auszug von einigen besuchten Orten.

Das Museo Historico Regional, welches wir zuerst besuchten, gab uns einen ganz guten Überblick über die Inka Historie und auch die Zeit der spanischen Eroberung. Unter anderem erfährt man von den Büchern von Inka Garcilaso de la Vega und wie sie entstanden sind und hört auch von dem „letzten Inka“, Tupac Amaru, welchem auch ein Film (siehe hier) gewidmet ist.

Auf einem Hügel oberhalb von Cusco befindet sich die Inka Festung Saqsayhuaman, welche außergewöhnliche Steinmetzkünste aufweist und auch einen guten Ausblick über die Stadt gibt. Wir erwischen mit dem frühen Nachmittag einen guten Zeitpunkt die Festung zu besuchen bevor am Abend die vielen Busse von den anderen Sites kommen und als letzten Ort noch Saqsayhuaman besuchen wollen. Leider werden bei der Restauration scheinbar bewusst andere Stile verwendet, was nicht wirklich gut aussieht und eher einer groben Instandhaltung als Restauration entspricht. Am Hügel neben der Festung befindet sich, Cristo Blanco, eine weisse Christusstatue, allerdings neuer Bauart (eine Copy von Rio?).

Zwischendurch haben wir neben den vielen historischen Orten auch die bolivianische Botschaft besucht um für Bao Yu ein Visum zu bekommen. Der Vorgang war relativ überschaubar, zuerst die persönlichen Daten online erfassen und zusätzlich Passfoto, erste Hotelreservierung, Heimflugticket, Gelbfieberimpfung, Reiseplan, Kopie der Kreditkarte und Reisepasskopie hochladen. Danach das erstellte Formular sowie die zusätzlichen Dokumente ausdrucken und die Botschaft besuchen. Dort wurden wir dann gebeten 30 USD auf ein Konto bei der Bank ums Eck einzuzahlen. Danach wie wir zurückkamen, dauerte der gesamte Vorgang etwa 5 Minuten. Die zuvor erfassten Daten wurden auf ein besseres Etikett gedruckt und dieses in den Pass geklebt, mit 30 USD Stempelmarken versehen, Stempel und Unterschrift drauf, fertig. Wenn das doch überall so einfach wäre.

Als Nächstes folgte ein Tagesausflug zu den Inkaruinen in Pisac. Mittels lokalem Bus ging es um 3 Soles in das Dorf Pisac und von dort aus zu Fuß den Hügel hoch. Zuerst bekamen wir viele viele Terrassen, welche zum Nahrungsanbau verwendet wurden, zu Gesicht. Wie wir dann weiter nach oben wandern gibt es auch kleinere Wachtürme, Wassersysteme und andere Gebäude. Überall zwischen den Ruinen versuchen lokale Verkäufer ihre Waren loszuwerden. Oftmals werden kleine Kinder losgeschickt um eine Ware anzupreisen oder gleich direkt an den nächsten potenziellen Kunden anzubringen, was oftmals zum Verkaufserfolg führt. Im Gegensatz zu der zuvor besuchten Festung sind hier kaum Leute zu sehen. Das hat auch damit zu tun, dass die Touristen mit dem Bus auf den Berg gekarrt werden und nur den oberen Teil besichtigen oder von oben dann nach unten in den Ort Pisac wandern und wir in die andere Richtung unterwegs sind. In diesen Ruinen findet professionelle Restaurationsarbeit statt und das Ergebnis kann sich sehen lassen. In einer Festung im hinteren Teil sind gerade Restaurationen im Gange und man kann den Leuten bei der Arbeit zusehen wie sie die alten Mauern markieren, auseinandernehmen und dann wieder Stück für Stück zusammensetzen.

