Mittlerweile ist die erste Woche des Kurses um. Ich habe bis jetzt einige Ausbildungen genossen aber diese ist definitiv anders.
Ein typischer Tag sieht in etwa wie folgt aus. Um 5:30 Zusammenkunft zum Tee, um 6Uhr ab zum Laufen oder Marschieren mit Rucksack, zurück gegen 7:30, dann Frühstück und Dusche. Danach um 8:30 Abmarsch zur Hauptaktivität bis etwa 14Uhr, bis jetzt war dies meist am Fels, Klettern Abseilen, Aufsteigen in Theorie und Praxis. Danach Mittagessen und um 15Uhr geht es dann weiter, meist mit Theorieuntericht und danach folgt, je nach Erschöpfungsgrad eine weitere Kräftigungsübung. Zwischendurch wird die Zeit genützt um die spärlich präsentierten Techniken und Theorie noch weiter aufzuarbeiten. Am Abend wird dann noch besprochen was am nächsten Tag stattfindet und gegen 22Uhr falle ich wie ein Stein ins Bett.
Was mir bis jetzt doch einige Schwierigkeiten bereitet ist die Geschwindigkeit mit der unterrichtet wird, sowie die Unterrichtssprache mit etwa 80% in Hindi, da einige der Kollegen kaum Englisch können. Mittlerweile übersetzt einer der Ausbilder den meisten Theorie Unterricht für mich was die Sache erleichtert, trotzdem habe ich neben den Techniken auch sprachlich einiges dazu gelernt. Was mir bis jetzt zu Gute kommt, dass ich viele Dinge schon kenne oder gesehen habe. Neu sind für mich die klassischen Techniken wo am Körper ohne Gurt und Sicherungsgerät gearbeitet wird und einige Knoten und Spezialsachen sowie die englischen Begriffe.
Zu Beginn war ich etwas schockiert vom Ausbildungsstand und Sicherheitslevel. So wird zum Beispiel beim Sichern nicht gelehrt und nicht darauf geachtet, dass korrekt gesichert wird. Etwa 80% der Studenten können laut meiner Einschätzung einen >5m Vorstiegssturz nicht halten. Der Ursache, dass wir nur sehr spärlich im Vorstieg klettern (dies ist eigentlich dem Advanced Course vorbehalten) und eine doppelt Absicherung durch ein zweites Seil ist es zuzuschreiben, dass nicht mehr passiert. Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen und die korrekte Art zu Sichern demonstriert. Zum Material sag ich jetzt mal nichts, mein Klettergurt ist selbstgebastelt, aber bei den bisherigen Sturzhöhen bzw. der meist doppelt vorhandenen Absicherung denke ich mir da nicht groß etwas. Der gelehrte Ausbildungsstand ist leider teilweise nicht mehr aktuell bzw. der Fokus wird meines Erachtens zu stark auf bereits ältere Techniken und Systeme gelegt. Andererseits auch ein Vorteil für mich, so konnte ich z.B. durch das vorführen der Münchhausentechnik Pluspunkte einheimsen. Nichts desto trotz hat die Ausbildung Hand und Fuß und ich lerne viel dazu. Wir sind aktuell 93 Leute, die Organisation funktioniert für Indien erstaunlich gut und man merkt, dass hier des öfteren Ausbildungen stattfinden.
Bis jetzt haben wir Techniken am Fels und Flussquerung gemacht, in den nächsten zwei Wochen kommt Schnee und Eis dran. Dazu brechen wir morgen in aller Früh in Richtung Solang auf. Beim Flussqueren wurde den Mädels dann nur erlaubt zur Hälfte zu queren und zurück zu kommen. Es kam zur Diskussion und einer der Ausbilder hat sich hier nicht wirklich korrekt verhalten. Das Thema Gleichberechtigung ist nun am Tisch, ich bin gespannt wie die Geschichte ausgeht.
Sportliche, schweißtreibende Grüße aus Manali,
Max