Auch in Xiamen habe ich versucht Couchsurfing zu nutzen und bin spontan fündig geworden. Die ersten Tage habe ich bei einer Chinesin verbracht. Sie hatte gerade ihren Job gekündigt und bereitet sich auf eine einjährige Reise mit dem Fahrrad in Asien und ggf. Europa vor. Xiamen hat sich zu Beginn (wie mir ja vorher schon berichtet wurde) sich sehr touristisch angefühlt doch, wie immer, wenn man die lokalen Tricks und Kniffe kennt als sehr nett herausgestellt. Wir haben oft am Markt eingekauft und dann gemeinsam gekocht, meist verschiedenste Mischungen von Meerestieren aber auch die Umgebung erkundet. Am Abend wurde dann mit Freunden bis in die Nacht diskutiert und auch die eine oder andere Flasche Reiswein (TaoBao sei Dank) gelehrt. Mir fällt generell auf, dass die Leute in Xiamen offener über viele Dinge reden, das dürfte wohl mit der Nähe zu Taiwan zu tun haben. Apropo Taiwan, ich hatte vor mit dem Boot 30 Minuten einen Abstecher nach Kinmen zu machen, welches bereits in Taiwan liegt. Dieser Plan wurde aber aufgrund Zeitmangels verworfen. Was ich bis jetzt noch nicht gegessen hatte, waren dampfgegarte Meeresfrüchte. Im Prinzip ist ein Dampfkocher in die Tischmitte eingelassen, unten im Kocher ist Reis beigefügt und darüber auf einer Metallplatte mit Löchern werden Muscheln, Fisch, Calamari und so weiter für eine bestimmte Zeit gegart. Ich hatte noch nie eine derartig gute und leckere Auswahl von Meeresfrüchten gegessen, und dann zum Schluss der Reis erst. Etwas wie Paella aber intensiver. Solltet ihr in Xiamen vorbeikommen ich kann das Restaurant (船奇 ChuánQí) wärmstens empfehlen. Eines Tages waren wir gerade im Park, es war gutes Wetter und rund um uns wurden Hochzeitsfotos gemacht. Dies ist für China gewöhnlich und man sieht es vor allem an älteren Gebäuden, Brücken und Parks. Leider auch gewöhnlich ist, dass viele der Paare nicht so wirklich verliebt schauen wir ihr dem Bild im Anhang entnehmen könnt. Apropo Anhang, das zweite Bild zeigt eines der sehr leckeren und typischen Gerichte: Nudeln mit Erdnusssauce und die persönlich ausgewählten Meeresfrüchte in Suppe (Kostenpunkt 2-3€, je nach Anzahl der Meeresfrüchten).
Eine der weiteren Couchs war bestehend aus drei Kissen am Boden die wider Erwarten sehr bequem waren und ich die erste Nacht dort bis 11Uhr durch geschlafen habe (zu meiner Verteidigung, die Nacht zuvor hatte ich mir das Doppelbett mit einem anderen Couchsurfer geteilt, er hatte mich scheinbar im Schlaf immer wieder für seine Freundin gehalten und ich wurde daher betatscht und munter). Ich war mir nicht bewusst wie sehr mir die westliche Kultur abging, doch wie ich in der WG von den drei Chinesisch Studentinnen aus Spanien, Polen und Tschechien war hat sich das verdeutlicht. Die langen intensiven Gespräche die wir hatten, die ruhige Art miteinander zu kommunizieren und auch die Selbstverständlichkeit mit der Chinesisch in den Alltag eingekehrt ist haben mich sehr beeindruckt. In den nächsten Tagen haben wir gemeinsam unzählige Dinge gemacht, unter anderem wieder viel gekocht (diesmal westliche Küche) und auch einige spanische Reisephrasen konnten wir übersetzen und vertonen. Vielen herzlichen Dank dafür 🙂
In den Tagen danach hat sich das vorherige wiederholt, teilweise mit anderen Personen, teilweise in einer Mischung aus Bekanntem und Neuen. Alles in allem habe ich mich sehr wohl gefühlt doch nach etwa zwei Wochen in Xiamen war es dann Zeit nach Shanghai aufzubrechen. Am letzten Abend hatte sich dann noch zufällig ein Abendessen mit vielen der Beteiligten ergeben. Ich erinnere mich noch wir wollten groß aufkochen, dann hatten wir alles eingekauft, vorbereitet und gewartet und dann wie wir relativ pünktlich zum Essen kochen beginnen wollten stellten wir fest, ups das Öl ist aus. Alles in allem hat sich das Essen kochen dann etwas verzögert, was aber nicht schlimm war. Am nächsten Tag wie ich 8h im Schnellzug nach Shanghai sitze und die Reste des netten Abendessens verspeise wird mir bewusst wie sehr es mir doch in Xiamen gefallen hat und ich bin ein bisschen wehmütig.