Am folgenden Tag sind wir von unserem Host eingeladen sie auf ihrere Arbeit zu besuchen, wir sind sehr gespannt. Zuerst geht es mit einem lokalen Bus 3 Stunden nach Combapata, dann mittels Colectivo nach Yanaoca und dann im Kofferraum eines lokalen sehr alten Taxis nach Quehue. Von dort besuchen wir gemeinsam mit anderen in einem Cheep Qeswachaka, eine im traditionellen Inka Stil aus Grashalmen! gewebte Brücke über eine Schlucht, Spannweite 29m. Qeswachaka ist die letzte noch bestehende Inka Brücke und die Lokals der umliegenden Dörfer erneuern sie jedes Jahr im Juni mit einem großen Fest. Der Ort, an dem die Brücke ist entspricht einem originalen Inkaweg und viele Brücken in diesem Stil wurden verwendet, um Wege über Schluchten zu spannen. Apropo Schluchten, wie ich die etwas schwankende Bruecke quere und in das tiefe blaue Wasser darunter blicke, würde ich am liebsten hineinspringen, Canyoning fehlt mir dann doch mehr als ich mir eingestehen möchte. Nach der Brücke besuchen wir den Arbeitsplatz unseres Hosts, eine von der Regierung kürzlich initiierte Sozialeinrichtung für die Dörfer umher auf etwa 4000m. Wir bekommen „Papa seco“ (im Freien gefriergetrocknete Kartoffel) vom Nachbarn und essen diese mit zuvor beim Bauern ums Eck gekauftem Käse, lecker. Später schlafen wir dann im Schlafsaal der Einrichtung aber es ist ziemlich kalt, trotz der drei Decken. Tags darauf geht es am Nachmittag wieder zurück nach Cusco, die ersten Kilometer laufen wir. Dann geht es mittels zwei Taxis nach Combapata und von dort aus mittels Autostop in einem Cheep nach Cusco. An Schlaf im Auto war nicht zu denken, denn wir wurden von der rasanten Fahrt gut durchgeschüttelt (90km im Ortsgebiet sind hier scheinbar normal). Wie wir dann in Cusco in der Nähe des Zentrums ankommen stirbt auf einmal der Motor des Autos ab. Wir schieben es auf die Seite und verabschieden uns, das ist ja nochmal gut ausgegangen.

In den Tagen danach rasten wir etwas und besuchen noch einige weitere Ruinen und Orte. In Chinchero, einem kleineren Ort Nähe Cusco sehen wir eine lokale Hochzeitsprozession an uns vorbeiziehen. Die Inka Terrassen dort sind nicht weiter aufregend aber eine auf Inkaruinen gebaute Kirche finden wir mit aussergewöhnlichen Bemalungen auf der Holzdecke. Auch den berühmten Ort Ollantaytambo besuchen wir, sowie die Ruinen beidseitig des Dorfes. Dies ist neben Cusco der touristischste Ort, an dem wir bis jetzt waren, aber sobald man im Dorf etwas herumläuft wird es ruhig und interessant. So sind zum Beispiel die meisten lokalen Häuser im unteren Teil noch im originalen Inkastil. Am Abend auf der Heimreise von Ollantaytambo beschliessen wir noch kurzfristig die Moray Terrassen in der Nähe von Maras anzusehen. Es ist schon später Nachmittag und wir erwischen einen direkten Bus von Urubamba nach Maras. Von dort geht es zu Fuß weiter, da die Taxis zu viel Geld von uns wollen. Am Weg bietet uns ein Taxi dann 5 Soles an, wir nehmen das Angebot und fahren gemeinsam mit zwei anderen Reisenden zu den Terrassen. Es gibt dort drei verschiedene Terrassen welche zum Anbau von verschiedenen Nahrungsmitteln verwendet werden. Die Inkas haben verstanden, dass wenn man eine Bevölkerung kontrollieren will man sie zuerst ernähren muss und daher wurde intensiv in diesem Gebiet experimentiert: Pflanzfolge, Saison, was unter welchen Bedingungen gut wächst, Bewässerungssysteme und so weiter. Die Terrassen beispielsweise haben nicht nur die Aufgabe Berghänge in Felder zu verwandeln, sondern weisen auch wesentliche Temperaturunterschiede auf um die besten Bedingungen für die jeweilige Pflanze herauszufinden. Wie wir dann später im Taxi wieder zurück fahren erwartet uns eine Überraschung und der Taxifahrer möchte auf einmal mehr als das vereinbarte Geld von uns haben. Wir lassen uns auf keine Diskussion ein, bleiben höflich, lassen den vereinbarten Betrag dort und verlassen das Taxi.

