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Weltreise China, Lanzhou, Langmusi, Xian, Guangzhou und Dongguan

Liebe Reisebloglesende! Ich bin aktuell immer noch in China und möchte euch bereits jetzt (und nicht am Ende der Chinareise) informieren da sich sooo viele verschiedene Dinge ereignet haben, dass schwieriger wird für mich sich an all die Details und Geschichten ohne mein Reisetagebuch zu erinnern 😉 Ist wahrlich auch kein Wunder, da ich bis zuvor in China mehr an einzelnen Plätzen sesshaft war und nicht intensiv gereist bin. Das ist nun anders und dank meiner Chinesisch Kenntnisse auch einfach(er) möglich. Nun aber Alles der Reihe nach.

In meinem letzten Beitrag war die Rede von zurück nach Bali zu kommen und unterwegs an netten Plätzen zu stoppen. Das war dann auch so, in Lumajang wurde Halt gemacht und in Bali war ich dann erneut in der Gegend im Nordosten rund um Pemuteran. In der Nähe von Gitgit hatten wir ja zuvor einen Canyon erkundet. Im Internet konnte ich Topos dazu finden und so wurde versucht den Canyon zu besuchen. Im Endeffekt haben wir in zwei unterschiedlichen Bächen zwei nette Gumpen gefunden wo man gut baden und hüpfen konnte. Es war jetzt in der Badehose etwas frisch aber dann doch sehr nett, Wasser und Umgebung war sehr sauber. Einige Tage später ging es dann zurück nach Denpasar um den Flug nach China zu erwischen. Am Strand Nähe Sanur (einer der touristischen Gegenden im Süden von Bali) wurde ich noch spontan eingebuddelt, schwimmen im Meer war aufgrund des Drecks ein nur zum Teil erfreuliches Erlebnis.

Der Flug nach Chengdu war ohne grössere Vorkommnisse. Wie erwartet habe ich meinen Anschlussflug erneut verpasst und musste diesmal „nur“ weitere drei Stunden warten. Lustig war, dass die Airline mich direkt am Flugzeug abgefangen hat und mich „express“ zum Transferschalter durchgeschleust hat. Bis jetzt war mein Passport immer mehr als zwei Minuten in Prüfung (manchmal über eine Stunde) diesmal nur 10 Sekunden, meine mit Abstand schnellste Passkontrolle in China bei der Einreise.

Nun geht es ans Eingemachte, Reisepläne für die nächsten Monate werden gemacht. Ich beschließe zuerst in die Berge rund um Sichuan zu gehen da es jetzt noch warm ist. Ich besitze aktuell nur Bergschuhe und Flipflops und es ist dann doch schon kühl in Chengdu, ich beschieße die Lücke zu schließen und organisiere mir festere Turnschuhe, Socken und leichte Handschuhe. Mit Freunden aus Chongqing ist geplant in den nächsten Wochen gemeinsam zu reisen doch aus den Plänen wird nicht und ich breche spontan nach Lanzhou auf.