In Shanghai habe ich mich zu Beginn fast mit der U-Bahn verfahren. Wer konnte schon ahnen, dass bei einem Bahnsteig verschiedene U-Bahnlinien einfahren dies aber nicht sofort auf den ersten Blick ersichtlich ist. Im Endeffekt hat mein Gefühl gesagt, irgendwas passt hier nicht, ich bin bei der nächsten Station wieder ausgestiegen und dann hat ein Blick auf die Karte dies bestätigt und das Missgeschick aufgeklärt. Mein Plan in Shanghai war eigentlich nur die unzähligen Reisenden wieder zu treffen die ich im Laufe meiner Reise kennengelernt habe und welche zufällig in Shanghai wohnen, die Stadt etwas zu erkunden, etwas Spanisch zu lernen und mich von China (vorerst) zu verabschieden. Eine Bekannte von mir hat mich dann zum Disneyland eingeladen, nachdem sie dort arbeitet konnte sie mich „reinbringen“, ein tolles Erlebnis wenn auch die Schlangen trotz kaltem Regenwetter zu lange für meinen Geschmack waren. In manchen Gegenden in Shanghai (besonders in der Nähe des Bundes) wurde ich auch von vielen Leuten angesprochen. Zu Beginn hatte ich sämtliche auch nur ansatzweise nach „Scam“ aussehende Begegnungen abgelehnt, meistens mit der Begründung, dass ich zwar sehr gerne der Einladung gefolgt wäre aber bereits mit meinem Freund verabredet bin und schon 5 Minuten zu spät bin. Später bin ich dann drauf eingestiegen und habe den unschuldigen Touristen gespielt. Ein tolles Gefühl wenn man während eines „Scams“ a.) in Kontrolle ist und b.) genau mitbekommt, dass man „gescammt“ wird. (Ich hoffe in Südamerika geht es mir da ähnlich, aber wir werden sehen). Shanghai generell ist sehr teuer aber auch sehr westlich, es gibt wieder englische Menüs, die Leute sind rücksichtsvoller zueinander und man fühlt sich als Nichtchinese eher wohl. Auch eine westliche Bücherei habe ich entdeckt und konnte dort das Buch (Complete Spanisch Grammar, Verbs, Vocabulary von Collins easy learning) kaufen welches mir bis dato fast alle grammatischen Fragen betreffend Spanisch beantworten konnte. Irgendwie fühlt es sich auch ganz lustig an, nach so vielen Wochen Cochsurfing wieder in einem Hostel zu sein.
Einige Tage später geht mein Flug nach Madrid, gesamt Reisezeit Hostel zu Hostel etwa 30 Stunden. Der Flug ist mit 250€ günstig, geht über Moscow und ich habe erfahrungsgemäß 3 Stunden Layover statt einer gebucht damit auch mein Gepäck mitkommt. In Moscow herrscht bereits strenger Winter und die Gepäckwagerl rutschen auf dem Flughafengelände nur so herum. Es kommt aber glücklicherweise nur zu einer kleineren Verspätung und so komme ich spät am Abend in Madrid an. Am nächsten Tag beim Frühstück um 3€ wird mir bewusst was ich alles vermisst habe. Am späteren Nachmittag habe ich mich dann mit Freunden getroffen und wir haben uns es gut gehen lassen mit Jamon, Queso, Pan con Salsa de Tomate und dem ein oder anderen Cerveza de Barril. Am nächsten Tag erkunde ich die Umgebung und entdecke einen Supermarkt. Sofort kaufe ich dort ein und koche mir im Hostel etwas, mmm … lecker … ich hatte europäische Küche dann doch vermisst. In der Metro in Madrid waren die Leute nicht so ausgelassen und fröhlich wie ich das von Spaniern gewohnt war. Auf Nachfrage habe ich erfahren, dass es wirtschaftlich in Spanien gerade gar nicht gut zugeht und man für einen einfachen Volltagsjob nur mehr um die 600€ erhält. Das Essen ist zwar immer noch billiger wie bei uns, weit springen kann man mit den 600€ aber nicht und ich verstehe die gedrückte Stimmung. Ganz anders geht es da am Abend zu wenn ich durch die Gassen schlendere, dort wird noch gealbert und gelacht, auch wenn ich die Leute nur „wenig“ bestellen sehe. Generell gefällt mir Madrid sehr und ich bin mit dem OK Hostel dort quasi mitten in der Altstadt einquartiert.
Eigentlich wäre ja geplant gewesen nach einigen Tagen Madrid weiter nach Bogota zu fliegen. Wie es aussieht werde ich nächster Zeit aber gemeinsam mit einem Gefährten reisen und daher haben wir die Optionen geprüft wie wir unsere Reisepläne zusammenlegen könnten. Herausgekommen ist, dass wir voraussichtlich erst Mitte Februar nach Bogota fliegen und dafür ab Anfang Jänner ein gutes Monat in Spanien verbringen. Als ich meinen Flug umbuchen wollte hat sich die Buchungsagentur zuerst geweigert, in der Niederlassung der Fluggesellschaft in Madrid hatte man mir dann mitgeteilt, dass dort keine Büros für Kundenverkehr in Englisch vorhanden wären und ich mich doch bitte an das Büro am Flughafen wenden soll. Gesagt, getan, nach 30 Minuten Wartezeit wurde mein „Nicht Änderbarer“ und „Nicht Stornierbarer“ Ticket um 125USD Gebühr geändert, ein Glücksfall so wie ich das sehe. Aktuell bin ich neben dem Spanisch Lernen auch mit Reisevorbereitungen für Südamerika beschäftigt. So habe ich mir gestern beispielsweise für einige Länder die Informationen zu „Tourist Muggings“ und „Common Scams“ durchgelesen und fühle mich jetzt besser vorbereitet. (Für Interessenten: Eine recht deutliche und meines Erachtens gute Beschreibung findet ihr zum Beispiel hier).
Für den Fall dass ihr euch fragt, ich war doch in Madrid Mitte Dezember und erst Anfang Jänner geht es weiter in Spanien. In der Zwischenzeit habe ich es mir nicht nehmen lassen von Madrid heim nach Salzburg zu kommen und dort die Feiertage mit Freunden und Familie zu verbringen um wieder etwas Energie „aufzutanken“.
In diesem Sinne wünsche ich nachträglich Allen die ich bis jetzt noch nicht erreicht habe Frohe Weihnachten und ein Erfolgreiches Jahr 2017.
Alles Liebe,
Max