Tags darauf besuchen wir noch einige Museen in Cusco aber die meisten sind eher mau, herausragend ist das Monumento Pachacuteq, ein Denkmal mitten in Cusco, welches dem Inka König Pachacuteq Yupank gewidmet ist. Im Inneren der Statue befindet sich ein Museum und im Gegensatz zu den anderen Museen ist dieses gut gestaltet und eindrucksvoll. Besonders gut gefallen hat mir neben der Info, dass die Statue gebaut wurde, um die nächsten 5000 Jahre zu überstehen, die Darstellung der heute noch lebenden Nachfahren und deren Geschichten und Einstellungen was auch zeigt, dass die spanischen Missionare hier nicht bis zur Auslöschung des lokalen Kulturgutes erfolgreich waren.

In Cusco wird aktuell protestiert, konkret arbeiten die Volks- und Hauptschullehrer bereits seit einem Monat nicht und wollen mehr Geld (aktuell bekommen sie 1200 Sol pro Monat). In den nächsten Tagen soll der Protest angeblich auf die Straße getragen werden. Ob der Powercut in der Nacht davor zweimal für ganz Cusco damit zusammenhängt, kann nur spekuliert werden, jedoch fällt die verstärkte Polizeipräsenz in den Tagen danach auf. Wir hatten ja in Abancay eine Info betreffend den Ruinen in Choquequirao bekommen und bereiten gerade einen mehrtägigen Trek dorthin vor, Essen kaufen, Zelt und Schlafsack ausborgen und so weiter. Ich hoffe, wenn wir dann in einigen Tagen den Bus nach Abancay nehmen, dass uns dann nicht gerade der Roadblock von den Lehrern dazwischen spielt (wobei wahrscheinlich ist, dass die bekannteren Verbindungen, zum Beispiel zum Machu Picchu, blockiert werden). Details zum Trek gibt es dann später, in einem weiteren Post.

Grüße aus Cusco,
Max

Weltreise Peru, Mancora, Piura, Trujillo und Huaraz

Mittlerweile haben wir bereits Mitte Juli und ich bin immer noch nicht dazu gekommen etwas Neues zu schreiben. Grund dafür ist vor allem, dass wir derzeit sehr intensiv reisen was uns gefällt. Ich hoffe ihr versteht, dass ich da eher weniger Zeit mit Bilder aussortieren und Blog schreiben verbringe und es mich mehr in die Weite von aktuell Peru hinauszieht. Ich wurde bereits von mehreren Leuten gefragt, wer die nette junge Dame ist, die des Öfteren auf den Fotos zu sehen ist. Wer zwischen den Zeilen liest, weiß sicher schon mehr aber soviel sei verraten, sie heißt Bao Yu und kommt aus China. Die Bilder, die ihr unten seht sind diesmal etwas mehr geworden, da der Zeitraum und auch die Intensität der Reise zugenommen hat. Bitte vergesst daher nicht auf Seite 2 umzublättern, um auch den zweiten Teil der Bilder zu sehen.