In Lanzhou gefällt es mit auf Anhieb. Die Leute sind sehr nett zu mir, lächeln mich an und sprechen mit mir einfach so auf der Strasse (ohne etwas verkaufen zu wollen). Es kommt mir vor als würden Reisende hier nur 1-2 Tage in bestimmten Bereichen bleiben. Ich finde ein Hostel in einem Wohnblock, akzeptabel für einige Tage aber für länger fühle ich mich dort nicht wohl. Die Jungs rauchen sehr viel, Bad und Toilette stinken widerlich und ich kann nicht wirklich gut schlafen. Zum ersten Mal bin ich derjenige welcher die anderen Laoweis (Foreigner) zum Hotpot ausführt. Im Restaurant spricht niemand English, so mache ich die Bestellungen und erkläre den anderen Reisenden wie es funktioniert, war sehr lustig für mich. Das Wetter hier ist aktuell etwas kühler wie in Chengdu aber wenn sonnig sehr angenehm mit 15 bis 20 Grad, bewölkt teilweise schon frisch mit rund 10 Grad. Ich versuche eine andere Unterkunft zu finden und werde schlussendlich auf Couchsurfing (welches ich seit Indien nicht mehr richtig in Verwendung hatte) fündig. Im abendlichen Berufsverkehr (Lanzhou hat noch keine U-Bahn) hab ich mich dann aufgemacht meinen Host zu besuchen. Zuerst haben mich die Busse nicht mitgenommen da zu voll. Dann habe ich versucht ein Didi (Chinesisches Taxi) zu buchen aber bin dann schlussendlich zu Fuß mit Sack und Pack auf die andere Seite des Flusses spaziert und habe von einen Bus genommen. Wie ich dann in meiner neuen Bleibe bin, bin ich ganz überwältigt, wie schnell es oft gehen kann vom einen Extrem ins Andere. In den nächsten Tagen geht es gemeinsam mit meinem Couchsurfing Host die Gegend erkunden, wir quatschen viel und tauschen Reisegeschichten aus. Einige der berühmten Dinge müssen wir natürlich sehen, eine spontan von den Lokals inszenierte Chinesische Oper im Park erfrischt, die Wassermühlen am Gelben Fluss sind interessant und laden zur Betätigung ein, die berühmten und umso leckereren Lanzhou Beefnoodels habe ich verschlungen, und so weiter und so fort. Rund um die Stadt sind einige Hügel, manche davon erkunde ich, andere (noch) nicht. Auch zum ersten Mal esse ich frisch gemachte Dumplings. Bis jetzt waren meine „Jiaozi“ immer vorab gemacht und dann im Wasserdampf warm gehalten aber die frischen schmecken einfach besser. Am Gelben Fluss gibt es viele Parks und auch einige „Schwimmstellen“. An einer dieser Schwimmstellen hat ein Hund versucht die Enten zu jagen aber mit eher wenig Erfolg und großem Risiko im Fluss mitgerissen zu werden (siehe auch Foto). Auch viele lokale Dinge sehe ich, z.B. wie eine Chinesische Bücherei von innen aussieht, oder auch was es mit den vielen kleinen Feuern in der Stadt auf sich hatte (zu bestimmten Zeiten im Monat des Chinesischen Kalenders werden zu Ehre der Verstorbenen und Gottheiten Geldbündel angezündet, natürlich keine Echten denn das Verbrennen von Geld ist in China verboten).

Nach einigen Tagen in Lanzhou geht es dann weiter mit dem Bus nach Langmusi. Das letze Erlebnis in einer Chinesischen Busstation welches ich in Erinnerung habe war nicht so erfreulich, ich habe mich damals etwa 2 Stunden durchfragen müssen um den richtigen Bus und das passende Ticket dazu zu finden. Diesmal war das viel viel einfacher, ich konnte sogar für die anderen Reisenden übersetzen. Die Busreise war etwa 6 Stunden in hügeliger Landschaft, in der Ferne waren erste Berge zu sehen. In Langmusi angekommen hat es mir gleich gefallen. Der Ort selbst mutet touristisch an aber viele Unterkünfte und Restaurants sind geschlossen. Ich treffe einige Chinesische Reisende aber sehe vorerst noch keinen westlichen Reisenden. Es gibt einige Kloster und der Großteil der Bevölkerung ist Tibetisch. Es wird zwar Chinesisch verstanden aber meistens höre ich Tibetisch. Ich schätze der Ort hat etwa 3-4 Tausend Einwohner, für Chinesische Verhältnisse also sehr sehr klein. In der näheren Umgebung gibt es einige kleinere Berge. Nachdem der Ort auf gut 3000m liegt wäre das bis zu einem 4000er nur eine Tagestour quasi. Am ersten Abend fällt der Strom aus und wir sitzen im Kerzenlicht. Zum Glück gibt es einen Kohleofen, da ist es immer schön warm und gemütlich. Einige der Tibeter in meiner Unterkunft singen wirklich gut, teilweise aber auch Lieder die nach Chinesischem Marsch klingen was mich etwas wundert. Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein und ich mache eine erste kleine Erkundungstour in die Hügel hinter der Ortschaft. Aus der Erkundungstour wird die erste Bergtour und ich bin in etwa 4 Stunden auf einem der 4000er oben. Laut Altimeter hat der Gipfel nur gut 4000m aber danach in der Karte ist er mit 4100m und Mount Nianqing angegeben. Was immer dann stimmt ist nicht so wichtig, alles in allem war es eine schöne Wanderung, auch wenn ich mit einem halben Liter heißem Wasser plus den gefundenen Schnee definitiv zuwenig zu Trinken bei mir hatte. Am Abend wie ich heimkomme ist eine Geburtstagsfeier im Gange. Mittlerweile habe ich den einen oder anderen Nichtchinesen in der Umgebung getroffen und zu dritt werden wir eingeladen an der Geburtstagsfeier teilzunehmen. Zuerst geht es recht leise und langweilig zu aber später fangen die Tibeter wieder an zu singen und alle Gäste „dürfen“ ein Lied singen. Ich lasse mir etwas Zeit und die Jungs denken schon ich möchte kneifen, da fällt mir mit „dem Edelweiß“ der passende Song ein, es gefällt. Diesmal wird der Geburtstagskuchen nicht zur Kuchenschlacht verwendet, angeblich war es mit drei Stunden Autofahrt verbunden den Kuchen zu organisieren, Kostenpunkt 186Yuan. Dies ist das erste Mal, dass ich einen Kuchen in China etwas mag. In den nächsten Tagen bin ich weiter umher, unternehme zwei weitere Trekking Touren auch wenn keinen 4000er mehr. Dann plötzlich, ich bin gerade am Berg hinter einem Busch mein Geschäft erledigen, da fängt es auf einmal zu Schneien an. Aus dem bisschen Schnee wir schnell mehr und ich schaue, dass ich nach Hause komme. Nachdem die Sonne weg war ist es auf einmal sehr kalt und in den niederen Lagen gibt es vorerst Schneeregen, später schneit es. Ich wollte eigentlich die Runde weiter nach Aba, Zoige, Songpan, etc. bis nach Chengdu reisen, entschließe mich aber dann aufgrund der Wettervorhersage am nächsten Morgen den Bus zurück nach Lanzhou zu nehmen. Die Entscheidung hat sich als gut herausgestellt und was für eine Busfahrt das war. Auf der Strasse sind bereits einige Lkws abgerutscht. Teilweise parken die Trucks auch mitten auf der Strasse. Es schneit weiter und es ist Schneefahrbahn und teilweise leichter Stau. Zum Glück ist der Bus mit 6 Uhr sehr früh unterwegs. Später werden dann Ketten aufgelegt und es geht weiter. Für das erste Stück brauchen wir etwa 3 Stunden länger als geplant, damit ist aber alles noch im grünen Bereich, und schlussendlich komme ich in Lanzhou noch vor Abend an. Nach kurzer Pause hier geht es dann weiter nach Xian.