Wir sind also von Ecuador mit dem Bus weiter nach Mancora, einem kleinen Ort in Peru am Strand, gereist. Es ist dort zwar etwas touristisch aber auch nicht teuer und so hatten wir vor uns für ein, zwei Wochen niederzulassen. Beim Geldabheben gab es dann erste Probleme, die diversen ATMs wollten einfach kein Geld ausspucken und wir mussten zuerst US-Dollar in Soles wechseln. Fürs Gefühl ein Euro sind je nach Wechselkurs zwischen in etwa 3,5 bis 3,7 Soles. Dann am Tag danach habe ich es wieder versucht und hatte Glück, sowohl bei der Banco National als auch bei der Scotiabank konnte ich Geld abheben, jedoch nur 400 Soles pro Transaktion. Später hatte ich dann herausgefunden, dass ich bei der Scotiabank pro Tag maximal dreimal hintereinander abheben kann, somit war der Geldbedarf erstmal gedeckt. Die Gegend rund um Mancora ist sehr trocken, brach und sandig, fast wie in einer Wüste und ganz anders im Gegensatz zu den Gegenden in denen wir bisher unterwegs waren. Im Dorf gibt es zum Glück einen günstige lokalen Markt, dort haben wir dann Fisch, Reis, Gemüse und so weiter eingekauft und gekocht, lecker. Die Früchte sind in Peru aber gleich deutlich teurer als in Ecuador. Für etwa eine Woche wohnen wir alleine in einem Guesthouse etwas abseits und es ist toll dort. Wir entspannen, gehen schwimmen, kommen heim und kochen und dazwischen wird etwas Neues gelernt oder wiederholt. Doch unser Zimmer im ersten Stock hat ober- und unterhalb der Tür einen kleinen Spalt. Dort sind dann in der Nacht die Heuschrecken, welche nach den Überflutungen in den Monaten davor sehr häufig waren, herein gekrochen. In der ersten Nacht habe ich nichtsahnend gut und fest geschlafen aber Bao Yu neben mir hatte die Panik mit den auf ihr herum hüpfenden Viechern. Tags darauf habe ich dann am Abend die Türspalten mit Kleidung, Handtüchern und Zeitungen verbarrikadiert, alle Heuschrecken im Zimmer zertreten und so konnten wir beide ruhig schlafen. Nach einigen Tagen war uns die Prozedur aber dann zu mühsam und so beschlossen wir weiterzuziehen.

Mittels lokalem Bus ging es dann einige Stunden in die nächste Stadt, Piura. Dort wartete schon eine weitere Überraschung auf uns. Wir hatten geplant mittels Couchsurfing in einer lokalen WG zu übernachten. Wie wir jedoch dort ankommen und die Wohnung suchen werden wir auf der Straße von einem älteren eher wütenden Herren empfangen. Soweit ich ihn auf Spanisch verstanden habe war er der Wohnungsbesitzer und er wollte uns dort nicht haben da wir dann natürlich mehr Strom, Gas, Wasser und so weiter verbrauchen. Ein kurzes Telefonat mit unserem Host hat dann geklärt, dass im Mietvertrag das nicht geregelt ist und damit dort übernachten darf, wer will. Nachdem uns der alte Herr dann aber doch etwas eingeschüchtert hatte und wir für unseren Host keine Probleme bereiten wollten hatten wir beschlossen in eine andere Unterkunft umzuziehen. Gefunden haben wir dann, nach einer etwas staubigen Fahrt mit einem Moto (so heißen die dreirädrigen Motorräder ähnlich einem TukTuk), mittels Wikivoyage ein eher älteres Hotel im Kolonialstil, etwas rustikal aber für gutes Geld. Später beim herumschlendern in der Stadt gefällt es uns nicht wirklich, so beschließen wir Tags darauf einige Stunden in die nächste Stadt Trujillo weiterzufahren.

Unsere Unterkunft ist diesmal mit zwei Geschwistern plus Haushälterin im Südosten der Stadt in der Nähe der Universitäten. Diese Gegend in Trujillo gefällt uns gut, es gibt einen lokalen Markt ums Eck und in der Nähe der Universitäten viele Möglichkeiten günstig zu essen. Nachdem wir uns gerade sesshaft gemacht hatten, kam dann die Info, wir müssen morgen wieder raus da am Wochenende spontan die Eltern zu Besuch kommen. Wir hatten gerade eingekauft und waren nicht sonderlich begeistert, nach einigem hin und her konnten wir aber dann doch auch über das Wochenende dort bleiben und sind im Endeffekt dann fast zwei Wochen geblieben. In Peru findet man an der Straße des Öfteren Stände oder Karren mit den lustigsten bunten Flaschen mit allerlei komischen Flüssigkeiten. Diese werden dann zusammengemischt und für etwa 2-3 Sol heiß serviert. Auf Nachfrage haben wir erfahren, das ist quasi Naturmedizin zum Trinken, also man geht hin und sagt, was einem fehlt und dann wird je nach Anforderung das entsprechende Getränk zusammengemischt. Bis jetzt hat bei mir das bei einem rauen Hals oder einer kleinen Erkältung immer gut geholfen, wobei ich nur die Stände gewählt habe, welche von den Lokals gut frequentiert wurden. Wir sind in Trujillo wie in den anderen Städten natürlich umher gewandert und haben die Altstadt, die interessanten Gassen und lokalen Märkte besucht. Ein Tagesausflug zu der berühmtesten Attraktion der Stadt nach Chan Chan durfte natürlich auch nicht fehlen. Die archäologische Stätte Chan Chan stellt eine ehemalige Hauptstadt der Chimu dar. Vom Zeitlichen her sind die Chimu weit vor den Inkas zu sehen, die Stätte ist also weit älter als die vielen berühmten Inka Ruinen die man in Peru findet. Wir haben Chan Chan natuerlich im lokalen Bus beziehungsweise zu Fuß besucht und waren von den Bauten und Formen, welche noch erkennbar waren, fasziniert. Leider machen die Naturgewalten den Überresten schwer zu schaffen und die gesetzten Maßnahmen sind zum Schutz nicht wirklich ausreichend. Wer mehr Hintergrundinfos zu Chan Chan haben möchte findet diese hier. Tags darauf wie wir in der Stadt umher spazieren kommen wir zufällig an einer Mauer mit einem riesigen durchgehenden Mosaik vorbei. Wie wir dann am Eingang stehen sehen wir oh, das Mosaik geht um eine gesamte Universität herum. Eine Recherche zu Hause sagt uns, das ist das aktuell längste Mosaik der Welt, eindrucksvoll. In der Nähe von Trujillo gibt es in Huancacho einen Strand, mit dem Bus kann man in etwa einer Stunde dorthin, so machen wir einen Tagesausflug zum Strand. Dort sehen wir dieselben traditionellen Boote zum Fischen welche wir schon zuvor in Chan Chan auf den Wänden gesehen haben. Zum Baden war der Strand eher nix und so haben wir beschlossen weiter in Trujillo zu bleiben und nicht an den Strand umzuziehen. Einige Tage später planen wir dann weiter in die Berge nach Huaraz zu fahren doch wie es aussieht, gibt es kein Busunternehmen, welches untertags dorthin fährt. Wir wollen das nicht so recht glauben, da es untertags bis jetzt ganz gut und auch günstig gelaufen ist. Des Weiteren ist es untertags nicht so gefährlich (die meisten Dinge, von denen man so hört sind in der Nacht passiert) und man bekommt vielmehr vom lokalen Leben, den Lokals und natürlich der Umgebung mit.

Wir starten unsere Reise nach Huaraz indem wir uns gegen 9 Uhr von Trujillo nach Chimbote, die nächste größere Stadt an der Küste, aufmachen. Die Fahrt ist rasch und mit 8 Soles sehr günstig. Dort angekommen hatten wir vor zu übernachten aber in der Busstation erfahren wir, dass ein weiterer kleinere Bus in 5 Minuten weiter nach Huaraz fährt, prima, das klappt also denken wir uns und so nehmen wir den Bus. Im Bus eingestiegen nehmen zuerst einmal vier Polizisten von allen die IDs. Ein Mann konnte sich nicht ausweisen, er musste den Bus verlassen (ist aber dann wahrscheinlich nur eine Straße weiter gegangen und hat dort auf den Bus gewartet). Das ist bis jetzt das erste Mal, dass ich so eine streng Kontrolle im Bus in Peru mitbekomme. Die Fahrt hat es in sich, die Straße wurde einige Monate zuvor von einem Fluss großteils weggespült und es geht gerade im ersten Teil auf Schotterpisten dahin. Später wird die Straße dann besser aber es wird sehr gebirgig und wir kommen auf etwa 4000m. Danach geht es hinunter ins Tal, es wird wieder wärmer und wir kommen am späteren Nachmittag auf etwa 3100m in Huaraz mit dünnem Sitzfleisch an.