Einige der Reisenden welche ich am Weg getroffen habe hatten mir empfohlen nach Xian zu kommen. Hätte ich zuvor gewusst was mich erwartet wäre ich wahrscheinlich nicht gekommen. Die Innenstadt von Xian ist von einer Stadtmauer mit Burggraben umgeben. Die Mauer kann begangen und auch mit dem Rad befahren werden was ganz nett ist aber auch viele Touristen anlockt. Im Stadtkern selbst geht es sehr laut und touristisch zu. Ich mache die eine oder andere schlechte Erfahrung. Was ich hier mag, ist meine Unterkunft in dem nicht touristischen Teil des Muslimviertels. Nicht nur, dass ich mein Zimmer, ein 4-Betten-Dorm für mich alleine habe, nein mit 25Yuan pro Nacht ist es noch ausgesprochen günstig. In der näheren Umgebung gibt es essenstechnisch einiges zu erkunden, einen vollen Bauch bekommt man schon um umgerechnet 8-12Yuan. Nach einigen Tagen gelingt es mir Kontakt zu den Einheimischen aufzunehmen und es wird zunehmend netter. Gemeinsam mit dem Fahrrad wird die Umgebung von Xian erkundet. Das Fahrrad kann um 1Yuan pro Stunde an den diversen Fahrradständern in der Stadt ausgeborgt werden. Ich bin in einem Nudelrestaurant wo die Nudelschüsseln am Förderband daherkommen, mit verschiedenen Farben je Geschmacksrichtig (ich esse „nur“ 7 Schüsseln). Weitere Schmankerl werden verkostet, u.a. der „Chinesische „Hamburger“, lecker, viel besser als sein Amerikanischer Kollege. Eines Tages gehe ich von meiner Unterkunft auf die Strasse und es herrscht sehr dichtes Gedränge, an diesem Tag ist lokaler Markt im Viertel und die Strassen sind schwer verstopft. Es dauert fast eine halbe Stunde bis ich aus dem Gewühl draußen bin. Einige Chinesen machen mich aufmerksam, dass ich meinen Rucksack nicht am Rücken tragen soll. Es scheint als würde es in touristischen Gegenden gehäuft zu „Vorfällen“ kommen, ich habe aber bis jetzt von anderen ausländischen Reisenden noch nichts gehört und auch nichts gesehen, bin aber wie immer, etwas vorsichtig im Gedränge. Nach Xian geht es weiter in den Süden und die Ostküste hoch, so der Plan. Der günstigste Flug geht nach Guangzhou, also nehme ich den. Eigentlich wollte ich ja den Zug nehmen aber nachdem der Flug nur die Hälfte kostet habe ich mich dafür entschieden.