Es ist kalt hier und es regnet leicht. Ich habe Sandalen und ein T-Shirt an, krame aber dann schnell meine Jacke aus dem Rucksack. Nachdem wir nicht wirklich vorhatten in einem Tag nach Huaraz zu fahren hatten wir noch keine definitive Unterkunft ausgesucht. Wir laufen also im Regen zur nächstgelegenen Unterkunft, einem Hostel, los. Dort bekommen wir ein Zimmer, allerdings ist es kalt und laut, nicht die beste Voraussetzung um die letzten Vorbereitungen vor dem Exam zu treffen. Am Abend machen wir uns also auf für den nächsten Tag eine neue Unterkunft zu suchen. Zuerst laufen wir ungeplanterweise in die falsche Richtung los, etwas später nach einer Stärkung an einem Straßenstand fangen wir dann an diverse Unterkünfte anzusehen aber bis jetzt nichts Brauchbares dabei. Die nächste Unterkunft finden wir gleich gar nicht, dafür aber ein lokales Tanztraining auf der Straße. Danach machen wir uns in einen anderen Stadtteil auf, dort finden wir die geplante Unterkunft zuerst nicht aber auf Nachfrage zeigt man uns die Tür und wir klingeln. Anna, die Besitzerin öffnet uns und zeigt uns einige Zimmer und die Küche. Wir sind zufrieden, aber der Preis stimmt noch nicht ganz. Es wird etwas verhandelt, Zeitraum eine eine Woche, kein Frühstück, die üblichen Verdächtigen und wir bekommen einen akzeptablen Preis. Wir sagen zu und kommen dann am Tag darauf in der Früh mit unserem Gepäck vorbei. Fühlt sich gut an wieder ein Zuhause zu haben und nach einigen Tagen haben wir uns so richtig gut eingelebt.

Huaraz ist eine schöne Bergstadt, die Einheimischen sind farbenfroh gekleidet, ringsum ist die Stadt von hohen Bergen umgeben und es gibt viele Essensmöglichkeiten und lokale Märkte mit ziemlich guten Preisen. Die Möglichkeiten zum Bergsteigen sind vielfältig, manche Wege sind sehr intensiv begangen, andere nicht so oft. Neben unserem Haus befindet sich eine Schule und so werden wir Wochentags gegen 7 von Kindergesang geweckt. Nachdem es nur noch wenige Tage bis zum Deutsch Zertifikat in Lima sind, liegt unser Hauptfokus Deutsch zu lehren bzw. zu lernen und wenn es zuviel wird oder noch Zeit ist dann in die Berge zu wandern. Die Küche in unserem Haus haben wir meist für uns alleine und da der günstigste Markt nur einen kurzen Fußmarsch weg ist und das meiste Gemüse günstig ist und aus der Region kommt kochen wir oft und gerne selbst.

Unsere erste Wanderung geht in einen stadtnahen Hügel und dient der Akklimatisation. Wir nehmen einen Kleinbus (genannt Colectivo) in das nächstgelegene kleine Dorf und starten von dort aus dem auf Maps.Me (App mit einer Offlinevariante von OpenStreetMaps) gefundenen Pfad folgend. Wir werden von Einheimischen begrüßt und alle sind sehr nett zu uns, auf einem Acker wird gerade zu Mittag gegessen und man lädt uns zu Kartoffel und Mais ein (ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so gute Kartoffeln gegessen). Es fällt auf, dass wir uns mit Spanisch zwar mehr oder weniger grob verständigen können aber wir eigentlich Quechua sprechen sollten. Die Häuser am Berg sind recht einfach gebaut. Aus Erde, Gras und Wasser werden Ziegel gemacht und in der Sonne getrocknet. Das Dach wird dann mit viel Gras gedeckt. Auf unserer Wanderung sehen wir viele farbenfrohe Kleidungen und lustige Hüte, leider wird unsere freundliche Bitte, ob ein Foto erlaubt sei meistens abgelehnt.