In der Stadt selbst fühle ich mich auf Anhieb wohl. Guangzhou ist die westlichste chinesische Stadt in der ich bis jetzt besucht habe, man sieht die Einflüsse anderer Kulturen und hört auch diverse Sprachen. Ich bin schon gespannt wie es mir in einigen Wochen in Shanghai gefällt. Meine Unterkunft ist in einer Wohnung in einem Wohnblock untergebracht. Die Anreise mitten in der Nacht stellt sich als abenteuerlich heraus, ich muss mich durchfragen, nach 6 oder 7 Personen habe ich dann aber das richtige Haus gefunden. Im Bus von Flughafen habe ich Freundschaft mit einigen Lokals geschlossen, in den Tagen danach wird gemeinsam die Stadt erkundet, gut gegessen und viel gesprochen. In einigen alten Stadtvierteln sieht man ganz lustige Gebäude die teilweise in einem gemischten Stil gebaut wurden. Viele Chinesen kommen hier her um Fotos zu machen. Generell in der Chinesischen Kultur sind Fotos sehr sehr wichtig, besonders wenn man sich damit selbst gut darstellen kann und die Farben knallig sind. So haben viele der Chinesischen Smartphone Hersteller darauf reagiert und bieten von Haus aus „modifizierte“ Kamera Anwendungen an welche die Haut weißer, das Gesicht Pickel frei und die Umgebung knallig darstellen. Eines Morgens werde ich von dem Lärm vor meinem Fenster geweckt und schaue hinaus, es findet gerade eine Feuerwehrübung statt, sieht fast wie ein Wettbewerb aus so schnell wie die herumlaufen. Nach einigen Tagen geht es weiter mit dem Zug nach Dongguan. Am Bahnhof wird mein Gepäck extra gründlich durchsucht. Zuerst verstehe ich nicht ganz was vor sich geht, dann aber ist es klar, die haben nach „verbotenen Substanzen“ gesucht. Meine homöopathischen Kugelküchen kann ich nur mittels Übersetzer erklären. Mein Brotmesser, meine Schere und mein Schweizer Taschenmesser müssen weg und dürfen nicht mit in den Zug. Da hilft alles beschweren in den diversesten Sprachen und auch vorsprechen beim Boss nicht. Ich sage, das Messer ist sehr teuer und ich verzichte lieber auf das Zugticket. Danach „erlaubt“ man mir den Bahnhof zu verlassen und die Post gegenüber zu besuchen um das Messer nach Hause zu senden. Ich hatte zuvor eine Sicherheitskontrolle mit sehr wenig Andrang gewählt, also dachte ich mir, warum nicht erneut versuchen und wolla. Später in Dongguan erfahre ich von Freunden das es vor einigen Jahren mit einem Laowei zu Zwischenfällen gekommen ist (die Rede war von großem Messer und Arm verloren) und ich daher so streng kontrolliert wurde was ich irgendwie auch verstehen kann.

Die Stadt in der ich als nächstes bin ist Dongguan. Der Grund warum ich hier bin sehr speziell, ich habe in einem Buch davon gelesen und das Buch ist in China nicht wirklich erhältlich aber Insidern bekannt. Daher wollte ich mir das ganze Vorort genauer ansehen. Nachdem in Lanzhou das Feedback bei Couchsurfing so gut war habe ich hier das selbe versucht und war überwältigt. Umgehend konnte ich mehrere Schlafplätze finden und Kontakte knüpfen. Bis jetzt hatte ich noch nie die Situation, dass in Couchsurfing alle Anfragen beantwortet wurden, dies ist nun in Dongguan zum ersten Mal geschehen was mich sehr gefreut hat. Ein Grund dafür ist, dass die Stadt selbst nicht touristisch ist, allerdings einige Expats hier leben und in den Fabriken arbeiten. Die Chinesen sind also Ausländer gewohnt aber nicht in einem sehr touristischen Sinn. Das merke ich sofort wie ich einige traditionelle Viertel der Stadt besuche, die Leute plaudern mit mir, sind nett, lassen mich von Dingen probieren aber starren mich nicht die ganze Zeit komisch an. Ich genieße es sehr hier umher zu sein. In einigen Strassen werden noch viele Dinge per Hand gemacht, so sehe ich wie die Chinesischen Drachen und Trommeln für das Frühlingsfest entstehen. Auch viele Shops sind sehr alt, wie die verkaufte Wahre und der Besitzer selbst. Man fühlt sich 20-30 Jahre in der Zeit zurückversetzt wenn man durch diese Gassen geht aber die Gegend stirbt auch langsam aus. In einigen Jahren werden auch hier, wie an so vielen anderen Orten, Hochhäuser stehen. Um eine Fabrik von innen zu sehen muss man zuerst um eine Einladung bitten. Zufälligerweise muss ein Freund von mir eine Firma besuchen und nimmt mich kurzerhand mit. Ich bin offiziell ein Client aus Europa, meine Reisekleidung passt nicht ganz zu der erzählten Geschichte aber es klappt. Die Dinge die ich sehe stimmen mich nicht extrem kritisch aber doch nachdenklich. Arbeiten und schlafen am selben Ort ist hier sehr sehr üblich, der Monatslohn liegt bei etwa 400 Euro. In den letzten Jahren sind die Löhne angeblich massiv gestiegen, daher sind viele der Fertigungen sind in andere Gegenden abgewandert. Wirklich zufrieden hatte ich das Gefühl war niemand der in einer Fabrik beschäftigt war, weder Leute mit denen ich auf der Strasse gequatscht hatte noch was ich Vorort gesehen habe. Am Abend nach dem Fabriksbesuch treffe ich mich mit Freunden um ihre Mannschaft beim Kleinfeld Fußballturnier anzufeuern. Wie es sich ergibt erreicht die Mannschaft den ersten Platz und das muss ausgiebig gefeiert werden. Wir sind gemeinsam mit den Spielern in einem Restaurant, es wird gegessen und getrunken. Nach einiger Zeit fangen einige Personen an zu singen, es klingt für mich als würden sie etwas einfordern und dann plötzlich ist jeder ganz massiv mit dem Telefon beschäftigt und auf einmal geht es rund. Ich verstehe zuerst nicht woher das Geschrei und all die Emotion kommt aber nach 1-2 Minuten ist mir klar wie der Hase läuft. In Wechat (eine Mischung aus chinesischem FB, WA und Bankaccount) werden in der Gruppe „Rote Pakete“ verschickt. Je schneller jemand auf die Nachricht drückt umso mehr Geld bekommt er, und die Mitarbeiter (bei dem Fußballteam handelt es sich um Angestellte eines Krankenhauses) haben ihren Boss aufgefordert doch ein rotes Paket zu senden und damit Geld an alle in der Gruppe zu spenden (welche schnell genug drücken). Das Ganze nimmt Fahrt auf und in Sprechchören werden die anderen aufgefordert auch etwas zu spenden. Einige Leute rennen zum Bankomat und holen Bargeld, der Boss stopft es sich ins Hemd und schickt die nächste Nachricht. Nach einiger Zeit ist das Hemd schon ganz voll und wahrscheinlich der Bankaccount vom Boss leer und andere übernehmen die Aufgabe. Es geht etwa eine Stunde so weiter, zwischendurch wird gequatscht und gesungen. Ich schätze gesamt wurden an diesem Abend wund 2000 Euro „verschenkt“, ein sehr schönes Erlebnis wenn ich zurückblicke. Tags darauf bin ich mit einigen Leuten von Couchsurfing plus Freunden mit dem Fahrrad unterwegs. Es wird während der Fahrt viel geplaudert und ich fühle mich als würde ich zu Hause am Wochenende etwas mit meinen Spetzeln unternehmen, sehr sehr nett. In den nächsten Tagen geht es in diesem Ton weiter, wobei wie immer wenn man tiefer in eine Umgebung eintaucht, höre ich auch die eine oder andere nicht so schöne Geschichte. Etwa eine Woche später geht es dann mit dem Schnellzug (500km in drei Stunden um rund 20 Euro) in die nächste Stadt, Xiamen, welche ich im nächsten Eintrag erwähnen möchte.

In den nächsten Tagen möchte ich ich via Boot einen Abstecher nach Taiwan machen, danach geht es weiter die Ostküste hoch bis nach Shanghai. Von dort fliege ich dann im Dezember nach Spanien und später dann weiter nach Bogota in Kolumbien. Aktuell bin ich bereits intensiv mit dem Spanischen beschäftigt.

Liebe Grüsse aus 厦门 (Xiamen),
Max

Weltreise Indonesien, Bali und Java

Und wieder ist die Zeit wie im Flug vergangen und es ist, seit dem letzten Beitrag, viel passiert. Allererst, mir geht es gut, ich genieße das Reisen nach wie vor auch wenn ich glaube, dass innerhalb des nächsten Jahres diese Reise ein Ende finden wird.