Einige Tage später geht es dann auf unsere erste richtige Bergtour, zu einem See, genannt Laguna Churup auf gut 4500m. Wir nehmen wiederum ein Collectivo in das nächstgelegene Dorf, von dort geht es etwa 1-2 Stunden zum eigentlichen Start des Treks. Auf der Webseite https://wikiloc.com hatten wir uns zuvor schon betreffend des Weges informiert und mittels GPS Datei die Weglänge sowie das Höhenprofil begutachtet. Der Weg war an sich sehr einfach gehalten und für Touristen saniert, jedoch hatten wir schönes Wetter und die Landschaft und der Ausblick waren herrlich. Etwas über 4000m merke ich dann doch die Höhe und beginne bewusst mit Doppelatmen um mehr Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen. Das funktioniert auch ganz gut, jedoch wie wir dann zu den ersten Kletterstellen kommen klettere ich zuerst etwas zu rasch und mir wird leicht schwindelig. Einige Minuten später geht es aber dann wieder und wir sind schon fast oben. Der Anblick des Sees mit dem Gletscher dahinter ist traumhaft. Nun gibt es eine herzhafte Jause und ein „kurzes“ Mittagsschläfchen von etwa einer Stunde. Blöderweise hatte ich auf einer Hand den Handrücken nicht völlig abgedeckt und so fange ich mir einen kleinen Streifen Sonnenbrand ein. Wie es dann kälter wird machen wir uns langsam auf den Rückweg zum Tal. Die Touristen sind schon alle weg und wir genießen den Weg. Gegen 17 Uhr sind wir wieder in der Nähe des Dorfes und nehmen von dort ein Collectivo in die Stadt. Ein großartiger Tag.

Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich in der Stadt umher schlendern, doch plötzlich sind so viele Leute auf der Straße. Wir fragen was los ist und erfahren, heute findet eine Parade der Universitäten statt, sogar das 40 Jahr Jubiläum und in etwas einer halben Stunde geht es los. Wir mischen uns in die Menge und genießen es. Diesmal gibt es viele Möglichkeiten die bunten Trachten zu bewundern und auch ein paar Fotos zu machen. Jetzt wissen wir für was die Studenten auf der Straße zuvor die Tänze geübt hatten. Weiters gibt es nicht viel hinzuzufügen, stellt euch die ausgelassene Studentenmenge vor, die rivalisierenden Unis jede möchte sich besser darstellen und es geht drunter und drüber. Bilder sagen natürlich mehr als Worte, siehe unten. Tags darauf war dann ein Nationalfeiertag und es sollte angeblich wieder eine Parade geben, allerdings war diese eher militärisch und sehr langweilig.

Tags darauf wollten wir eigentlich das lokale Klettergebiet erkunden. Wie wir dann in die Berge abzweigen wollen, fallen uns die Menschenmassen auf, welche auf der Straße unterwegs sind. Wir fragen uns was hier los ist, folgen und kommen zum Stadion. Scheinbar findet heute ein Fußballspiel statt, für 15 Soles bekommen wir ein gutes Ticket und beschließen kurzerhand das Spiel anzuschauen. Wir erfahren, dass Huaraz vor kurzem in die höchste Liga in Peru aufgestiegen ist und entsprechend interessant war auch das Spiel. Für die Lokals gleicht dies eher einem Sonntagsausflug als richtiger Fußballatmosphäre. Die Leute essen, tratschen und manchmal wird etwas gerufen, aber es geht bei weitem nicht so zu wie ich das von zu Hause oder anderen Ländern her kenne. Auf den Schiedsrichter wir oftmals mit bösen Worten geschimpft und auch auf farbige Spieler werden sehr rassistische Äußerungen laut. Nachdem die ersten Tore fallen nimmt das Spiel Fahrt auf und es gefällt. Am Ende werden die Schiedsrichter sofort von der Polizei umringt um sie vor wütenden Spielern und Fans zu schützen, komisch irgendwie.

Mehrere Tage später hatten wir dann einen weiteren Trek in näherer Umgebung vor, wieder zu einem See in den Bergen, genannt Laguna Aguac. Diesmal ging es etwas höher hinauf und auch der Weg war wesentlich steiler. Wir hatten uns zum Frühstück den Bauch mit Palatschinken vollgeschlagen und die saßen zu Beginn des Treks dann doch etwas schwer im Magen. Ein netter alter Mann hatte uns dann angesprochen, wir müssen unbedingt ein Foto mit ihm machen, ich dachte schon hmmm … und dann siehe da, 3 Minuten später wollte er dann Geld dafür haben. Wir unterstützen das aber grundsätzlich nicht und so haben wir statt Geld einen Teil unserer Jause angeboten was aber abgelehnt wurde. Auf etwa 4200m war dann kurzzeitig Schluss für mich, ich hatte einfach keine Kraft und Energie mehr. Grund dafür war, dass wir zuvor zu schnell unterwegs waren, glaube ich. So hat Bao Yu zusätzlich zu ihrem auch meinen Rucksack genommen und ich hab mich kurz hingelegt und mit Banane, Müsliriegel und heißem Wasser gestärkt, danach ging es mir besser. Etwa 45 Minuten später haben wir es dann zum See geschafft, der Plan eine Stunde zu einem weiteren See zu wandern wurde dann kurzfristig verworfen. Es war uns diesmal auch nicht nach Mittagsschlaf zumute da es kalt und windig war, also nur kurz jausnen und etwas rasten und dann ging es wieder zurück ins Tal.