In Kunming war es ziemlich schwer Abschied zu nehmen. Nach zwei Monaten dort hatte ich dann doch viele Kontakte geknüpft, diese alle am Ende zu verabschieden ging dann schon ans Eingemachte. Wenn ich nachdenke, die emotionalsten Momente beim Reisen hatte ich bis jetzt entweder wenn ich in einer Situation fest gesessen bin oder wenn ich von meinen Weggefährten Abschied nehmen musste.

Gewappnet mit etwas Chinesisch und den diversen technischen Hilfsmitteln bin ich dann weiter nach Xichang gereist. Hier wollte ich sehen wie weit ich (in einer unter den westlichen Reisenden nicht so bekannten Gegend) komme. Es war im Endeffekt einfacher als ich gedacht habe. Mit anderen Chinesischen Reisenden Kontakt aufzunehmen und etwas zu unternehmen stellte kein Problem dar, mit einigen Lokals in Kontakt zu treten und gemeinsam die Gegend zu erkunden hat auch super funktioniert. Ich bin dann oft im See schwimmen gegangen (trotz der Verbotsschilder) und habe die Ruhe genossen.

Nach knapp einer Woche ging es dann nach Chengdu, alte Bekannte besuchen und den Flug nach Bali erwischen. Dies ist dann mein dritter Besuch in Indonesien. Warum Bali werdet ihr euch fragen, ganz einfach, günstige internationale Flüge, meine guten Kontakte dort und dem doch etwas teureren und lauteren China entfliehen, und natürlich der Visa Regulierung von China entsprechend alle 90 Tage das Land verlassen.

Der Flug ging von Chengdu über Shanghai nach Denpasar mit China Eastern Airlines. Zuerst hieß es alle einsteigen in Chengdu, dann wurde der Flug aber nicht zum Start freigegeben, angeblich angeordnet von der Luftraumüberwachung in Shanghai. Wir sind dann gut eineinhalb Stunden später abgeflogen, der Layover in Shanghai war allerdings nur 2 Stunden und so hat alles Laufen nichts gebracht und ich hab meinen Weiterflug verpasst. Die Herren am Transferschalter haben relativ entspannt darauf reagiert und gesagt sie buchen mich kostenfrei auf den nächsten Flug und fertig. Leider war dieser erst 24 Stunden später, so wurde ich gebeten mein Gepäck zu holen und auf den Hotelbus zu warten. Mein Gepäck war dann kurzfristig „verschwunden“ und ist erst 40 Minuten später, nach mehrmaliger Anfrage beim Gepäckschalter, wieder aufgetaucht. Vom Hotel war ich relativ beeindruckt, alles war kostenfrei, wir bekamen Essen, die Leute kümmerten sich um uns und es war dann doch eine eher noblere Absteige, keine Bruchbude wie ich sie erwartet hätte. Ich habe dann großteils gegessen, geschlafen und mit den anderen geplaudert, die 24 Stunden waren schnell um und dann bin ich wieder zurück zum Flughafen gefahren. Wie es der Zufall so wollte ist am Vortag eine Bekannte nach Shanghai zurück gekommen, wir haben uns dann spontan am Flughafen getroffen, Zufälle gibt’s.

In Bali war ich dann relativ schockiert, das letzt Mal wie ich hier war, war es wesentlich ruhiger (oder vielleicht kam es mir auch nur so vor). Zuerst haben wir in Denpasar ein Motorbike für ein Monat gemietet und sind damit durch Bali getourt. Der Versuch dem Tourismus zu entfliehen war nicht sehr erfolgreich. Wir haben es zuerst im Osten in Candidasa und Amed versucht was zwar ganz nett war aber mit dem Indonesien, dass ich in den Molukken das letzt Mal erlebt hatte, nichts gemeinsam hatte. Pläne wurden geschmiedet und bald hieß es, ab nach Java. Zuerst musste aber noch die Visa Erweiterung von 30 auf 60 Tage beantragt werden. Die Information im Internet war relativ klar dazu, man benötigt drei Besuche, es dauert jeweils 1-3 Tage dazwischen, was sich als nicht ganz richtig herausstellte. Nach dem ersten Besuch, wurde ich gebeten nach gut einer Woche wieder zu kommen, der letzte Termin wurde wiederum eine Woche später angesetzt. Ich gehe davon aus, es handelt sich hierbei um eine Hinhaltetaktik um die Touristen so lange wie möglich in Bali festzuhalten. Hätte ich das zuerst gewusst, hätte ich das Visa bereits in China beantragt oder die Verlängerung in Java beantragt. Interessantes Detail am Rande, bereits einen Tag nachdem ich bezahlt hatte wurde das Visum in meinen Pass gestempelt, warum ich dann weitere 6 Tage warten musste um meinen Pass zurück zu bekommen ist mir nicht ganz schlüssig.

In der Wartezeit wurden also weitere Orte in der näheren Umgebung erkundet. Im Westen von Bali hat es in Suraberata und Pemuteran ganz gut gefallen. In den Hügeln in der Mitte war es nett und vor allem kühler und in der Nähe von Gitgit haben wir einen Canyon zum Baden ausfindig gemacht. Ein erster Abstecher nach Banyuwangi in Java war auch dabei, wobei die Schiffsquerung über zwei Stunden gedauert hat, reine Fahrzeit wären vielleicht nur 15 Minuten doch nachdem zwar viele Schiffe aber nur wenige Anlegestellen vorhanden waren mussten die Schiffe auf dem Wasser warten. In Banyuwangi war es dann nach wie vor etwas touristisch, vor allem weil alle den Vulkan Ijen sehen wollten. Wir hatten zuvor ohne von der Attraktion zu wissen schon fast geplant hinzufahren, haben uns dann aber dagegen entschieden. Die enttauschten Gesichter der anderen Reisenden haben uns dann bestätigt und wir haben Strand und Schwimmbad den touristischen Orten vorgezogen.

Wenn man mit einem Motorrad in Indonesien unterwegs ist kann das manchmal ganz schön knapp hergehen. Ich bin ja grundsätzlich von Indien die Fahrweise schon gewöhnt, aber habe mir hier angewohnt sehr sehr aufmerksam zu fahren und bei längeren Touren immer wieder Pausen einzulegen. Bis jetzt hat sich das bezahlt gemacht und es ist alles gut ausgegangen, auch wenn man auf der Strasse dann doch die eine oder andere gerade noch gut ausgegangene Geschichte sieht. Nach einer Weile haben wir auch herausgefunden zu welchen Zeiten der Schwerverkehr unterwegs ist und welche Strassen mehr befahren sind als andere, so macht das Fahren Spaß.

Mit Mitte September war das Warten auf das Visum dann zu Ende und wir sind erneut von Denpasar nach Java aufgebrochen. Diesmal ging die Reise bis nach Lumajang, eine kleine Stadt in der Mitte von Ost-Java. Zum ersten Mal auf der Reise wurde ich von dem Hotel nach einer Heiratsurkunde gefragt und nachdem ich diese nicht vorweisen konnte durfte ich in diesem Hotel nicht nächtigen. Einige Hotels später hat sich herausgestellt, dass es scheinbar durch eine polizeiliche Verordnung in dieser Stadt nicht erlaubt ist im selben Zimmer zu übernachten sofern man nicht verheiratet ist und dies via Urkunde belegen kann. Zum Glück haben es einige Hotels nicht so genau genommen und nur gemeint wir sollten die Regeln genau lesen und beachten, ich „konnte“ den indonesischen Text leider nicht lesen und damit hatte sich die Sache erledigt. Ansonnten war die Stadt richtig nett, es gab einige Schwimmbäder in der Umgebung, günstiges Essen und jede Menge Fruchtdrinks und Kokosnüsse, Tagesausflüge in die nahe gelegenen Hügellandschaften und so weiter.