Bei der Vorbereitung auf das Deutschexamen haben wir als Basis vor allem Anki verwendet. Wer Anki nicht kennt, Anki ist eine Spaced Repetition Software, quasi ein Vokabelprogramm, dass dir die Vokabeln in verschiedenen Zeitabständen so lange vorhält, bis du sie behalten hast. Die Software ist für Android und PC Opensource und es gibt auch bereits viele Plugins und Vokabelsets dafür, mehr dazu hier. Nach einigem herumprobieren habe ich dann begonnen diverse Vokabelsets zu erstellen und mittels TextToSpeach-Plugin mit Sounds und natürlich Übersetzungen anzureichern. Das Lernen ging dadurch gut und flüssig von der Hand und natürlich wurde nebenbei auch viel Konversation gemacht, Briefe geschrieben, Grammatikpunkte erklärt und einige Beispielexamen probiert. Zu Anki habe ich noch viele Tipps und Tricks zu erklären und auch die erstellten Vokabelsets werde ich großteils veröffentlichen, mehr dazu aber später in einem separaten Blogpost.

Zwei Tage später hatten wir dann beschlossen, wir haben jetzt genug gelernt und sind wieder reif für die Berge. Diesmal hatten wir keine genauen Informationen, Karten und GPS Infos, lediglich mit mündlicher Info von Lokals ging es los. Das Ziel waren die beiden Seen hinter Laguna Aguak, allerdings von der orografisch rechten Seite des Bergrückens her. Zuerst folgen wir einer neuen Wasserleitung zu einem kleinen See, genannt Laguna Radian. Von dort geht es Inka Wasserkanälen folgend weiter hinauf. Wie der Weg dann einen größeren, mit Queñuabäumen bewaldeten Bach quert hätten wir nach rechts dem Bach hinauf und danach logisch dem Grad folgen sollen. Das war uns allerdings wie, wir dorthin kamen nicht klar und so sind wir dem Weg folgend weiter in der Landschaft herumspaziert, der Ausblick war großartig, allerdings haben wir dadurch auch ein, zwei Stunden Zeit verplempert. Später als wir dann die andere Seite des Berges gesehen haben sind zurück auf den einzigen logischen Grad gequert. Dann ging es den Grad hoch und danach in felsiges Gelände. Etwa eine Stunde später haben wir dann gegen 15 Uhr auf gut 4500m eine tolle Plattform erreicht. Der Ausblick war grandios, am liebsten hätten wir jetzt ein Zelt dabei gehabt um dort zu übernachten und dann am nächsten Tag weiterzuziehen, aber nicht so bei diesem Trip. So haben wir uns die Jause schmecken lassen, uns kurz hingelegt und dann ging es wieder nach unten, den zuvor gelegten Steinmännern folgend. Schade, dass wir es diesmal nicht bis zum See geschafft haben, aber dazu hätten wir selbst ohne Verlaufen zwei Stunden früher aufstehen müssen.

Tags darauf verlassen wir mit Wehmut Huaraz. Wir fühlten uns dort wirklich zu Hause und hätten es dort ruhig noch ein Monat oder länger ausgehalten, aber das Examen in Lima lässt nicht auf sich warten. Wer weiß, vielleicht kommen wir in Zukunft wieder einmal nach Huaraz zurück, das nächste Mal sicher mit Trekking Ausrüstung.

Bergige Grüße aus Peru,
Max