Bis jetzt hab ich die letzten Wochen nur sehr grob geschildert, um etwas mehr Einblick zu geben hier die Schilderung eines typischen Tages. Zuerst am Hotelbuffet frühstücken, normalerweise bin ich ja eher der „Guesthouse, Frühstück am Strassenrand Typ“ aber nachdem Preis/Leistung hier gepasst hat haben wir uns nach einigem herumprobieren in das beste Hotel am Platz eingemietet, welches mit einem, fast mit westlichen Standards vergleichbares, Breakfastbuffet aufwarten konnte. Danach wollten wir den nahe gelegenen Strand erkunden, laut Recherche nicht zu schwer erreichbar und nicht sehr touristisch. Der Securityguard von unserem Hotel hatte dann zum Glück bemerkt, dass der Hinterreifen des Bikes nicht ganz voll war, mir wäre das gar nicht aufgefallen. Danach sind wir auf der Strasse herum gefahren und haben beim nächsten Bikeshop angehalten um den Reifen auszupumpen. Kurz danach hat sich herausgestellt, der Reifen hat einen Nagel drin und wir müssen ihn flicken, oje. Dazu also auf zum nächsten Bikeshop, dort wurde innerhalb von 5 Minuten für unter einen Euro (ich konnte es gar nicht glauben) der Reifen geflickt, hurra. Dann also auf zum Strand. Nach etwa 10 Minuten auf der Strasse und in einer Rechtskurve dann pschsssss … rototot, der Reifen wieder ohne Luft, oje. Zum Glück war es nur der Hinterreifen, so hielt sich das Schlingern des Bikes in Grenzen. Etwa zwei Minuten später kam ein Truck vorbei, ich hab ihm gewunken, er ist stehen geblieben und gemeinsam haben wir das Bike auf die Ladefläche gehoben und wieder in die Stadt gebracht, hurra. Das Gesicht unseres Mechanikers von zuvor hättet ihr sehen sollen, dann sind gleich mehrere Mechaniker und der Boss ans Werk gegangen und haben gemeinsam den Reifen geflickt und uns dann versprochen, dass es nun passen würde. Ich habe mir dann die Telefonnummer geben lassen für den Fall, dass wir wieder ein Transportmittel zur Werkstatt benötigen würden (was aber Gottseidank nicht der Fall war). Nun aber auf zum Strand, den ersten Strand erreichten wir ohne Hindernisse, fast nur geteerte Strasse, Strand ist leer und verlassen, jedoch als wir den Seegang betrachten eher nicht zum schwimmen. Laut den Einheimischen sollte es aber etwas weiter östlich gut zum schwimmen gehen, wir folgen also kleinen Strassen durch Palm- und Papaya Plantagen weiter Richtung Osten, die Strassen werden immer sandiger und schwieriger zu fahren doch schlussendlich erreichen wir den anderen Strand ohne das Bike zu „flippen“ oder steckenzubleiben, auch hier etwas Wellengang. Nach einer Lunchpause im Schatten wurde dann kurz überlegt schwimmen zu gehen aber der Gedanke aufgrund Erschöpfung, Hitze und Wellengang verworfen. Auf der Rückfahrt sind wir dann sehr hungrig in eine der ersten Bude am Straßenrand eingekehrt. Das Essen dort hat ganz ok ausgesehen aber war nicht genießbar, das war das erste Mal in Indonesien, dass ich meine Gericht und Getränk nur „gekostet“ habe. Danach haben wir am Straßenrand ein Schild zu einem Schwimmbad gesehen, dem sind wir dann spontan gefolgt und wolla, haben ein kleines nettes Schwimmbad in einem Dorf entdeckt und sind dort schwimmen gegangen. Danach hat es zu Regnen angefangen, wir haben dann gewartet, aber der Regen hat nicht nachgelassen, so sind wir dann im Regen heim gefahren. Auf dem Heimweg sind dann zwei Motorräder frontal zusammen gekracht und die Teile der Maschinen herum geflogen. Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt und wir hatten etwas Abstand und wurden von keinem der umherfliegenden Teile erwischt. Beim Einparken ist es dann passiert, die Parklücke war der eng und der kleine Zeh meines Mitfahrers wurde zwischen den beiden Motorrädern eingezwickt. Ich packe also meinen Verbandskasten aus und schau mir die Sache genauer an, zum Glück ist es nur ein Kratzer, ich säubere und verbinde die Wunde, sollte in zwei Tagen erledigt sein (was es dann schlussendlich auch war). Später gab es dann richtig gutes leckeres Dinner, auch am Straßenrand.

Nach einiger Zeit in Lumajang sind wir dann nach Malang, einer Studentenstadt, aufgebrochen. Die Stadt ist wesentlich größer als Lumajang und der Verkehr sehr dicht. Es regnet des öfteren am Nachmittag was aber nicht weiter stört. Nach einigem Herumprobieren finden wir ein gutes Setup, eine günstige Unterkunft in guter Lage. Ein nahe gelegenes Schwimmbad und die diversen netten Märke, Restaurants etc. Auch im nahe gelegenen Batu gefällt es uns auch wenn es dort etwas mehr touristisch ist.

In einigen Tagen werden wir dann zurück nach Denpasar aufbrechen und wahrscheinlich an einigen Plätzen die uns gut gefallen haben einen Zwischenstop einlegen. Mitte Oktober geht es dann mit dem Flieger zurück nach Chengdu in China. Im Fall, dass auch diesmal mein Flug Verspätung haben sollte sehe ich kein Problem, von Shanghai nach Chengdu gehen 8 Flüge mit dieser Airline pro Tag, ich kann also bequem den nächsten Flug nehmen und muss keine 24h warten. Der weitere Plan ist in China mit Freunden und auf eigene Faust umher zu reisen. Wohin es mich genau treiben wird wird sich zeigen.

Alles Liebe und ich vermisse euch,
Max